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Die besten Filmklassiker aller Zeiten

Charlie Chaplin in Moderne Zeiten
Charlie Chaplin in "Moderne Zeiten" Verleih

"Hast du den schon gesehen?" Wer kennt sie nicht, diese berühmte Frage, wenn man mit Freunden zusammensitzt und sich das Gespräch plötzlich um sehenswerte Titel der Filmgeschichte geht. Aber welche solltest du dann erwähnen? Und welche musst du selbst unbedingt gesehen haben? Nachfolgend haben wir dir die besten Filmklassiker und auch neuere Meilensteine nach Genres zusammengestellt, über die du Bescheid wissen solltest. Von "Der Herr der Ringe", über "Der Weiße Hai" bis zu "Titanic" ist für jeden Geschmack etwas dabei.

Man muss die Bestenlisten nicht ersetzen, aber man darf sie ergänzen. In den letzten 20 Jahren entstanden gute Filme, die einen Platz in der Filmgeschichte verdienen. Sei es, weil sie eine außergewöhnliche Machart besitzen, eine ungewöhnliche Struktur oder einfach nur eine­ brillante, fesselnde Geschichte. Diese Filme, die in ihrem jeweiligen Genre technische Grenzen eingerissen und auf innovative Art neue Themen ausgelotet haben, brauchen den direkten Vergleich mit den Altvorderen nicht zu scheuen. Höchste Zeit also, einige Filmklassiker des Hollywood-Films mit ihren modernen Pendants zu vereinen.

Science Fiction/Fantasy

Die Herr der Ringe-Trilogie (2001-2003) ist für die heutige Generation das prägende Kinoerlebnis, wie es Krieg der Sterne (1977) in den 70ern war, und wird auf Jahre hinweg Filmemacher beeinflussen. Der größte Unterschied ist der Mut zur Düsternis, der auch The Dark Knight (2008) vom bisherigen Comicfilm-Meilenstein Superman (1978) abhebt. Selbst beim Horror dominiert nun Nihilismus, wie The Descent (2005) schön illustriert, der eine konsequente Weiterentwicklung des Monsterhorrors à la Der weiße Hai (1975) darstellt. Denn die Ängste bleiben gleich. Dass Maschinen die Weltherrschaft über­nehmen, thematisiert The Matrix (2003) heute ebenso wie früher 2001 (1968) und Blade Runner (1982).

Kriegsfilm

Der Kriegsfilm ist mehr als jedes andere Genre ein Produkt seiner Zeit. Die durch die Hölle gehen (1978), Apocalypse Now (1979) und Platoon (1986) verarbeiteten das Vietnam-Trauma, das für viele Soldaten heute wie in The Hurt Locker (2009) das Irak-Trauma ist. Andere Länder, andere Kriege: Pans Labyrinth (2006) lässt ein Mädchen vor den Grauen des spanischen Bürgerkriegs in eine Traumwelt fliehen, der israelische Waltz with Bashir (2008) zeigt den ersten Libanonkrieg. Weltweit drehen sich die meisten Khaki-Filme seit jeher um den Zweiten Weltkrieg. Von Das Boot (1981) über Schindlers Liste (1993) bis Der Soldat James Ryan (1998).


Western/Abenteuer

Foto: Verleih, "Spiel mir das Lied vom Tod" (1968)
Echte Kerle saufen, singen und essen Bohnen. Wissen wir seit Der schwarze Falke (1956) und Rio Bravo (1959). Und fanden im Zelt ihren verdienten Schlaf... bis Brokeback Mountain (2005), als das Homo-Tabu fiel, mit dem zuvor Abenteuer wie Fluch der Karibik (2003) nur kokettierten. Dass es auf See auch seriöser zuging, zeigte im gleichen Jahr Master and Commander. Das historisch korrekte Epos erinnert an Lawrence von Arabien (1962) - nur mit Schiffen statt Wüstenschiffen.

Musical

Foto: Verleih, "The Rocky Horror Picture Show" (1975)
Mit einem Knall katapultierte Baz Luhrmann 2001 das angestaubte Musicalgenre in die Moderne. Moulin Rouge setzt auf rasante Schnitte, fetzige Popsongs und Musikvideo-Optik - ein krasser Gegensatz zu braven Klassikern wie Singin' in the Rain (1952), Top Hat (1935) oder Lars von Triers Dancer in the Dark (2000), der mit tristen Bildern einen Kontrast zum bunten Showmusical schafft; die hypnotische Musik Björks erreicht dabei eine Sogwirkung wie damals die schmissigen Songs aus West Side Story (1961). Dessen Kultcharakter erreichte 14 Jahre später noch mal die Rocky Horror Picture Show. Mit Sweeney Todd bekam das Grusicalgenre 2007 einen würdigen Nachfolger.

