Die erste Episode der achten Staffel "Game of Thrones" ist seit der Nacht vom 14. auf den 15. April in Deutschland verfügbar. Bei Sky Go und Sky Ticket auf Abruf (auch auf Deutsch) oder um 3 Uhr nachts bei Sky Atlantic. Montags zeigt der Pay-TV-Sender eine Wiederholung um 20.15 Uhr bei Sky Atlantic HD in synchronisierter Fassung. Hier findet ihr einen detaillierten Programmplan zu den aktuellen Folgen.

Nun aber Vorsicht: Spoilerstufe rot! Wir besprechen die Staffel-Premiere der preisgekrönten HBO-Serie ohne Rücksicht auf Verluste. Episode 68 trug den Titel "Winterfell" und das Wiedersehen verschiedenster Figuren aus dem "Game of Thrones"-Universum stand im Mittelpunkt der 51 Minuten dauernden Handlung. Die Festung der Starks im Norden diente dafür bevorzugt als Setting, aber nicht nur.

Game of Thrones so lustig wie nie zuvor

Mit dem ersten Satz setzt die neue Folge direkt eine Duftmarke: "Wenigstens frierst du dir nicht die Eier ab!" flachst Tyrion Lannister (Peter Dinklage) in Richtung Lord Varys' (Conleth Hill). Im eisigen Norden genießt der Eunuch gewisse Vorteile und schnell wird dem Zuschauer klar: Der Auftakt in das letzte Kapitel der sagenumwobenen Fantasyserie ist deutlich launiger als erwartet. Selten war das Humorlevel einer "Game of Thrones"-Episode so hoch.

Das liegt vor allem an der Grundkonstellation in "Winterfell", bei der sich entweder Figuren wiedersehen, die sich seit einer gefühlten Ewigkeit nicht mehr begegnet sind (Jon trifft Bran und Arya) oder Charaktere, die sich noch nie zuvor gesehen haben (Sansa beäugt Dany). Angesichts des bevorstehenden Kampfes erhält ein gewisser Fatalismus Einkehr in die Festungsmauern des Nordens, auch das trägt zu bissigen Dialogzeilen bei. "Weißt du, wer bei den Wildlingen die Waffen macht?", raunt der Bluthund (Rory McCann) dem Schmied Gendry (Joe Dempsie) entgegen, als der aus Drachenglas eine Axt für ihn herstellt und erhält sogleich die scharfe Ansage: "Krüppel und Schwanzlutscher! Wer davon bist du?"

Für Dankbarkeit ist offenbar keine Zeit, für Warmherzigkeit nur in ausgewählten Momenten. Zum Beispiel wenn Arya (Maisie Williams) und Jon (Kit Harington) sich in die Arme fallen und über ihre Waffen scherzen. Das letzte Mal als die beiden sich gesehen haben, war Ned Stark (Sean Bean) noch am Leben und auf dem Eisernen Thron saß ein gewisser Robert Baratheon. Kein Wunder, dass die Kamera kurz innehält und den Moment des Wiedersehens zelebriert, um dann von Arya daran erinnert zu werden, worum es in "Game of Thrones" schon immer ging: "Ich verteidige unsere Familie" und während Jon antwortet, er sei auch ein Teil davon, fragt sich der wissende GoT-Gucker: Wann wird seine Herkunft endlich aufgelöst?

Nehmen wir es vorweg: Samwell Tarly (John Bradley-West) berichtet Jon, dass er der eheliche Sohn von Lyanna Stark und Rhaegar Targaryen und damit der rechtmäßige König der Sieben Königslande mit dem Namen Aegon Targaryen ist. Dessen Reaktion fällt in der Familiengruft der Starks alles andere als euphorisch aus: "Mein Vater war der eherenvollste Mann, der mir jemals begegnet ist und du sagst mir, er hat mich mein Leben lang belogen?" Es ist eine gelungene Szene, die Drehbuchautor Dave Hill hier ins Skript geschrieben hat. Eine Szene, die die Zerrissenheit der Figur Jons veranschaulicht, ohne diesen Moment zu sehr auszuschlachten. Regisseur David Nutter bleibt nah an den beiden Figuren, umkreist sie in dem düsteren, unterirdischen Gewölbe und lässt die beiden Darsteller mit viel Gefühl in ihre Figuren eintauchen. Denn: Auch Samwell ist gerührt. Nicht nur, weil er mit Jon mitfühlt, sondern wegen einer Begegnung, die zuvor in der Bibliothek von Winterfell vor sich ging.

