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Überraschender Deal im Staffelfinale: Gründer bei "Höhle der Löwen" hatte nichts vorzuweisen

Carsten Maschmeyer bei Die Höhle der Löwen.
Carsten Maschmeyer bei "Die Höhle der Löwen". RTL / Bernd-Michael Maurer

Ein Pitch ohne marktreifes Produkt sieht man in der VOX-Gründershow "Die Höhle der Löwen" selten. Doch im Staffelfinale wurde es spannend. Warum der vom Schicksal gebeutelte Gründer doch einen Deal ergattern konnte.

Finale bei "Die Höhle der Löwen". Die VOX-Gründershow hält sich bereits seit 15 Staffeln. In der vorerst letzten Folge (11. Juni)  zeichneten sich große Fragezeichen auf den Gesichtern der potenziellen Investoren ab. Wo die Gründer sonst ihre Studio-Dekorationen aufstellen, bot sich den Löwen eine fast komplett leere Bühne. Und auf der Präsentationswand, auf der meist eine Werbe-Grafik erstes Rätselraten über die unmittelbar bevorstehende Pitch-Vorstellung auslöst, fand sich ebenfalls: nichts. "An dem Logo habe ich das erste Mal nichts auszusetzen", witzelte Carsten Maschmeyer, machte aber auch seiner Verwunderung Luft.

Doch dann lüftete Gründer Igor, ein in ein schlichtes dunkles Sakko und in Jeans gekleideter 48-Jähriger, sein Geheimnis: Ihm schwebt eine Revolution auf dem Markt für Knabber-Artikel vor. Und das, obwohl er weder eine erste Produktverpackung noch Informationen über Verkaufspläne oder Umsatzzahlen liefern konnte. Der Grund: Seine "Chipolos" - so könnten Igors Snacks einmal heißen - gibt es noch gar nicht. Nur das Geheim-Rezept besitzt der Gründer - sowie ehrgeizige Pläne.

Trauriges Schicksal: "Ich stand mehrmals davor zu erblinden"

Igors "Chipolos" sind nicht einfach irgendeine Knusper-Köstlichkeit zum Naschen zwischendurch. Sie stehen für einen Snack auf Sojabasis, der 99 Prozent weniger Kohlehydrate als herkömmliche Chips auf Kartoffel-, aber auch auf Linsen- oder anderer Gemüse-Basis haben soll. Der Hintergrund ist ernst: Igor ist Diabetiker. Und ohne radikale Ernährungsumstellung wäre sein Leben schon mehrfach akut gefährdet gewesen. "Eine Diabetes-Erkrankung bedeutet viel Verzicht, Umstellung und viele gesundheitliche Probleme", berichtete er. Und dann schockierte er die Löwen schwer: "In den letzten Jahren stand ich selbst mehrmals davor zu erblinden."

Es ist eine persönliche Leidensgeschichte, die den Mann antreibt, der ursprünglich mal Architekt werden wollte, dann aber Medienberater, Vertriebsprofi (ausgerechnet in einer der Organisationen, die einst auch Carsten Maschmeyer geleitet hatte), Möbelverkäufer und letztlich Food-Entwickler wurde. Igor hat die "Chipolos"-Rezeptur - unterstützt durch Knowhow von Lebensmittelwissenschaftlern - entwickelt, um selbst nicht völlig auf Snacks verzichten zu müssen.

Erst hagelt es Absagen

Mit der radikal Kohlehydrat-reduzierten Leckerei bietet sich eine Alternative, die viele der rund elf Millionen Diabetiker in Deutschland aufhorchen lassen dürfte. Mehr noch: "Chipolos" zu snacken, dürfte auch Nicht-Diabetes-Erkrankten gefallen, die sich gesund und kalorienarm ernähren wollen.

