Die im Schatten des Belfaster Titanic-Museums gelegen namensgleichen Titanic Studios wirken auf Passanten nahezu unscheinbar. Lediglich der mannshohe Zaun, der unerwünschte Besucher abhalten soll, gibt einen Hinweis darauf, dass es sich hier um eines der größten Filmstudios Europas handelt. Filme wie "City of Ember" und "Your Highness" entstanden in der ehemaligen Werft von Harland and Wolff. Aber zu weltweitem Ruhm gelangte das Industriegelände erst als Heimat von "Game of Thrones".
Es ist nicht leicht, hier Zutritt zu bekommen. Mehrere Sicherheitsschleusen muss man durchlaufen, Taschen werden durchsucht und die Kameras von Mobilgeräten mit rotem Sicherheitsband überklebt, das sichtbare Farbspuren hinterlässt, sollte es jemand illegal entfernen, um heimlich Schnappschüsse zu machen. HBO versteht keinen Spaß, wenn es um sein Kronjuwel "Game of Thrones" geht. Aber HBO versteht, dass Presse wichtig ist. So kann TV Spielfilm trotz aller Geheimniskrämerei nicht nur die Titanic Studios besuchen, sondern auch einige der wichtigsten Locations der Mittelalter-Parallelwelt.
Es ist nicht leicht, hier Zutritt zu bekommen. Mehrere Sicherheitsschleusen muss man durchlaufen, Taschen werden durchsucht und die Kameras von Mobilgeräten mit rotem Sicherheitsband überklebt, das sichtbare Farbspuren hinterlässt, sollte es jemand illegal entfernen, um heimlich Schnappschüsse zu machen. HBO versteht keinen Spaß, wenn es um sein Kronjuwel "Game of Thrones" geht. Aber HBO versteht, dass Presse wichtig ist. So kann TV Spielfilm trotz aller Geheimniskrämerei nicht nur die Titanic Studios besuchen, sondern auch einige der wichtigsten Locations der Mittelalter-Parallelwelt.
Der Eiserne Thron ist nur eine Täuschung
Unser Rundgang beginnt auf Bühne A mit ihrer Eingangspforte von imposanten 20 Metern Höhe und 18 Metern Breite, die auch eine Burg aus dem 13. Jahrhundert beschützen könnte. Dahinter verbirgt sich ein höhlenartiges Gebilde, das sehr kühl und farblos wirkt. Doch nur einen Flur entfernt befinde ich mich plötzlich auf einem idyllischen maurischen Vorplatz. Die Bodenfliesen sind so gelegt, dass sie die riesige Karte eines Königreichs darstellen. Jeder "Game of Thrones"-Fan weiß es: Dies ist Cersei Lennisters Kartenraum, in dem sie am Ende der siebten Staffel ihren nächsten Schachzug plant.
Weiter geht es durch ein Labyrinth aus halb abgebauten Kulissen, bis plötzlich prachtvolle Metalltüren den Weg versperren. Dahinter: der Thronsaal von Drachenstein, in dem Jon Schnee sich weigerte, vor Daenerys Targaryen auf die Knie zu gehen. Jeweils drei gusseiserne Kronleuchter an den Seiten sind Symbole ihrer Macht. In den Boden ist ein riesiger, kreisförmiger Drache eingeritzt. Sechs Treppenstufen führen zum Thron der Targaryens, dem Ehrfurcht gebietenden Felsmassiv.
Tatsächlich ist es eine clevere optische Illusion der Ausstatter. Denn der Stein ist in Wirklichkeit chemisch behandeltes Metallblech, das seine Wirkung vor der Kamera nicht verfehlt. Die Liebe zum Detail ist beeindruckend. Man kann verstehen, warum Dutzende Arbeiter fünfzehn Wochen lang daran gefeilt haben. Mit leicht erhöhtem Puls darf ich den Ehrenplatz einnehmen und stelle fest: Als Regent in Westeros braucht man vor allem Sitzfleisch. Bequem ist was anderes.
Weiter geht es durch ein Labyrinth aus halb abgebauten Kulissen, bis plötzlich prachtvolle Metalltüren den Weg versperren. Dahinter: der Thronsaal von Drachenstein, in dem Jon Schnee sich weigerte, vor Daenerys Targaryen auf die Knie zu gehen. Jeweils drei gusseiserne Kronleuchter an den Seiten sind Symbole ihrer Macht. In den Boden ist ein riesiger, kreisförmiger Drache eingeritzt. Sechs Treppenstufen führen zum Thron der Targaryens, dem Ehrfurcht gebietenden Felsmassiv.
Tatsächlich ist es eine clevere optische Illusion der Ausstatter. Denn der Stein ist in Wirklichkeit chemisch behandeltes Metallblech, das seine Wirkung vor der Kamera nicht verfehlt. Die Liebe zum Detail ist beeindruckend. Man kann verstehen, warum Dutzende Arbeiter fünfzehn Wochen lang daran gefeilt haben. Mit leicht erhöhtem Puls darf ich den Ehrenplatz einnehmen und stelle fest: Als Regent in Westeros braucht man vor allem Sitzfleisch. Bequem ist was anderes.
