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It’s a Sin

Originaltitel: BoyGB
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Bewertung der Redaktion:

Ein Meisterwerk: tragisch und dennoch voller Lebensfreude

IMDb-Bewertung: 8,7 von 10

Am Beispiel von fünf Londoner Freunden wird erzählt, wie in den 80ern die am HI-Virus sterbenden Homosexuellen von der Gesellschaft fallen gelassen wurden.

„Seltene Krebsform bei 41 Homosexuellen entdeckt“. Mit dieser Schlagzeile aus der „New York Times“ vom 3. Juli 1981 begann die Aids-Epidemie. Doch die Größe der Gefahr wurde lange Zeit nicht wahrgenommen. Ein Umstand, den Showrunner Russell T Davies („Years and Years“) klug in seine Miniserie einbaut: Das erste Gespräch über die mysteriöse Krankheit findet so flüsternd im Hintergrund statt, dass der Zuschauer es ebenso leicht überhört wie
die Protagonisten der Serie.

Und so genießen Ritchie (Olly Alexander) und seine vier Mitbewohner Colin (Callum Scott Howells), Roscoe (Omari Douglas), Ash (Na thaniel Curtis) und Jill (Lydia West) erst noch ihr Partyleben im London des Jahres 1981, bevor die Krankheit mit gnadenloser Härte zuschlägt.

Dennoch gelingt es Russell T Davies, der die Serie lose auf realen Erfahrungen seiner guten Freundin Jill Nalder basierte, den Fünfteiler nicht zum Runterzieher zu machen. Indem er die Lebensfreude dieser jungen Menschen zeigt, setzt er all denen ein filmisches Denkmal, die ihr Leben an das tückische Virus verloren haben.

Die Tragik entwickelt die Miniserie daher auch nicht aus dem Umstand, dass viele aus der WG das Ende der 80er-Jahre nicht mehr erleben, sondern daraus, wie die Gesellschaft und die Politik ihr Sterben ignoriert haben. Wenn Herrenausstatter Henry (Neil Patrick Harris, „How I Met Your Mother“) als einer der ersten Erkrankten in einem Trakt des Hospitals regelrecht weggesperrt und von der eigenen Familie, ja selbst von den Ärzten und Schwestern, ignoriert wird, möchte man vor Wut einfach nur weinen. Und wenn die steigenden Opferzahlen von Politik und Medien vernachlässigt werden, weil es „ja nur Homosexuelle“ betrifft, überträgt sich die Hilflosigkeit der Betroffenen nahtlos auf den Zuschauer.

Das Tragische ist, dass niemand aus der Geschichte gelernt hat. Genau wie die Aids- Kranken damals wird auch heute noch das Leid vieler Randgruppen ignoriert, weil sie nicht das passende politische oder mediale Narrativ bedienen. Es mögen heute vielleicht Medikamente existieren, die den Ausbruch von Aids verhindern, gegen die Ignoranz der Menschen liegt leider immer noch kein Gegenmittel vor.

Bilder von "It’s a Sin"