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Parfum

DE | 2018 - 2018

Bewertung der Redaktion:

Spannend, vielschichtig, tolle Optik – das riecht nach Hit!

IMDb-Bewertung: 7,0 von 10

Nach Motiven des Bestsellerromans von Patrick Süskind entstand unter größter Geheimhaltung eine packende Miniserie mit einigem Tiefgang. Und das am flachen Niederrhein

Hier war ein Meister am Werk“, sagt der Rechtsmediziner fast bewundernd. Ganz krimigemäß beginnt auch „Parfum“ am Fundort einer Leiche. Eine bekannte Sängerin liegt tot im Pool ihrer Villa am Niederrhein. Ihr Schädel ist kahl rasiert, bis auf eine Strähne, dazu wurden Teile der Achselhöhlen und der Scham herausgeschnitten, auf, siehe oben, höchst meisterliche Art.
„Es ist nicht das Fremde, was uns anzieht, es ist das Vertraute, was uns fesselt“, heißt es am Anfang von Folge 2. Von der ersten Minute an aber weiß man, dass das hier keine 08/15-Mordermittlung wird, nicht „Soko Niederrhein“ oder gar „Mord mit Aussicht“ aus der benachbarten Eifel. Die von Eva Kranenburg geschriebene Miniserie nach Motiven des Jahrhundertbestsellers „Das Parfum – Die Geschichte eines Mörders“ von Patrick Süskind und Idee von Kranenburg, Produzent Oliver Berben und Regisseur Philipp Kadelbach bezieht ihren Thrill auf raffinierte Art aus der mörderischen Annahme, dass jemand einen ganz besonderen Duft herstellen will, mit allen Mitteln. Wie einst Süskinds teuflischer Mörder Grenouille, nur eben in heutiger Zeit.
Die meisten Drüsen sitzen an den Körperstellen, die an der Leiche entfernt wurden. Das wird die Ermittler noch beschäftigen, vor allem Nadja Simon (Friederike Becht), die eine besondere Herangehensweise an ihre Fälle pflegt, was die Kollegen (Juergen Maurer, Marc Hosemann) nervt. Zudem hat sie was mit Staatsanwalt Grünberg (Wotan Wilke Möhring), was niemand wissen darf. „Nur noch die paar Jahre, bis die Kinder alt genug sind“, rechtfertigt sich Grünberg für den Seitensprung. Man merkt, hier ist auf allen Seiten Handlungsbedarf, und bei den Verdächtigen sieht es auch nicht gut aus. Gar nicht gut.
Denn es gibt (zunächst) eine Leiche und fünf Verdächtige, mindestens. Schnell wird klar, dass eine Verbindung zwischen den zur Beerdigung angereisten einstigen Schulfreunden besteht: Alle besuchten in den Neunzigerjahren das St.-Laurentius Internat. Roman (Ken Duken), der mit Frau und Tochter neben der Toten wohnte und dessen Verhältnis zu ihr, das kommt schnell raus, ein nicht nur nachbarschaftliches war, lässt den liebenden Familienvater heraushängen, dabei schlägt er seine Frau Elena (Natalia Belitski). Und die bezeichnet ihn noch als „verantwortungsvoll“, weil er darauf ach­tet, dass die kleine Tochter nicht mitkriegt, wenn er Mutti verprügelt. Moritz (August Diehl) ist ein genialer Parfümeur mit Labor in Paris, Thomas Butsche (Trystan Pütter) betreibt knallhart einen Puff in der Gegend, bekommt aber ein weiches Herz, wenn es um Kinder geht. Daniel (Christian Friedel), wegen seiner schlechten Zähne einst nur „Zahnlos“ genannt, war immer der Außenseiter und ist heute noch in Therapie. „Sie werden jeden von uns verdächtigen“, warnt Elena, worauf Moritz meint: „Na und, ich verdächtige auch jeden von euch!“
Die Stimmung am kahlen, manchmal gespenstischen Niederrhein, vor allem aber die Vielfalt der Figuren und ihre Geheimnisse sind es, die „Parfum“ besonders machen. Wie bei einer Zwiebel tauchen Schicht für Schicht, Folge für Folge neue Erkenntnisse auf, neue Verbindungen, mal hintergründig, oft schlicht spooky. Zwei Schritte vor, einer zurück. Auf geniale Weise ist hier gelungen, das Essenzielle aus Süskinds Roman in die Gegenwart zu übertragen, in eine eigenständige Geschichte und eine packende Mörderjagd. Das Buch selbst taucht in den Rückblenden auf – die Internatsschüler lasen damals „am liebsten was mit Mord und so“.
Noch bemerkenswerter: Die Produktion fand unter höchster Geheimhaltung statt, vor dem Dreh wurden immer alle Handys eingesammelt. Und anders als bei „Babylon Berlin“ hat das Free-TV die Nase vorn: „Parfum“ startet weltweit bei Netflix, in Deutschland exklusiv bei ZDF neo – und erst nächstes Jahr beim Streamer.

