Wie wurde James Bond zu dem, als den Millionen Kinogänger ihn kennen und lieben? Wie bekam er seine Kennnummer als Agent 007? Schon in den Romanen von Ian Fleming, der die Figur in den 1950ern erfand, wird diese Frage nicht groß behandelt, und auch die Filme interessierten sich lange Zeit wenig für die Ursprünge des Charakters. In seinem ersten Leinwandauftritt "James Bond – 007 jagt Dr. No" von 1962 ist er bereits ein erfahrener Agent im Einsatz.
Es dauerte bis 2006, ehe der 21. Film der Reihe "Casino Royale" eine moderne Vorgeschichte des Charakters erzählte, die seinen Weg zum Doppel-Null-Agenten aufzeigte. Doch der Gedanke spukte den Machern der Filme schon lange im Kopf herum: Als 1986 der langjährige Bonddarsteller Roger Moore die Titelrolle aufgab, wollten die Bond-erfahrenen Drehbuchautoren Richard Maibaum und Michael G. Wilson dessen Vorgeschichte erzählen. Die wäre allerdings sehr anders gewesen als dann später in "Casino Royale".
Der Film, der "Der Hauch des Todes" einst werden sollte
Sieben Filme in Folge hatte Roger Moore die Rolle von James Bond gespielt, und war in den Augen der Kinogänger so eng mit der Figur verknüpft, wie einst der Ur-Bonddarsteller Sean Connery. Ihn abzulösen würde schwierig werden, wussten die Produzenten der Reihe. So kamen Maibaum und Wilson auf die Idee, die Bondfigur ganz neu anzulegen, um jeden Vergleich mit Moore zu vermeiden. Das Ziel: Ein junger Bond sollte am Anfang seiner Karriere gezeigt werden und erst im Laufe des Films die Kennnummer 007 erhalten, wie im Sachbuch "The Lost Adventures of James Bond" von Mark Edlitz berichtet wird.
Mehrere Drehbuchentwürfe schrieben die beiden, die sich alle um die gleiche Geschichte drehten: Ein unerfahrener James Bond, der gerade vom Commander der Navy zum britischen Geheimdienst gewechselt ist, soll einen erfahrenen Agenten namens Burton Trevor bei einer Mission im Dschungel unterstützen. Als Duo brechen die beiden in das Versteck des chinesischen Warlords Kwang ein. Bei dem Einsatz wird Trevor getötet und von Bond gerächt, in dem dieser den Warlord umbringt und sein Dschungelversteck in die Luft sprengt. Wieder in London wird er am Ende des Films zum Doppel-Null-Agenten befördert und bekommt den Titel seines gefallenen Kameraden: die Kennnummer 007.
Produzent war gegen einen jungen James Bond
Mit einem Dschungelabenteuer wären Maibaum und Wilson Mitte der 80er auf der Höhe der Zeit gewesen: Seit dem Erfolg des Vietnamkriegsfilms "Apocalypse Now" waren viele Filme erschienen, die Actionszenen im Dschungel platzierten. 1986 gewann "Platoon" mehrere Oscars, ein Jahr später wurde der Dschungel-Horror-Action-Mix "Predator" ein großer Kinoerfolg. Zeitlich war geplant, den Film vor das Jahr 1962 anzusiedeln, sodass er zeitlich vor "James Bond – 007 jagt Dr. No" gespielt hätte. Es wäre der erste Bondfilm gewesen, der nicht in der zeitlichen Gegenwart verortet ist. Bis heute hat es das nicht gegeben.
Die Idee scheiterte am Bond-Produzenten Albert R. Broccoli, der seit Beginn der Filmreihe und bis zu seinem Tod 1996 immer das letzte Wort über die inhaltliche Ausrichtung jedes Films hatte. Er war sich sicher, dass die Zuschauer sich mehr dafür interessierten, wer James Bond ist, statt dafür, wer James Bond einst war. Er glaubte nicht, dass eine Herangehensweise über die Vorgeschichte der richtige Weg wäre – und bestimmte, es solle nach Roger Moore alles einfach so weitergehen wie zuvor.
In "Casino Royale" erfuhren Zuschauer doch noch von Bonds Ursprüngen
So schrieben Wilson und Maibaum ein neues Drehbuch, und orientierten sich dabei an einer Bond-Kurzgeschichte von Ian Fleming, die auch für den Titel des Films sorgte: "Der Hauch des Todes". Wieder waren sie auf der Höhe der Zeit: Der Film, der 1987 mit dem neuen Bond-Darsteller Timothy Dalton in die Kinos kam, thematisierte die letzten Atemzüge des Kalten Krieges, insbesondere die Sowjetische Intervention in Afghanistan. Im großen Finale des Films reitet Bond sogar Seite an Seite mit den afghanischen Freiheitskämpfern der Mudschahedin – so politisch war kein Bondfilm zuvor.
Erst knapp weitere zwanzig Jahre später wurde Wilsons Idee von einer Vorgeschichte zu James Bond doch noch Wirklichkeit: "Casino Royale", der Einstieg des aktuellen Bonddarstellers Daniel Craig, spielt zwar in der Gegenwart des Jahres 2006, erzählt aber trotzdem von einem jungen Bond zu Beginn seiner Karriere, der in der ersten Szene des Films durch zwei kaltblütig ausgeführte Morde erst in den Doppel-Null-Status befördert wird.
"Keine Zeit zu sterben", der fünfte und neueste Bondfilm mit Daniel Craig, soll aktuell am 30. September 2021 in den deutschen Kinos starten. Hier ist der Trailer zum Blockbuster: