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Sharp Objects

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Originaltitel: Sharp ObjectsUS | 2018 - 2018
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Dieses Psychodrama wirkt noch lange nach

IMDb-Bewertung:
8,0
/10

Journalistin Amy Adams soll in ihrem Heimatkaff eine Mordserie recherchieren – und findet ein neues Kapitel ihrer eigenen Geschichte

Zwei Mordfälle, eine Ermittlerin. Das Set-up für „Sharp Objects“ gleicht dem traditioneller Krimis. Doch wer die HBO-Miniserie einschaltet, um bei der Tätersuche mitzuraten, wird enttäuscht sein. Denn die Adaption des Debütromans von Gillian Flynn („Gone Girl“) ist nur vordergründig ein Whodunit. Im Kern ist sie die bisher konsequenteste Aufarbeitung von Traumata, die den Zuschauer emotional ebenso mitnimmt wie ihre Protagonistin.
Journalistin Camille Preaker (Amy Adams) hat mit ihrer Heimat Wind Gap in Missouri abgeschlossen. Der Tod ihrer Halbschwester Marian hat vor Jahren einem tiefen Graben zwischen Camille und ihrer unnahbaren Mutter Adora (Patricia Clarkson) aufgerissen. Doch als zwei junge Mädchen in Wind Gap ermordet werden, schickt Chefredakteur Frank (Miguel Sandoval) Camille aus ihrem selbst gewählten Exil in St. Louis in die alte Heimat zurück.
Mit einem klapprigen Volvo und einem beschädigten iPod passiert sie die „Letzte Ausfahrt, um es sich anders zu überlegen“, und begibt sich auf eine Reise in die Vergangenheit. Das veränderte Straßenschild ist das offensichtlichste Zeichen für den Zuschauer, dass nicht jedes Motiv ein Abbild der Realität ist, sondern eine Manifestation von Camilles Psyche. Immer wieder tauchen Worte auf, die dort eigentlich nicht hingehören. Aus dem Caterpillar Logo einer Baumaschine wird für eine Sekunde „Catfight“. Mal ist in Camilles Auto „Scared“ eingeritzt, dann „Sacred“. Und auf diversen Nummern- und Straßenschildern stehen Worte wie „Punish“, „Falling“ oder „Spiteful“. Die Gemeinsamkeit der Begriffe ist, dass sie allesamt eine negative Konnotation haben.
Die Erklärung dafür geht buchstäblich unter die Haut. Auf dem Körper von Camille sind Narben von Wörtern verewigt, die sie sich früher einmal in den Körper geritzt hat. Das Ritzen hat sie (anscheinend) gestoppt, aber die Wörter schwirren immer noch in ihrem Kopf herum, sodass sie diese jetzt auf Gegenstände projiziert.
Es ist nicht der einzige Streich, den ihr Gehirn ihr spielt. Immer wieder erscheinen Camille ihre Halbschwester Marian und ihr eigenes Teenager-Martyrium vor dem geistigen Auge. Regisseur JeanMarc Vallée, der wie bei „Big Little Lies“ alle Episoden inszeniert, lässt diese oft blutigen und verstörenden Bilder wie eine blitzartige Attacke auf den Zuschauer los. Völlig unvorbereitet sieht man entstellte Gesichter, Leichen oder Wunden. Es ist daher fragwürdig, dass der Serie – anders als bei „Tote Mädchen lügen nicht“ – keine Triggerwarnung vorangestellt wird. Stattdessen wird am Ende des langen Abspanns eine Texttafel mit Hilfsangeboten für Menschen mit psychischen Problemen versteckt.
Diese Angebote könnten eigentlich alle Charaktere in „Sharp Objects“ gut gebrauchen. Die Angehörigen der Opfer, der auswärtige Ermittler Richard Willis (Chris Messina), Polizeichef Vickery (Matt Craven) und sogar Camilles Chef haben alle einen Knacks. Das Zentrum der mentalen Instabilität befindet sich aber im Anwesen von Camilles Mutter, das direkt einem Tennessee-Williams-Roman entsprungen sein könnte.
Deren typische, sinnlich aufgeheizte Atmosphäre mit ihren sexuell Untertönen zeichnet auch „Sharp Objects“ aus. Der Fokus auf die Stimmung ist dabei sowohl Fluch als auch Segen der Serie. Fluch, weil in den acht elegisch erzählten Stunden relativ wenig passiert, was die Handlung vorantreibt. Und Segen, weil es in den letzten Jahren kaum eine Serie gab, die so stilsicher und kunstsinnig inszeniert wurde. Die Bilder sind von einer bewundernswerten Eleganz, die Musik ist bemerkenswert eingesetzt. Ob es nun das Titellied ist, das in jeder Folge in einem anderen Stil variiert wird, oder der dominante Songkatalog von Led Zeppelin: Alles ist auf den Punkt und hat einen tieferen Sinn, der sich erst am Ende der Serie offenbart.
Das gilt auch für das Puppenhaus. Der Nachbau von Adoras Villa ist der ganze Stolz von Camilles zweiter Halbschwester Amma (Eliza Scanlen). Das Mädchen spielt zu Hause brav mit Puppen, rebelliert aber außerhalb der eigenen vier Wände gegen ihre beschützende Mutter und die Konventionen der Provinz – und ist somit ein potenzielles Opfer für den Serientäter. Dessen Identität wird erst im Finale geklärt – und wer die Geschichte lückenlos aufgeklärt haben will, sollte nicht abschalten, bevor der Abspann vorbei ist.
Die durchlaufenden Namen sind auch eine gute Erinnerung daran, wie viel Talent in diese Serie geflossen ist. Angefangen bei Regisseur Vallée, über Gillian Flynn, die ihren eigenen Roman gemeinsam mit Marti Noxon („Dietland“) adaptiert hat, bis hin zu „Get Out“-Produzent Jason Blum. Sie haben mit „Sharp Objects“ einen sensationellen Showcase für weibliche Rollen geschaffen. Amy Adams ist eine komplexe Frauenfigur, wie es sie viel zu selten gibt, Patricia Clarkson beherrscht jede Szene, und die Jungstars Eliza Scanlen und Sophia Lillis (als junge Camille) hinterlassen einen bleibenden Eindruck. Da stört es nicht, dass die Tätersuche zur Nebensache wird.
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Cast und Crew von "Sharp Objects"

