Was war denn da los? Selten kochten die Emotionen so schnell so hoch wie in der dritten neuen "Höhle der Löwen"-Folge am Montagabend. Was sich hinter dem deutsch-indischen Gemeinschaftsunternehmen Kulero verbarg, war wirklich eine Weltsensation. In Löffel-Form!
"Wir wollen den Planeten Löffel für Löffel nachhaltiger machen", verkündete Hemant Chawla. Der 26-Jährige lebt seit über drei Jahren in Deutschland, stark geprägt ist er allerdings von seinem Heimatland Indien, wo er bereits Erfolge mit einer überzeugenden Abfall-Vermeidungsidee feierte. Es geht ihm und seiner deutschen Geschäftspartnerin Juliane Schöning um das gigantische weltweite Plastikmüll-Problem. Und dafür haben sie essbare Löffel entwickelt - in gleich mehreren Geschmacksrichtungen.
So funktioniert die Löffel-Erfindung
Die Kulero-Bestecke - das Wort steht für "Löffel" in der künstlichen Weltsprache Esparanto - bestehen zu 100 Prozent aus natürlichen Zutaten. In heißen Suppen halten sie problemlos 30 Minuten, in kalten Speisen sogar bis zu 60 Minuten. Nach dem Mahl können sie verspeist werden. "Unser Motto lautet: "Benutz' mich und verputz' mich", sagte Juliane Schöning. Besonders gut "geschmeckt" hatte den zunächst erstaunten, dann begeisterten Löwen bei der Vor-Ort-Verkostung der kleine Eis-Löffel mit der Geschmacksnote Kakao. Knusprig und lecker!
Was den potenziellen Geldgebern allerdings weniger schmeckte, waren die Geschäftszahlen, die Chawla und Schöning präsentierten. Der Markt für Wegwerf-Besteck, der von billig produzierten, umweltschädlichen Plastiklöffeln, -gabeln und -messern dominiert wird, ist eben hart umkämpft. Mit kalkulierten Kosten von 60 bis 70 Cent für einen essbaren Kulero-Löffel auf dem Endverbraucher-Markt dürfte es für die Deutsch-Inder nicht gerade leicht werden. Attraktiv könnte es allerdings auf dem B2B-Markt aussehen, also bei Restaurants und Imbiss-Buden, nicht zuletzt bei Eisverkäufern.
Und da wurde dem ehemaligen Formel-1-Star Nico Rosberg ganz heiß: Er verriet, dass er - neben seinen vielen anderen Geschäften - auch eine Eisdiele besitzt. Und dass er über angeblich exzellente Kontakte in die italienische Eis-Industrie verfügt. Rosberg wollte Kulero-Investor werden - vor allem auch wegen des coolen Öko-Aspekts. Doch alleine einsteigen? Und das für den stolzen Preis von 200.000 Euro für lediglich zehn Prozent der Kulero-Firmenanteile? Nicht ganz leicht zu verdauen!
Die Investoren kämpfen um die Erfindung
Während routinierte Firmen-Käufer wie Ralf Dümmel und der Social-Media-Experte Georg Kofler rasch ankündigten, dass sie die originellen Ess-Löffel zwar prinzipiell für großartig hielten, mit Blick auf enorme Risiken aber doch nicht investieren wollten, verließen gleich mehrere andere Löwen ihre gemütlichen Sessel und trafen sich zur Geheim-Absprache im Studio-Hintergrund. Es formierte sich ein ungewöhnliches, in dieser Form sogar einmaliges Dreier-Bündnis: Dagmar Wöhrl, Nico Rosberg und Nils Glagau schlossen sich für ein Angebot an Kulero zusammen.
"Wir finden das Produkt, wir finden Euch klasse", sagte Nils Glagau zu Hemant Chawla und Juliane Schöning. Allerdings: "Noch ist die Marge noch nicht so attraktiv." Daher verkündete er ein Gegenangebot: Für 200.000 Euro forderte das Trio 33 Prozent der Firmenanteile. "Damit hättet Ihr große Sicherheit, dass das in Deutschland erfolgreich wird", so Glagau.
Und was machte Hemant Chawla? Er lächelte nur. Nach kurzer Beratung kehrte er mit seiner Geschäftspartnerin vor die Geldgeber zurück: "Das ist schon viel, aber wir bieten auch viel", sagte Schöning. Mehr als insgesamt nur 14 Prozent der Firmenanteile für die drei Gründer wollten die Löffel-Unternehmer nicht herausrücken. Bäm! Nico Rosberg, sonst schnell für "grüne" Geschäftsideen zu begeistern, sprang da schon ab.
