Ganz lange galten Videospiel-Verfilmungen als zum Scheitern verurteilt. Doch jüngst haben die Endzeitserie "The Last of Us" und der Animationsspaß "Der Super Mario Bros. Film" das Gegenteil bewiesen. Beide waren große Publikumserfolge und überzeugten nicht nur Fans der Konsolenversionen, sondern auch Zuschauer, die sich mit den Vorlagen nicht auskennen. Diese Erfolge regen die Fantasie an: Welche Videospiele sollten dringend als nächstes verfilmt werden?

Einige große Titel, die sich für so eine Liste anbieten würden, sind bereits in Arbeit. Zu den bildgewaltig inszenierten und stark erzählten "God of War"-Spielen entsteht derzeit bei Amazon Prime Video eine Serie. Genauso sitzt Netflix schon an einer Serienadaption des gefeierten Spiels "Horizon: Zero Dawn". Noch 2023 soll ein "Gran Turismo"-Film kommen, außerdem sitzen verschiedene Studios an Adaptionen von "Fallout", "Bioshock", "Ghost of Tsushima", "Borderlands" und "It Takes Two". Was bleibt da noch übrig für einen eigenen Wunschzettel? Eine ganze Menge.

Seit Ewigkeiten arbeiten in Hollywood verschiedene Kräfte an einem "Metal Gear Solid"-Film, doch die Arbeiten verlaufen regelmäßig im Sande. Dabei wäre die visionäre Spielereihe des genialen japanischen Entwicklers Hideo Kojima prädestiniert für große Leinwandunterhaltung. Die gewaltigen, verschachtelten Geschichten um den Special-Ops-Soldaten Solid Snake, der auf verschiedene Anti-Terror-Einsätze geht, haben ihren Ursprung bereits im Kino, sind sie doch anfangs heftig inspiriert gewesen durch den dystopischen Sci-Fi-Klassiker "Die Klapperschlange". Mit einem komplexen Drehbuch und fantastischer Action könnte "Metal Gear Solid" selbst zum Filmklassiker werden. Und Gamer wissen Bescheid: Die breite Masse ist nicht vorbereitet auf ihre erste Begegnung mit Kultschurke Psycho Mantis.

Zugegeben: "Harvest Moon" zu verfilmen dürfte erstmal nicht allzu verlockend klingen, da die Spiele kaum eine Handlung erzählen, beziehungsweise bestenfalls sehr am Rande, sondern Simulatoren sind, in denen sich die Spieler als Farmer versuchen können. Doch es gibt viele Ansätze, mit denen das funktionieren könnte: Eine Anime-Serie im Stil von "Pokémon" etwa könnte der Landschaftsromantik der Vorlagen gerecht werden, aber auch Realverfilmungen wären möglich. "Der Marsianer – Rettet Mark Watney" hat vorgemacht, wie spannend selbst der Anbau von Lebensmitteln sein kann, wenn man ihn unter den richtigen Bedingungen erzählt. "Harvest Moon" hat viel Potenzial – braucht aber einen Kenner hinter der Kamera, der selbst unzählige Stunden in den Spielen verbracht hat.

Darf auf dieser Liste nicht fehlen: "Monkey Island" zählt zu den wichtigsten Videospielen aller Zeiten. Die Grafikadventure-Reihe hat in den 90ern Millionen von Kindheiten geprägt. Und eine Verfilmung liegt so nahe: Die humorigen und mit allerlei Popkultur-Anspielungen gespickten Abenteuer des Piratenanwärters Guybrush Threepwood wären der perfekte Nachfolger für die "Fluch der Karibik"-Filme. Zudem ist "Monkey Island" gerade einer neuen Generation von Zockern vorgestellt worden, denn erst 2022 erschien nach langer Durststrecke mit "Return to Monkey Island" ein ganz neuer Teil. Retro ist eben gerade in Mode und da "Monkey Island" sich vor Referenzen auf "Indiana Jones" oder "Star Wars" kaum retten kann, dürfte es nur eine Frage der Zeit sein, bis wir eine Verfilmung bekommen.