Aegon Targaryen weiß, wer er ist

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Hoch zu Rosse und später auf einem Drachen reitend: Jon aka Aegon Targaryen

Erstmals lernt er Daenerys Targaryen (Emilia Clarke) kennen und eigentlich stand das Treffen unter versöhnlichen Vorzeichen. Jorah Mormont (Iain Glen) hat seiner Königin von der Zitadelle in Westeros erzählt und sie gebeten, Samwell ein Dankeschön für seine heilenden Kräfte anzubieten. Doch dazu kommt es nicht. Vielmehr erfährt der Sohn von Randall Tarly, dass sowohl sein Vater als auch sein Bruder von Dany hingerichtet wurden. Obwohl er seine Familie zuletzte nicht im Guten verließ, berührt ihn diese Nachricht sichtlich. Im Gespräch mit Jon moniert Sam diese Brutalität und fragt ihn: "Du hast für das Wohl deines Volkes auf die Krone verzichtet: Würde sie das auch tun?"

Es bleibt eine der spannendsten Fragen für die nächsten Folgen: Wie wird Dany auf die Nachricht reagieren, dass sie mit ihrem Neffen geschlafen hat? Und wie fällt ihre Reaktion darauf aus, dass sie keinen Thronanspruch hat?

Im Süden geht es derweil auch um Sex. Cersei Lannister (Lena Headey) begibt sich mit Euron Graufreud (Pilou Asbeck) ins Bett und das nicht ohne Hintergedanken. Wie wir aus dem Finale der vergangenen Staffel bereits (glauben zu) wissen, ist die Regentin schwanger. Dem triebgesteuerten Piraten gaukelt sie nun vor, dass er sie geschwängert haben könnte: Seinen Satz "Ich werde euch einen Prinzen in den Bauch setzen!", goutiert sie mit einem gequälten Lächeln. Ihr Plan, dass niemand von der Affäre mit ihrem Zwillingsbruder erfährt, bleibt weiterhin in Form. Aber: Sie trinkt Wein. Spielt sie also ihr altbekanntes Spiel, um die Männer in ihrer Umgebung einzulullen? Apropos Brüder: Cerseis neuester, hinterhältiger Plan sieht vor, Jamie (Nikolaj Coster-Waldau) und Tyrion von Ser Bronn (Jerome Flynn) ermorden zu lassen. Interessanter Randaspekt: Die Nachricht wird von ihrem Berater Quyburn übermittelt. Vielleicht auch weil sich die Schauspieler Lena Headey und Jerome Flynn nicht ausstehen können und für keine Szene von "Game of Thrones" gemeinsam vor der Kamera stehen.

Probleme in "Winterfell": Erzähltempo und Zeitsprünge

Kaum fliegt die Kamera in den Süden fragt man sich: Wieviel Zeit ist vergangen oder läuft die Zeitebene parallel zu den Ereignissen im Norden, nur der Handlungsort hat gewechselt? Nicht ganz eindeutig, denn Cersei erfährt von ihrem Berater erst in dieser Einstellung vom Einsturz der Mauer. Nachdem Jon und Dany in Winterfell landen, ist dieser Status Quo allerdings schnell klar, denn Sansa (Sophie Turner) erzählt bei der Sitzung in Winterfell, dass sie alle Häuser Starks aufgerufen hat, zu ihr zu kommen. Grund: Sansa erhielt Kunde davon, dass der Nachtkönig einen Eisdrachen in seinem Besitz hat und mit diesem die Mauer zum Einsturz brachte.

Nächstes Kuriosum: Am Ende von "Winterfell" sehen wir Tormund (Kristofer Hivju), Beric Dondarrion (Richard Dormer) und Co. in den Ruinen von "Letzter Herd", einer Festung weit im Norden, zwischen Winterfell und der Mauer. Es ist der Sitz der Familie Umber, treuen Verbündeten der Starks. Ned Umber sehen wir zu Beginn der Episode bei der Sitzung in Winterfell. Er bittet Lady Sansa um Unterstützung, da er zu wenig Pferde für den Transport seiner Truppen habe. Ihre Ansage: Er bekommt so viele, wie sie entbehren kann. Dafür soll er schnell zum "Letzten Herd" aufbrechen und seine Soldaten nach Winterfell bringen. Der Nachtkönig hat diesen Plan nun offenkundig durchkreuzt: Bevor Ned Umber aufbrechen konnte, wurde er martialisch an die Wand genagelt. Eine Botschaft vom Nachtkönig an die Menschen im Norden aber auch an die Zuschauer, denn die erste Episode schreitet beim Erzähltempo schneller voran, als man es anfangs annimmt.