Zunächst hatte Igor noch selbstbewusst gesagt: "Wie Sie sehen, sehen Sie nichts." Tatsächlich hatte er im Studio kaum etwas aufgebaut. Und eine fertige Verkaufsverpackung oder gar einen Marketing-Plan konnte er auch nicht vorweisen. Doch zumindest hatte er "Chipolos" zum Probieren mitgebracht. Und die verfehlten ihre Wirkung nicht. Im Gegenteil: Die Nasch-Raubkatzen waren begeistert. "Sehr, sehr lecker", jubelte Nils Glaugau. "Schmeckt sehr, sehr gut", stimmte ihm Dagmar Wöhrl zu. Bei fast allen Löwen waren die "Chipolos"-Schälchen in Windeseile leer genascht. Ein gutes Zeichen!

Doch würde Igor sich auch - quasi aus dem Nichts - einen Deal angeln? Da wurde es dann doch deutlich kniffliger - und hoch spannend. Als erster Löwe verabschiedete sich Carsten Maschmeyer aus dem Rennen, mit seiner Standard-Absage. Er sei eben kein Food-Investor, die "Chipolos" schmeckten ihm allerdings ebenfalls sehr. Handelsexperte Tillman Schulz fürchtete die starke Snack-Konkurrenz sowie die Marktmacht unvermeidlicher Nachahmer. Und auch Dagmar Wöhrl fand "Chipolos" attraktiv, aber als Investitionsfall - mit der erst noch zu leistenden massiven Aufbauarbeit - dann eben doch viel zu riskant.

"Geniales Produkt, super ehrlicher Typ",

Nils Glagau dagegen sorgte für einen Irritationsmoment bei Gründer Igor, als er den Pitch in den höchsten Tönen lobte: "Geniales Produkt, super ehrlicher Typ", sagte der Orthomol-Firmenlenker - und gab dem Diabetiker dann aber doch überraschend einen Korb.

Damit blieb nur Ralf Dümmel im Spiel. "Du bist noch ganz am Anfang", meinte "Mister Regal" und blickte sorgenvoll. Doch dann legte er innerlich einen Schalter um: "Solchen Typen wie dir muss man helfen." Für 50.000 Euro sicherte sich Dümmel ein Viertel an Igors Firma. Und beide stehen nun vor gewaltigen Aufgaben, möglicherweise aber auch tatsächlich einer ganz großen Chance für die "Chipolos". Immerhin fiel die Entscheidung dann ganz schnell: "Ich bin CEO", meinte Igor stolz. "Ich sag ja." Ein Handschlag, eine Umarmung. "Besser geht's nicht", fand Ralf Dümmel.

Kaum Deals: Gehen VOX die guten Gründer-Ideen aus?

Deutlich ernüchternder liefen weite Teil der weiteren Final-Show ab, bei ein wenig der Eindruck entstand, als ob so langsam die wirklich genialen Gründer-Ideen ausgehen würden. Ohne Deal verabschiedet wurde etwa die "turn of beauty"-Gründerin, die ein nachhaltiges Dosier-System für Trockenseife vorstellte. Sensationen sehen irgendwie anders auch. Und auch die "inventife"-Tüftler aus der Schweiz, die ein System für die energiesparende Steuerung von Raumlicht durch (letztlich enorm teure) Deckensensoren vorstellten, mussten ohne Deal wieder abziehen.

Über Doppel-Unterstützung durch das Löwinnen-Duo Dagmar Wöhrl und Janna Ensthaler dürfen sich die "Jourries"-Gründer freuen. Sie stellten ein smartes NFC-Schmuckstück vor (NFC steht für Near Field Communication), das es seinem Besitzer ermöglicht, Fotos, Videos und Texten für immer zu bewahren und diese bei sich zu tragen.

Und beim Start-up "Hunderunde" wurde schließlich Nils Glagau warm. Er unterstützt die Unternehmer, die einen etwas diffusen Geschäfte-Mix mit Erinnerungsarmbändern, aber auch Hunde-Snacks vorstellen. Was dagegen imponierte: Die Tierfreunde lassen schon länger weite Teile ihrer Erlöse in schöne Projekte fließen - etwa den Aufbau eines Hunde-Tierheims in Rumänien.

Vorerst wurde erst mal genug geschachert und gepokert. Freuen darf man sich aber jetzt schon auf die nächste "Die Höhle der Löwen"-Staffel - dann hoffentlich wieder mit Produkten, auf die die Welt wirklich gewartet hat.