Cast und Crew von "Parfum"

Cast

Nadja Simon
Friederike Becht
Elena Seliger
Natalia Belitski
Moritz de Vries
August Diehl
Staatsanwalt Grünberg
Wotan Wilke Möhring
Roman Seliger
Ken Duken
Daniel „Zahnlos" Sluiter
Christian Friedel
Thomas Butsche
Trystan Pütter
Jens Brettschneider
Marc Hosemann
Matthias Köhler
Juergen Maurer
Lydia Suchanow
Susanne Wuest
Elsie
Carlotta von Falkenhayn

Crew

Regisseur
Philipp Kadelbach
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Die neuesten Episoden von "Parfum"

  • Folge 6 Fesselung DE , 2018
  • Folge 5 Herzakkord DE , 2018

    Ihre Affäre mit Grünberg ist vorbei. Verzweifelt stürzt sich Nadja in die Ermittlungen und folgt der Spur, die ihr der Roman „Das Parfum“ aufzeigt. Lässt sich aus Haut und Haaren ein Parfum herstellen, dessen Duft manipulierbar macht?

  • Folge 4 Die dritte Substanz DE , 2018
  • Folge 3 Synthese DE , 2018

    Der brutale Mord an der Sängerin Katharina führt ihre ehemalige Jugendclique wieder zusammen. Rückblenden erzählen von der Rivalität um das bereits damals umschwärmte Opfer. Was einst eher spielerisch seinen Lauf nahm, scheint sich nun auf unheilvolle Weise in der Gegenwart fortzusetzen. Die Ermittler finden in Elenas (Valerie Stoll) Jugendzimmer eine Ausgabe von „Das Parfum“. Die Freunde entwickelten in der Zeit auf dem Internat eine Faszination für den Helden des Buchs und begannen mit dem Konservieren des Eigengeruchs menschlicher Körper zu experimentieren. Für Moritz (August Diehl) wurde Duft zur Passion.

  • Folge 2 Skatol DE , 2018
  • Folge 1 Ambra DE , 2018

    Früher hat Katharina allen Jungs den Kopf verdreht. Jetzt treibt sie tot im Pool. Ihrer Leiche fehlen Haare, Teile der Achselhöhlen und der Scham. Profilerin Nadja Simon (Friederike Becht) ermittelt im öden Ackerland am Niederrhein… Süßkinds Roman ist ab der dritten Folge zentrales Thema. Die Geschichte von den Grenouilles vom Niederrhein ist ein Gruselstück im edlen Flacon geworden. Bilder der superhochauflösenden Kamera wechseln sich mit nostalgisch-verklärten 16-mm-Filmaufnahmen ab. Die Abgründe sind tief, die Charaktere bleiben aber, trotz toller Darsteller, seltsam oberflächlich.

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