Selten herrschte so viel Einigkeit auf der "Löwen"-Bank: Mit einer Ausnahme - Kaffee-Fan Dagmar Wöhrl - bekundeten die Raubkatzen, dass sie leidenschaftliche Tee-Trinker seien. Tillman Schulz etwa liebt seit seiner Kindheit Pfefferminztee, er ist seinem Lieblings-Morgengetränk seitdem treu geblieben. Beste Voraussetzungen also für eine erfolgreiche Präsentation der "Tea Blobs"-Unternehmer Sebastian Kadhim und Kai Stork. Sollte man meinen. Aber dann lief es doch etwas anders.
Was sie vorstellten, sollte den Charakter einer "Teevolution" haben, wie es vollmundig hieß: Es geht darum, beim Tee-Trinken die Umwelt zu entlasten und Verpackungsmüll zu sparen. "TeaBlobs" steht für gepresste Bio-Teetabletten. Bei der Zubereitung des Getränks kommt man also ganz ohne Sieb oder Beutel aus.
Das Produkt soll Abfall um 70% reduzieren
"Jedes Jahr werden in Deutschland 50 Milliarden Tassen Tee getrunken, davon werden 76 Prozent mit einem Teebeutel zubereitet", sagte Gründer Kai bei der Vorstellung. "Und das, obwohl der Teebeutel nicht zu Ende gedacht ist", ergänzte Co-Gründer Sebastian. Das Problem bislang: Ein Teebeutel kann bis zu viermal verpackt sein - unter anderem auch noch mit Plastikfolien. Die "TeaBlobs"-Tabletten stecken dagegen einfach nur in einem Papp-Röhrchen. So soll gegenüber den Teebeuteln die Abfall-Menge um 70 Prozent reduziert werden.
"Das ist feinster Bio-Tee in einer neuen Darreichungsform", erläuterte Gründer Kai das Prinzip. "In einem speziellen Produktionsverfahren mahlen wir losen Tee sehr fein und pressen diesen mit ausschließlich organischen Zutaten in unsere praktischen TeaBlobs." Dann kann man einen "TeaBlob" im heißen Wasser auflösen. Umrühren - fertig!
Wichtig: Die Tees schmecken! "Mega", meinte Ralf Dümmel nach einer Probe-Verkostung in der "Höhle der Löwen"-Teerunde. "Ich finde das lecker." Und sogar Kaffee-Anhängerin Dagmar Wöhrl lobte: "Sehr, sehr gut." Was deutlich weniger "schmeckte": Bei den Preisvorstellungen der "TeaBlobs"-Gründer verzogen die "Löwen" die Gesichter: Sage und schreibe fast sieben Euro wollen die Revolutionäre für eine Packung mit 20 ihrer Tabletten haben - bei einem Herstellungspreis von etwas mehr als drei Euro.
"Noch zu teuer - in der Herstellung und im Preis"
"Es ist noch zu teuer - in der Herstellung und im Preis", warnte da Janna Ensthaler schnell. Und auch Nils Glagau, der die Gründer zu mögen schien, schimpfte. Er reagierte sichtlich irritiert, als er hörte, dass die Unternehmer bislang nur einen Umsatz von rund 15.000 Euro gemacht hatten. "Das ist doch schon enttäuschend", meinte Glagau. Ähnlich ernüchtert zeigte sich Dagmar Wöhrl, die ihre Kollegen warnte: "Die brauchen ganz schnell sehr viel Geld."
Was die "TeaBlogs"-Gründer als Forderung vortrugen - 20 Prozent an ihrem Unternehmen für eine Investition von 100.000 Euro -, hörte sich allerdings vergleichsweise überschaubar, wenn auch etwas naiv an. Würde man mit dieser Summer bei einem Unternehmen, das bislang so gut wie gar kein Marketing betreiben konnte und das schon vom Aufbau einer eigenen Produktionsstätte träumt, jemals weit kommen? Plötzlich schmeckte der Bio-Tee bitter.