Der Deal mit Dagmar Wöhrl platzte
Erneut formulierte Nils Glagau ein Investoren-Angebot, das nun nur noch von ihm und Dagmar Wöhrl getragen wurde. Beide verlangten 20 Prozent der Kulero-Anteile für 200.000 Euro. Hemant Chawla lächelt - und bot 15 Prozent. Zweiter Tiefschlag: Nils Glagau sprang entnervt ab. "Das ist zu wenig", schimpfte er.
Wenig später hätte auch seine Kollegin Wöhrl, die letzte Verbliebene aus dem ursprünglichen Dreier-Bündnis, fast das Feld geräumt. Sie wollte 14 Prozent der Anteile haben, was die Eigner ablehnten. Da jetzt nur noch eine Löwin und nicht mehr ein Trio bei der Deutschland-Expansion helfen würde, kehrten sie zu ihrer Ursprungsforderung von zehn Prozent zurück. Taffe Verhandler. Doch hatten sie den Bogen damit nicht komplett überspannt?
Dagmar Wöhrl rang mit sich. Sie signalisierte: Nein! Doch dann besann sie sich plötzlich um. "Doch, ich mach's!" Sie wird 200.000 Euro für Kulero rausrücken, erhält nur ein Zehntel und damit wenig Mitsprache an der Firma. Doch die Löfel-Idee begeistert sie. "Ich find's einfach gut." Da fiel dann auch bei den Gründern die Maske: "Ich bin ganz fassungslos", stöhnte Juliane Schöning überglücklich. Die Löffel-Revolution in Deutschland kann anrollen - dachte man zumindest! Die große Überraschung folgte dann nach der Sendung, da platzte der Deal dann.
In einem Video knöpfte sich Dagmar Wöhrl die Gründer dann vor: Sie sei zwar nach wie vor begeistert von dem Produkt, sei es doch "die ideale Maßnahme, um Plastikmüll zu vermeiden", erklärt Wöhrl. Nach der Show sei jedoch eine E-Mail der Gründer gekommen, in der es hieß, sie möchten nun "doch keine Beteiligung mehr". Frustriert stellt Wöhrl fest: "Tja, es zeigt sich doch immer wieder, dass es Gründer gibt, in die Sendung kommen, nicht um einen Deal zu bekommen, sondern eben die Sendezeit, um somit ihr Produkt bekannt zu machen und dadurch einen Mehrwehrt zu haben".
Dieses Produkt kam bei den Löwen weniger gut an
Deutlich weniger Investoren-Leidenschaft war bei den anderen Produkt-Ideen der jüngsten "Höhle der Löwen"-Folge im Spiel. So mussten sich die kessen Gründerinnen des Kölner Unternehmens Pocketsy ohne Deal von der Bühne trollen. Dahinter verbarg sich eine BH-Kleiderlinie mit eingenähten Geheimfächern, in der sich Ausweise, Handys oder sogar Schlüssel "verstecken" lassen. Trägt "frau" so etwas wirklich?
Ganz viele Sympathiepunkte sammelte dagegen ein gerade mal 21-jähriger Jung-Imker mit seiner easyBeeBox-Idee ein. Nils Glagau möchte der ökologisch durchdachten Selbermacher-Kiste fürs Hobby-Honigerzeugen weiterhelfen. Und Supermarkt-Experte Ralf Dümmel musste natürlich bei der Doppel-Wasserwaage Flüwa zuschlagen, die viele Heimwerker-Herzen höher schlagen lassen dürfte, aber wohl ebenfalls auf einem überschaubaren Markt bleiben wird.
Blieb ein besonders emotionaler Auftritt zum Schluss: Zwei TU-München-Absolventen hatten mit munevo Drive eine hochkomplexe Smartglass-Steuerung für Rollstuhlfahrer entwickelt. Sie hilft Menschen, die aufgrund schwerer Krankheiten oder Verletzungen oft nur noch Kopf und Hals bewegen können. Ein tolles Produkt - aber mit einer Bewertung von acht Millionen Euro bei bislang rund zehn verkauften Anwendungen auch ein völlig überteuertes Unternehmen, zumindest aus Sicht der Investoren. Gut, dass die Gründer eine Bühne bekamen, Geld bekamen sie keines. Dafür sorgten knusprige Löffel für Furore!
Lesetipp
Das Original zu diesem Beitrag "Dagmar Wöhrl nach geplatztem Löffel-Deal enttäuscht" stammt von "Teleschau".