Bereit zur Schlacht für Staffel 8
Raus aus den heiligen Hallen, hinein in die Waffenkammer. Hier lagert alles, was in der "Schlacht der Bastarde" zum Einsatz kam – und in der finalen Staffel mit dem größten Gefecht der Film- und Fernsehgeschichte wieder gebraucht wird.
Während das epochale Bastard-Battle 25 Drehtage benötigte, entstand die neue Konfrontation über sage und schreibe elf Wochen. Entsprechend groß ist das Repertoire an Waffen. Das große Holzkatapult sticht ins Auge, das in Westeros schon für Tod und Zerstörung gesorgt hat. Und statt mit Tapeten sind die Wände mit Schilden, Schwertern und Speeren in jeder Farbe und Größe gespickt. Es gibt Mordinstrumente aus Metall, die für die Nahaufnahmen reserviert sind. Das Fußvolk dahinter schlägt sich mit Gummischwertern die Schädel ein – selbst bei "Game of Thrones" steht Sicherheit über allem. Auf die Frage, wie sich das Kampfgetümmel in den neuen Folgen von den bisherigen abhebt, folgt der Satz, den ich in den diesen Tagen am häufigsten zu hören kriege: "Darüber können wir nicht sprechen."
Nach dem Setrundgang werden wir mit dem Auto ins zwanzig Kilometer entfernte Moneyglass gefahren. Wenn "Game of Thrones" gerade nicht gedreht wird, leben lediglich 103 Menschen in dem kleinen Dorf im County Antrim. Sobald HBO anrückt, vervierfacht sich die Zahl. Auf den ersten Blick sieht es so aus, als hätten es nicht alle lebend herausgeschafft. In einem Innenhof stoße ich auf verbrannte Körper. Genauer gesagt Soldaten, wie man an ihren Brustpanzern erkennen kann. Eine grausige Szenerie. Angeschmorte Arme und Beine sind auf gigantischen Holzpfählen aufgespießt. Zahlreiche Crewmitglieder tragen gegrillte Kadaver über den aufgeweichten Untergrund und stapeln sie in der Kulisse, strategisch platziert, übereinander. Ein weiteres Crewmitglied ist damit beschäftigt, den ganzen Schauplatz in künstlichen Schnee zu tauchen. Während in Westeros der Winter zuverlässig kommt, hat er Nordirland in diesem Februar verschont. Die weiße Flockenpracht muss künstlich hergestellt werden.
Die Besitzer des Anwesens schauen dem Spektakel interessiert aus der Ferne zu. Seit Jahren müssen sie mit ansehen, wie die Produzenten ihre Ländereien umgestalten. Ein Anbau hier, ein Umbau dort. Auch sie wissen nicht, ob es in diesem Jahr tatsächlich das letzte Mal sein wird oder ob HBO für die geplanten Spin-offs zurückkehrt. Kurz bevor es interessant wird und der Nachtdreh beginnt, bekommen wir das Signal zum Aufbruch. Was immer hier heute entsteht, für unsere Augen ist es nicht bestimmt.
Während das epochale Bastard-Battle 25 Drehtage benötigte, entstand die neue Konfrontation über sage und schreibe elf Wochen. Entsprechend groß ist das Repertoire an Waffen. Das große Holzkatapult sticht ins Auge, das in Westeros schon für Tod und Zerstörung gesorgt hat. Und statt mit Tapeten sind die Wände mit Schilden, Schwertern und Speeren in jeder Farbe und Größe gespickt. Es gibt Mordinstrumente aus Metall, die für die Nahaufnahmen reserviert sind. Das Fußvolk dahinter schlägt sich mit Gummischwertern die Schädel ein – selbst bei "Game of Thrones" steht Sicherheit über allem. Auf die Frage, wie sich das Kampfgetümmel in den neuen Folgen von den bisherigen abhebt, folgt der Satz, den ich in den diesen Tagen am häufigsten zu hören kriege: "Darüber können wir nicht sprechen."
Nach dem Setrundgang werden wir mit dem Auto ins zwanzig Kilometer entfernte Moneyglass gefahren. Wenn "Game of Thrones" gerade nicht gedreht wird, leben lediglich 103 Menschen in dem kleinen Dorf im County Antrim. Sobald HBO anrückt, vervierfacht sich die Zahl. Auf den ersten Blick sieht es so aus, als hätten es nicht alle lebend herausgeschafft. In einem Innenhof stoße ich auf verbrannte Körper. Genauer gesagt Soldaten, wie man an ihren Brustpanzern erkennen kann. Eine grausige Szenerie. Angeschmorte Arme und Beine sind auf gigantischen Holzpfählen aufgespießt. Zahlreiche Crewmitglieder tragen gegrillte Kadaver über den aufgeweichten Untergrund und stapeln sie in der Kulisse, strategisch platziert, übereinander. Ein weiteres Crewmitglied ist damit beschäftigt, den ganzen Schauplatz in künstlichen Schnee zu tauchen. Während in Westeros der Winter zuverlässig kommt, hat er Nordirland in diesem Februar verschont. Die weiße Flockenpracht muss künstlich hergestellt werden.