Was zählt: Zahlen aus "Game of Thrones"

Cersei darf sich über 20.000 Männer der Goldenen Kompanie und 2000 Pferde freuen, die ihr von der Eisernen Flotte überbracht wurden. Eine hübsche Ansammlung an Streitkräften dafür dass die Königin plant, nicht an dem Krieg im Norden teilzunehmen. Wie ihre Absichten genau aussehen, lässt sich nur erahnen. Allerdings spricht ihr üppiges Heer dafür, dass sie sich auf eine anrückende Streitmacht aus dem Norden vorbereitet.

Möglicherweise wird sie aber auch weitere Herrschaftssitze in den Sieben Königslanden mit ihrer Armee einnehmen und ihr Einflussgebiet erweitern - Cersei ist alles zuzutrauen. Nicht erst seit dem man weiß, wie sie plant, mit ihren Brüdern umzugehen. Nur gut für all ihre Feinde in Westeros, dass sie nicht wie geplant auch noch Elefanten überreicht bekam.

Die rasanteste Szene

Jeder hat es geahnt und dennoch ist es einigermaßen beeindruckend, sie nun gemeinsam in Action zu sehen: Dany und Jon schwingen mit den Drachen Rhaegal und Drogon durch die Lüfte. Die etwas andere Art des romantischen Spaziergangs durch die verschneite Landschaft des Nordens, der wirklich ansehnlich in Szene gesetzt wurde und zeigt: Das Budget bei "Game of Thrones" ist noch einmal gewaltig angestiegen. Doch Jon muss sich an die rasanten Flugechsen erstmal gewöhnen, was zu einem weiteren vergnüglichen Dialog führt: "Ich weiß nicht, wie man einen Drachen reitet", gibt er vorsichtig zu bedenken und Dany unkt nur "dann war es schön, deine Bekanntschaft gemacht zu haben."

Anschließendes Fazit: Wieder einmal kann Jon bei seiner Tante landen. Nachdem sie die Drachen in ein malerisches Tal gelenkt haben, staunt Daenerys über die Schönheit eines Wasserfalls und wünscht sich, mit Jon für "tausend Jahre" an diesem Ort zu verweilen. Als Anführer der Streitmächte gegen den Nachtkönig betont Jon die Zeitknappheit, vergnügt sich aber trotzdem mit der blonden Schönheit. Selten wurde Inzest im TV emotionaler inszeniert. Auf Jons Einwand "Es ist kalt hier für ein Mädchen aus dem Süden", antwortet Dany mit einladenden Worten: "Dann wärm‘ deine Königin!" Lediglich Drogon schaut drohend aus dem Hintergrund. Ein Sittenbeauftragter mit Schuppen, auch neu.

Wer hat im Staffelauftakt gefehlt?

Der Nachtkönig bleibt die Bedrohung im Hintergrund. Zu sehen ist er mit seiner Armee der Toten nicht, doch allen ist längst klar, auf wen er es abgesehen hat: Der Showdown zwischen Nachtkönig und Dreiäugigen Raben steht kurz bevor.

Dass Bran gegenüber Sam den Satz sagt "Ich warte auf einen alten Freund" könnte nun für Spekulationen sorgen. Meint er in seiner Rolle des vorausschauenden Wargs etwa den Anführer der Toten? Oder ist es lediglich ein ironisch-scharfzüngiger Vorblick auf die Ankunft von Jamie in Winterfell? Dieser landet auf dem Herrschaftssitz der Starks und blickt als erstes Bran in die Augen. Dem Jungen, den er in der ersten Staffel vom Turm stieß. Seinetwegen sitzt Bran im Rollstuhl, den Machern dient dieser starke Moment als Cliffhanger und Ende von "Winterfell". Kommenden Montag geht es weiter mit Episode zwei von sechs. Ob die achte Staffel "Game of Thrones" den Witz des Auftakts beibehält? Es darf bezweifelt werden.