"Der Umsatz überzeugt mich nicht", sagte prompt Nils Glagau und winkte ab. Ähnlich hart urteilte Dagmar Wöhrl, die "TeaBlogs" noch weit entfernt vom Abheben sieht. "Das Flugzeug ist gerade noch am Terminal", fasste sie es in ein Sprachbild. "Ihr müsst aufs Rollfeld." Auch sie zog sich rasch zurück. Und auch für Janna Ensthaler war der Tee getrunken.
Kommt dennoch ein Deal zustande?
Doch dann kippte wieder einmal die Stimmung - und man konnte ausgerechnet den beiden Handelsfüchsen Ralf Dümmel und Tillman Schulz beim intensiven Grübeln zusehen. "Es ist immer ein sehr, sehr gutes Zeichen, wenn man nichts hört", meinte Dagmar Wöhrl.
Dann gab sich Dümmel einen Ruck: "Ich finde das Produkt wirklich geil", posaunte er auf die ihm eigene direkte Art hinaus. "Ey, die Welt hat auf euch gewartet", meinte er und versprach: "Ich werde euch nicht ohne ein Angebot ziehen lassen."
Da hatte er aber nicht mit seinem scharfen Konkurrenten Tillman Schulz gerechnet, der ebenfalls über beste Handelskontakte und viel Erfahrung verfügt. "Ich sehe da ein cooles Produkt", urteilte der über die "TeaBlobs". Beide Löwen schlugen den Gründern ein identisches Angebot vor: 100.000 Euro für allerdings ein Viertel am Unternehmen.
Nun hatten Kai und Sebastian die Qual der Wahl. Sie zogen sich zurück, überlegten kurz und wählten dann: Ralf Dümmel. Von ihm hatten sie bislang nur Gutes gehört. "Ich bin happy", jubelte der Hamburger. Ein glückliches Ende - darauf einen Tee!
Altersrekord bei "Höhle der Löwen"
Eigentlicher Star des Abends war dagegen ein 88-Jähriger: Albrecht Schnitzer, ebenfalls ein ziemlich kesser Hamburger, flitzte auf einem Laufrad in die "Höhle der Löwen" und zeigte, dass man auch im hohen Altern noch mit tollen Ideen und viel Energie unterwegs sein kann. Zusammen mit seinem 60-jährigen Sohn Heinrich will Albrecht das "sollso"-Laufrad vermarkten, das für ältere Menschen eine praktische Alternative zu einem Rollator sein soll.
Schon die Geschichte, wie es zur Namensgebung des Senioren-Start-ups kam, rührte alles Anwesenden sehr. "Als mein Vater auf dem Kiez unterwegs war, rief ihm jemand zu: ''Kaputt oder soll so?'' Natürlich war die Antwort: ''Soll so!''", erinnerte sich Co-Gründer Heinrich. Daraus ergab sich der treffliche Name für das Vater-Sohn-Unternehmen: "sollso"!
Das Fahren mit dem zugehörigen Gefährt macht offensichtlich richtig Spaß, wie gleich mehrere "Löwen" - darunter die hochschwangere Investorin Janna Ensthaler - nach einer Testrunde versichern konnten. Allerdings bewegt sich das Laufrad doch in einem Nischenmarkt und verkauft sich trotz des sympathischen Charmes der Gründer vermutlich alles andere als von selbst. Kein Deal - aber viel Respekt und extremes Bedauern über eine Absage, die allen schwerfiel.
Frühstückszerealien und Katzenklo
Enttäuschend verlief der Abend - ebenfalls trotz einer wirklich tollen Präsentation - für die Zucker-reduzierten "Spacies"-Frühstückszerealien und für die Erfinder des raffiniert konstruierten Katzenklos "Cloou": Jeweils kein Deal!
Dafür schloss gleich zu Beginn das Team von "the blood" ein vielversprechendes Geschäft ab: Carsten Maschmeyer und Nils Glagau investieren gemeinsam 200.000 Euro in das Medizin-Start-up, das eine intelligente Test-Möglichkeit für Menstrationsblut anbietet und so vielen Frauen bei Regel-Beschwerden helfen will.
Das Original zu diesem Beitrag ""Die Höhle der Löwen": 88-Jähriger ist Star des Abends – und kassiert Absage" stammt von "Teleschau".