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Wer ist der Herr der Ringe?

ARD, RTL, Sat.1, DMAX: Die Boxsender im Check

Marco Huck
Boxen im Ersten: Weltmeister Marco Huck eröffnet am 30. August den heißen Herbst der Faustkämpfer Imago
ARD
Stars
Marco Huck, Arthur Abraham, Jürgen Brähmer - an Weltmeistern mit deutschem Pass mangelt es derzeit nicht, wenn die ARD Boxen zeigt. Topquote 2014: 3,89 Millionen Zuschauer am 25. Januar beim WM-Kampf Marco Huck vs. Firat Arslan.

Show
Arthur Abraham als "Schlumpfboxer", dazu Vader Abrahams "Das Lied der Schlümpfe" als Einlaufmusik - lange ist's her. Und doch haftet den Übertragungen gelegentlich das
Provinzielle früherer Jahre an. Woran auch Ringsprecher Roman Roell nicht ganz unschuldig ist.

Ausblick
Sauerland Event hofft auf einen neuen Rahmenvertrag mit der ARD - doch beim TV-Partner gibt es eine starke Opposition gegen den Boxsport. Wie es nach den drei noch verabredeten Kampfabenden von Marco Huck (30.8.), Arthur Abraham (27.9.) und Jürgen Brähmer (15.11.) weitergeht, beraten die ARD-Intendanten im Herbst. Selbst ein kompletter Ausstieg ist nicht ausgeschlossen.

Fazit
Kein Sender zeigt mehr Kämpfe - und stellt zugleich das eigene Engagement in Frage. Dass die ARD die langjährige Zusammenarbeit mit Sauerland in der jetzigen Form aufgekündigt hat, wirkt sich bislang nicht auf die boxerischen Leistungen aus.


RTL
Star
Weltmeister Wladimir Klischko dominiert das Schwergewicht so sehr, dass er in aller Regel schon vor dem ersten Gong als Sieger feststeht. Die Zuschauerzahlen waren zuletzt rückläufig. Topquote 2014: 8,21 Millionen Zuschauer am 26. April beim Kampf gegen Alex Leapai.

Show
Selbst erfahrene TV-Macher aus den USA klopfen RTL für die spektakulären Boxabende auf die Schulter. Vom legendären US-Ringsprecher Michael Buffer, der sein "Let's get ready to rumble" schon in den 90er-Jahren für Henry Maske ertönen ließ, über die aufwendige Produktion bis zum Kommentar von Tobias Drews: Dem Ergebnis ist jahrzehntelange Erfahrung mit Boxübertragungen anzusehen.

Ausblick
Ursprünglich sollte Klitschko am 6. September auf Kubrat Pulev treffen. Doch wegen einer Verletzung des Weltmeisters musste der Termin kurzfristig verschoben werden. Nun soll der Kampf am 15. November in Hamburg steigen. Ein weiterer Kampf für RTL ist noch vertraglich fixiert - dann wird neu verhandelt. Eine Fortsetzung der Zusammenarbeit gilt als wahrscheinlich.

Fazit
Mit gerade mal zwei Klitschko-Auftritten pro Jahr ist RTL kein klassischer "Boxsender". Setzt dennoch Maßstäbe in puncto Show und Inszenierung.


Sat.1
Stars
Die beiden Exchamps Robert Stieglitz (Supermittelgewicht) und Felix Sturm (Mittelgewicht) sind sportlich angeschlagen: Ohne WM-Gürtel sind sie fürs Publikum (und Sat.1) nur halb so interessant. Topquote 2014: 4,20 Millionen Zuschauer am 1. März beim dritten WM-Duell zwischen Stieglitz und Arthur Abraham.

Show
Seit vier Jahren präsentiert Sat.1 Felix Sturm in pompöser RTL-Manier. Nur boxt der eben in einer anderen Gewichtsklasse als Klitschko. So wirkt die Inszenierung manchmal eigenartig aufgeblasen. Wer weiß, vielleicht träumt das "ran"-Personal um Moderator Matthias Killing und Kommentator Alexander von der Groeben ja wirklich davon, mal eine Schwergewichts-WM zu übertragen.

Ausblick
Mit SES-Boxing (Stieglitz) plant Sat.1 einen weiteren Kampf noch in diesem Jahr. Die TV-Zukunft von Felix Sturm ist dagegen noch ungeklärt. Sein Vertrag ist nach der Niederlage gegen Sam Soliman ausgelaufen. "Wir befinden uns derzeit in konstruktiven Gesprächen über einen nächsten Kampfabend", so "ran"-Sportchef Alexander Rösner auf Nachfrage von TV TODAY.

Fazit
Ohne Weltmeister hat Boxen im Sat.1-Programm keine große Zukunft. Aber: siehe ARD.


DMAX
Stars
Mit Floyd Mayweather Jr. hat der kleine Männersender (1 Prozent Marktanteil im ersten Halbjahr 2014) den derzeit wohl besten Boxer der Welt im Programm. Dank einer Kooperation mit "Golden Boy Promotions" konnte DMAX zuletzt auch die Weltergewichts-WM zwischen Shawn Porter und dem Briten Kell Brook zeigen. Topquote 2014: 110 000 Zuschauer am 3. Mai bei Mayweathers Kampf gegen Marcos Maidana.

Show
DMAX übernimmt das Signal aus den USA. Und dort wird Boxen vergleichsweise spartanisch inszeniert. Dass RTL-Kommentator Tobias Drews, der übrigens mit DMAX-Geschäftsführerin Susanne Aigner-Drews verheiratet ist, beim Porter-Fight ein Gastspiel gab, deutet die großen Ambitionen des Senders an.

Ausblick
Sportlich weiterhin top, wie der Rückkampf zwischen Mayweather und Maidana (13.9. ab 3 Uhr nachts) beweist. Über die Präsentation, etwa einen erneuten Einsatz von Drews (oder auch des unter Boxfans umstrittenen Exchamps und Experten Graciano Rocchigiani), befindet der Sender kurzfristig.

Fazit
Die größte Nummer beim kleinsten Sender: Wer Spitzenboxsport jenseits von Klitschko sucht, wird hier bestens bedient.

Frank Steinberg