Cast

Camille Preaker
Amy Adams
Adora Crellin
Patricia Clarkson
Detective Richard Willis
Chris Messina
Amma Crellin
Eliza Scanlen
Chief Bill Vickery
Matt Craven
Alan Crellin
Henry Czerny
Alice
Sydney Sweeney
Jodes
April Brinson
Kelsey
Violet Brinson
Frank Curry
Miguel Sandoval

Crew

Regisseur
Jean-Marc Vallee
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Die neuesten Episoden von "Sharp Objects"

  • Folge 8 Milk US , 2018
    Originaltitel: Milk

    Nach den Enthüllungen über Adora (Patricia Clarkson) in der letzten Folge ist sie die Hauptverdächtige. Aber hat sie es auch wirklich getan? Die Antwort darauf gibt es erst in der allerletzten Sekunde der Episode. Und wer sich danach noch unschlüssig ist, sollte auf jeden Fall den Abspann anschauen. Denn anhand einer kurzen Montage und eines finalen Bilds nach den Credits macht Regisseur Jean-Marc Vallée noch einmal deutlich, wer der Täter war. Der krönende Abschluss einer herausragenden Event-Serie.

  • Folge 7 Falling US , 2018
    Originaltitel: Falling
  • Folge 6 Cherry US , 2018
    Originaltitel: Cherry
  • Folge 5 Closer US , 2018
    Originaltitel: Closer

    Wind Gap bittet zum Calhoun Day, dem Fest für den „Gründungspädophilen“ der Stadt, wie es Camille nennt... Die Titelmusik wechselt nur scheinbar. Tatsächlich sind es Neuinterpretationen des selben Stücks.

  • Folge 4 Ripe US , 2018
    Originaltitel: Ripe

    Camille macht mit Detective Willis (Chris Messina, „The Mindy Project“) eine Tour zu den notorischsten Tatorten von Wind Gap, die sich zu einer sexuellen, äußerst unromantischen Entladung hochschaukelt.

  • Folge 3 Fix US , 2018
    Originaltitel: Fix

    Camille erinnert sich an ihre Zeit in der Psychiatrie mit Zimmerkollegin Alice (Sydney Sweeney). Eine Rückblende, die nicht nur Camille, sondern auch den Zuschauer traumatisiert zurücklässt.

  • Folge 2 Dirt US , 2018
    Originaltitel: Dirt

    In der Gegenwart wird Natalie Keene, das zweite Opfer des Mörders, beigesetzt. In ihren Visionen erinnert sich Camille (Amy Adams) derweil an die Beerdigung ihrer kleinen Halbschwester Marian… Gillian Flynn, die Autorin der gleichnamigen Vorlage, schrieb die zweite Episode höchstselbst. Sie konzentriert sich dabei sehr auf das Trauma von Camille, die selbst beim Tod der Schwester von ihrer Mutter (Patricia Clarkson) weggestoßen wurde. In der Rolle der jungen Camille überzeugt dabei Sophia Lillis mit ihrer bewegenden Verletzbarkeit. Die 16-Jährige feierte 2017 in der Stephen-King-Neuverfilmung „Es“ ihren großen Durchbruch.

  • Folge 1 Vanish US , 2018
    Originaltitel: Vanish

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