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Moskito-Küste

Originaltitel: The Mosquito CoastUS | 2021 - 2022 | FSK: 12
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Bewertung der Redaktion:

Brillante Neuinterpretation eines Literaturklassikers

IMDb-Bewertung: 6,8 von 10

Auf der Flucht vor der US-Regierung entwickelt sich ein Familienvater für Frau und Kinder langsam zum Tyrannen.

Seit seiner Kindheit ist „Luther“-Autor Neil Cross ein begeisterter Fan des großen amerikanischen Autors Paul Theroux. Dessen wegweisenden Roman „Moskito-Küste“ für Apple in eine Serie zu verwandeln, war für Cross daher sowohl Ehre als auch Bürde. „Ich hatte Angst, Paul würde mich als billigen Profitmacher sehen“, erklärt uns der Wahl- Neuseeländer Cross. Zumal er keine Ambitionen hatte, die Vorlage eins zu eins zu adaptieren. Ein Wort, das Cross ohnehin ungern benutzt: „Das Wort Adaption sollte aus dem Sprachgebrauch der Filmindustrie verbannt werden. Wir adaptieren nicht, wir transformieren.“

Fans der Romanvorlage und der Peter-Weir-Verfilmung erkennen die Geschichte kaum wieder. Dort zog Allie Fox aus Hass auf die Konsumgesellschaft aus den USA nach Honduras, verlor schnell seinen Verstand und wurde zum Tyrannen für seine Familie und die Bevölkerung. Hier lässt sich Neil Cross deutlich mehr Zeit für diese Entwicklung. „Im Buch und im Film war er von Anfang an ein tobender Prediger. Ich wollte unseren Allie auf eine Reise schicken, bis er dazu wird.“

Und so ist der Allie Fox (Justin Theroux) der Serie auch am Ende der ersten Staffel noch nicht abgedreht – auch wenn erste Hinweise darauf deutlich erkennbar sind. Vor allen Dingen aber verlässt die Familie die USA nicht freiwillig. Am Ende der ersten Folge schnappen sich Allie und Ehefrau Margot (Melissa George) ihre schockierten Kinder Dina (Logan Polish) und Charlie (Gabriel Bateman) und fliehen vor der anrückenden Polizei gen Mexiko. Die Gründe bleiben auch dem Zuschauer verborgen. „Mir gefällt es, das Mysterium ihrer Vergangenheit nur anzudeuten. Das erlaubt es uns, sie durch die Augen ihrer Kinder zu sehen“, erklärt Cross seinen Angang, der die aus der Perspektive des Sohns erzählte Buchvorlage spiegelt.

Davon abgesehen ließ Cross keinen Stein auf dem anderen. Weswegen ihm
die Adaption, pardon, Transformation gleich in doppelter Hinsicht Sorge gemacht hat. „Verglichen mit Literatur ist selbst die beste Serie ein geschmackloses Medium“, fasst der 52-Jährige seine Angst vor der Reaktion von Paul Theroux zusammen. Aber die war unnötig, denn der große Literat gab via E-Mail seinen Segen. Doch dann bat plötzlich dessen Schauspieler-Neffe Justin („The Leftovers“) um ein persönliches Gespräch.

„Ich weiß nicht wie, aber Justin wurde auch auf das Projekt aufmerksam, und ich bekam einen Anruf, dass er interessiert sei und sich mit mir auf einen Kaffee treffen möchte“, erinnert sich Cross. „Justin hat nicht nur mit dem Roman und dem Autor eine lange Beziehung, er kennt auch die Familienmitglieder, auf denen Allie basiert. Dass ich jetzt diese Figur verändere, hätte ein Albtraum werden können.“ Stattdessen wurde es zur idealen Partnerschaft. Dass die Neuverfilmung so exzellent geriet,
ist auch ein Verdienst des Stars. Anders als der Allie Fox aus dem Film ist die Figur in der Serie deutlich komplexer. Während Harrison Ford gleich in die Manie abdriften durfte, führt Justin Theroux einen delikaten Balanceakt aus. Einerseits muss er als Sympathieträger dienen, der besonders von seinem Sohn vergöttert wird. Andererseits soll der Zuschauer auch unterschwellig die Gefahr verspüren, die von Allie ausgeht und jederzeit in völlige Tyrannei umschwingen kann. Und genau das gelingt Theroux bis zur Perfektion. Auch am Ende der sieben Folgen ist der Zuschauer nicht sicher, ob er Allie Fox die Freiheit oder den Tod wünscht.

Klar ist dagegen, dass die Serie den qualitativen Aufwärtstrend der Apple-Produktionen fortsetzt. Obwohl oder gerade weil die erste Staffel nur der Aufgalopp für die eigentliche Geschichte ist, fesselt sie von der ersten bis zur letzten Sekunde. Wie die Fox-Familie auf ihrer Flucht unfreiwillig eine Spur von Leichen hinterlässt und von einer Extremsituation in die nächste gerät, erinnert bisweilen an den Netflix-Hit „Ozark“. Nur dass sich hier auch noch die Orte ändern, wie Cross erklärt: „Für mich ist jede Folge ein Kapitel eines Reisetagebuchs: Sie kommen an einen Ort mit neuen Problemen.“ Eine Struktur, die der Dreh unfreiwillig kopierte.

In der fünften Folge musste die Produktion wegen der Pandemie die Zelte in Mexiko-Stadt abbrechen, erst Monate später ging es in Guadalajara weiter. „Es hatte etwas von ,Fitzcarraldo‘“, reflektiert Cross heute. „Aber es hat funktioniert. Ich kann irgendwie immer noch nicht glauben, dass wir es geschafft haben."

Cast und Crew von "Moskito-Küste"

Cast

Allie Fox
Justin Theroux
Margot Fox
Melissa George
Dina Fox
Logan Polish
Charlie Fox
Gabriel Bateman
William Lee
Ian Hart
Isela
Natalia Cordova-Buckley
Agent Estelle Jones
Kimberly Elise
Agent Don Voorhees
James Le Gros
Richard Beaumont
Ariyon Bakare
Chuy Padilla
Scotty Tovar
Guillermo Bautista
Daniel Raymont
Enrique Salazar
Bruno Bichir

Crew

Regisseur
Natalia Beristáin
Regisseur
Stefan Schwartz
Regisseur
Metin Hüseyin
Regisseur
Rupert Wyatt
Regisseur
Jeremy Podeswa
Regisseur
Clare Kilner
Regisseur
Tinge Krishnan
Regisseur
Alonso Alvarez
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