Die Besitzer des Anwesens schauen dem Spektakel interessiert aus der Ferne zu. Seit Jahren müssen sie mit ansehen, wie die Produzenten ihre Ländereien umgestalten. Ein Anbau hier, ein Umbau dort. Auch sie wissen nicht, ob es in diesem Jahr tatsächlich das letzte Mal sein wird oder ob HBO für die geplanten Spin-offs zurückkehrt. Kurz bevor es interessant wird und der Nachtdreh beginnt, bekommen wir das Signal zum Aufbruch. Was immer hier heute entsteht, für unsere Augen ist es nicht bestimmt.
An der Mauer von "Game of Thrones"
Am nächsten Morgen sitzen wir in einem Kleinbus auf dem Weg nach Norden. Über kurvenreiche Straßen geht es nach Magheramorne. Von Weitem ist hier nichts Bemerkenswertes zu sehen. Doch je näher wir dem ehemaligen Kalk-Steinbruch kommen, umso deutlicher ist die imposante Fassade der Schwarzen Festung zu erkennen.
Das Gelände ist weitflächig eingezäunt, seit Fans und Paparazzi in den ersten Staffeln verräterische Aufnahmen mit Teleobjektiven schossen. Für die letzte Staffel setzte HBO laut Hauptdarstellerin Sophie Turner sogar einen Drohnenkiller ein, der die Elektronik allzu neugieriger Kameras lahmlegt und sie mit einem Klick abstürzen lässt. Selbst geladene Gäste wie wir werden hier nicht unbedingt mit offenen Armen empfangen. Kaum sind die Pforten geöffnet, steht man in dickem Schlamm. Entschädigt wird man mit dem Anblick einer eindrucksvollen Kulisse. Große Holzbalken umgeben das Gelände, damit das Fort isoliert bleibt. Um diese Barriere herum schlängeln sich mehrere zweigeschossige Gebäude. Sie säumen den Weg bis zu einem primitiven Fahrstuhl, der gegen eine weiß getünchte Felswand lehnt. Vom Boden führen zwei mächtige Kabel zur Spitze der Felsen, wo eine weitere Häuserfront wartet.
Während sich die Geschichte dieser Location vor dem inneren Auge abspielt, fragt man sich, was nach den letzten sechs Folgen dem Zuschauer wohl am meisten in Erinnerung bleiben wird. Eine Person? Eine Schlacht? Oder eine Liebesgeschichte? Für mich wird es wohl immer dieser Ort hier bleiben. Der Schlamm der Schwarzen Festung, in dem Jon Schnee im Finale der fünften Staffel sein Ende fand. Und obwohl bei unserem Besuch nichts mehr darauf hindeutet, liegt sein Schicksal schwer auf meiner Seele.
Das Gelände ist weitflächig eingezäunt, seit Fans und Paparazzi in den ersten Staffeln verräterische Aufnahmen mit Teleobjektiven schossen. Für die letzte Staffel setzte HBO laut Hauptdarstellerin Sophie Turner sogar einen Drohnenkiller ein, der die Elektronik allzu neugieriger Kameras lahmlegt und sie mit einem Klick abstürzen lässt. Selbst geladene Gäste wie wir werden hier nicht unbedingt mit offenen Armen empfangen. Kaum sind die Pforten geöffnet, steht man in dickem Schlamm. Entschädigt wird man mit dem Anblick einer eindrucksvollen Kulisse. Große Holzbalken umgeben das Gelände, damit das Fort isoliert bleibt. Um diese Barriere herum schlängeln sich mehrere zweigeschossige Gebäude. Sie säumen den Weg bis zu einem primitiven Fahrstuhl, der gegen eine weiß getünchte Felswand lehnt. Vom Boden führen zwei mächtige Kabel zur Spitze der Felsen, wo eine weitere Häuserfront wartet.
Während sich die Geschichte dieser Location vor dem inneren Auge abspielt, fragt man sich, was nach den letzten sechs Folgen dem Zuschauer wohl am meisten in Erinnerung bleiben wird. Eine Person? Eine Schlacht? Oder eine Liebesgeschichte? Für mich wird es wohl immer dieser Ort hier bleiben. Der Schlamm der Schwarzen Festung, in dem Jon Schnee im Finale der fünften Staffel sein Ende fand. Und obwohl bei unserem Besuch nichts mehr darauf hindeutet, liegt sein Schicksal schwer auf meiner Seele.