Thriller/Gangsterfilm

Ein Film ist nur so gut wie sein Bösewicht, sagte Hitchcock und schuf mit Norman Bates in Psycho (1960) das Vorbild aller Psychopathen. Etwas mehr Intellekt darf's inzwischen schon sein, beweisen Hannibal Lecter in Das Schweigen der Lämmer (1991) und Gangsterboss Keyser Soze in Die üblichen Verdächtigen (1995). Ob Detektiv Humphrey Bogart (Der Malteser Falke,1941) die Täter von heute zur Strecke gebracht hätte? Ohne Korruption scheint es nicht mehr zu gehen, das zeigen die Film-noir-Nachfolger L. A. Confidential (1997) und Sin City (2005). Die Comic-Adaption bricht wie auch Pulp Fiction (1994) und Memento (2000) mit klassischen Erzählstrukturen. Etwas, was auch schon die unerreichte Pate-Trilogie (1972-1990) mit ihren Rückblenden wagte.

Drama

Foto: 20th Century Fox, "Titanic" (1997)
Für die Nutzer der Internet Movie Database ist Die Verurteilten (1994) der beste Film aller Zeiten. Wohl weil es seit Ist das Leben nicht schön? (1946) kaum einen Film mit lebensbejahenderer Botschaft gab. In Beziehungsfragen sind Happy Ends dagegen unerwünscht. Casablanca (1942) und Vom Winde verweht (1939) wurden ebenso mit herzzerreißenden Abschieden zum Hit wie später Lost in Translation (2003) oder Titanic (1997). Denn gutes Drama lebt von emotionaler Bandbreite. Ideal dafür sind Aufstieg und/oder Fall des Protagonisten, wie früher bei Citizen Kane (1941) oder Wie ein wilder Stier (1980) und heute in There will be blood (2007).

Kinderfilm/Animationsfilm

"Zeichentrick, was'n das?", mögen Kinder heute fragen. Denn seit Toy Story (1995) hat der Computer den Bleistift abgelöst und damit ein Genre revolutioniert, das mit Schneewittchen und die sieben Zwerge 1937 seinen Anfang nahm. Während Pixar das Animationszepter übernommen hat, besinnt sich das japanische Studio Ghibli noch auf die alte Kunst. Chihiros Reise ins Zauberland (2001) ähnelt in der Handlung dem Zauberer von Oz (1939), macht durch tiefsinnige Metaphern den Kinderfilm aber für Erwachsene interessant. Das gelang auch Ein Schweinchen namens Babe (1995) - es löste dabei Lassie (1946) als beliebtesten tierischen Hauptdarsteller ab.

Komödie

Foto: Verleih, "Manche mögen's heiß" (1959)
Die Jagd nach Frauen ist seit jeher ein großartiger Fundus für Komödien. 1959 war man in Manche mögen's heiß verrückt nach Marilyn - 39 Jahre später dann eben Verrückt nach Mary. Der Witz ist hier weniger subtil, aber diese Kunst ist moder­nen Komödienmachern insgesamt abhandengekommen. Filme wie Juno (2007) oder Die Truman Show (1998), in der Jim Carrey wie einst Charlie Chaplin in Moderne Zeiten (1937) zum Opfer der Technik wird, muss man mit der Lupe suchen. Wenigstens im Feld der Schwarzen Komödie haben wir mit den Coen-Brüdern moderne Meister. Ihr aus dem Ruder gelaufenes Verbrechen in Fargo (1996) braucht sich hinter Arsen und Spitzen­häubchen (1944) nicht zu verstecken. Und Quentin Tarantino bewies mit Inglourious Basterds (2009), dass man heute noch eine Nazi-Groteske drehen kann, die auf einer Stufe mit Frühling für Hitler­ (1968) und Sein oder Nichtsein (1942) steht.

Rückblick: Einst rannten die Menschen vor Schreck aus dem Kino, als die Gebrüder Lumière die Ankunft eines Zuges (1895) auf der Leinwand zeigten. Heute kippen die Leute dabei höchstens vor Langeweile vom Stuhl.

Denn kein anderes Medium hat sich technisch wie erzählerisch so schnell entwickelt wie der Film. Mit der Folge, dass sich unsere Sehgewohnheiten in über 100 Jahren Filmgeschichte so verändert haben, dass aus Meisterwerken Museumsstücke geworden sind.

Entsprechend gealtert präsentieren sich auch die meisten Best-of-Listen. Stummfilme wirken befremdlich in ihrer Thea­tralik, 30er-Jahre-Monster gehören eigentlich in die Puppenkiste, und die frühen Science-Fiction-Raumschiffe sehen aus wie aus dem Spielzeugladen um die Ecke. Klassiker wie "Metropolis" oder "Citizen Kane" bleiben zwar Geniestreiche ihrer Zeit, aber das Kinopublikum von heute - echte Cineasten ausgenommen - halten sie nicht mehr in Atem.