Seit 2019 "Game of Thrones" endete, wollen alle Streaminganbieter ihre eigene Fantasy-Hit-Serie. Amazon Prime Video hat es sowohl mit "Der Herr der Ringe: Die Ringe der Macht" versucht, als auch mit "Das Rad der Zeit", doch der große Hype blieb aus. Selbst "Game of Thrones"-Anbieter HBO hatte nichts Neues in petto und macht daher jetzt einfach mehrere "Game of Thrones"-Ableger. Warum also traut sich niemand an die "Dark Souls"-Spiele? Diese erzählen fesselnde und umfangreiche Geschichten in einer Fantasy-Mittelalterwelt und bieten genug Stoff für mindestens zehn Staffeln. Und falls den Machern "Dark Souls" nicht taugt, könnten sie es genauso auch mit "Elden Ring" oder "The Elder Scrolls" versuchen. So oder so: Die Zukunft der modernen Fantasy schlummert im Gaming-Sektor.

Bei "The Legend of Zelda" darf man nach dem großen Erfolg von "Der Super Mario Bros. Film" sicher sein, dass Nintendo sich damit nicht mehr allzu viel Zeit lassen wird. Ihre andere große Marke muss einfach irgendwann einen Animationsfilm spendiert bekommen. Die Geschichten der Spiele sind zeitlos: Meist geht es um Prinzessin Zelda aus dem Königreich Hyrule und dem Schwertkämpfer Link, die gemeinsam oder jeweils einzeln gegen den bösen Gerudokönig Ganondorf kämpfen und ihn davon abhalten wollen, das "Triforce" in einen Besitz zu bringen – ein Artefakt mit unermesslicher Macht. Die bunten Welten aus "The Legend of Zelda" verzaubern schon seit 1986 unzählige Zocker, erst 2023 kommt der neueste Teil heraus. Also, Nintendo: Gebt Link und Zelda endlich ihren Platz auf der großen Leinwand.

Lange bevor "The Last of Us", "Detroit: Become Human" oder "Beyond: Two Souls" mehr interaktiver Film als Videospiel waren, gehörte 2002 "Mafia" zu den ersten Spielen, die eine Geschichte auf Kino-Niveau erzählten. Die Geschichte des Taxifahrers Tommy, der in den 1930ern in der fiktiven Großstadt Lost Heaven zufällig in die Mafia gerät, sich dort zum Profi-Gangster mit viel Einfluss hocharbeitet, und letztlich der Liebe wegen mit dem Gewissen in Konflikt kommt, ist überdeutlich von großen Filmen wie "Der Pate" und "Good Fellas" inspiriert. In diesem Fall liegt das Gold wirklich auf der Straße, es muss in Hollywood nur noch jemand aufheben wollen, dann könnte ein "Mafia"-Film oder gar eine Serie schon sehr bald im selben Atemzug wie diese großen Klassiker genannt werden.

Das Computer-Rollenspiel "Baldur's Gate" ist heute vielleicht etwas in Vergessenheit geraten. Aber: Eine Verfilmung passt gerade perfekt in den Zeitgeist. "Baldur's Gate" basiert nämlich auf dem Pen-&-Paper-Dauerbrenner "Dungeons & Dragons", der durch "Stranger Things" im Mainstream ankam, bei Prime Video mit der Serie "The Legend of Vox Machina" eine Anime-Adaption bekam und 2023 sogar einen eigenen Kinofilm erhielt – mit großem Erfolg. Jetzt wäre also der richtige Zeitpunkt, die Geschichte vom Erben des getöteten Gottes Bhaal zu verfilmen, der in der titelgebenden Stadt Baldurs Tor eine politische Verschwörung aufdecken muss, ehe es in den vergessenen Reichen zu einem gewaltigen Krieg kommt. Dass die Geschichte für ein Rollenspiel ungewöhnlich viel hergibt, zeigt allein ein kurioser Fun Fact: 1999 wurde eine Romanfassung des ersten Spiels veröffentlicht. Die perfekte Vorlage.