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Bericht

"Die Ringe der Macht" ein Misserfolg? So wenig User schauten zu Ende

2022 startete die "Der Herr der Ringe"-Serie "Die Ringe der Macht. Amazon sprach von einem großen Erfolg, allerdings gibt es Zahlen, die womöglich dagegen sprechen.

Update vom 20. April 2023

Nicht nur die unten erläuterten offiziellen Zahlen von Amazon Prime werfen Fragen über den tatsächlichen Erfolg der "Der Herr der Ringe"-Serie auf, auch ein Bericht von "The Hollywood Reporter" zeichnet kein besonders gutes Bild. In der großen Reportage über den Zustand des Streamingdienstes und der dahinterstehenden Produktionsfirma fällt vor allem eine Zahl in Zusammenhang mit "Die Ringe der Macht" ins Auge. Laut dem Bericht haben nur 37 Prozent der User, die die Serie begonnen haben, sie auch beendet. Diese sogenannte "Completion Rate", ist allerdings entscheidend. 50 Prozent gilt, laut der Analyse des Magazins, als gerade noch in Ordnung. Konkurrent Netflix hat selbst schon einmal erläutert, dass dieser Wert sehr wichtig sei für die Entscheidung, ob seine Serie neue Staffeln bekommt. Demnach hätten nur knapp über ein Drittel der Zuschauerinnen und Zuschauer das Ende gesehen, zumindest falls die Zahlen aus dem Bericht korrekt sind. Ob sich da die immensen Produktionskosten wirklich lohnen? Eine zweite Staffel ist jedenfalls bereits in Arbeit.

Ursprünglicher Text vom 21. Dezember 2022

Im Dezember hatte Amazon Studios Chef Vernon Sanders in einem Interview mit Collider über das Prestige-Projekt von Prime Video gesprochen: "Der Herr der Ringe: Die Ringe der Macht". Die immens teure Produktion, insgesamt gar die teuerste Serie aller Zeiten, sei für Prime ein großer Erfolg gewesen und habe alle Prime-internen Rekorde gebrochen. In einer Pressemitteilung verkündet der Anbieter, "Die Ringe der Macht" komme auf 24 Milliarden gestreamte Minuten.

Die Zahl klingt erstmal gewaltig. Wenn man sie jedoch ein wenig in Relation zu anderen Erfolgsserien setzt – und ein wenig runterrechnet, zeichnet das ein anderes Bild und man könnte gar fragen, ob "Die Ringe der Macht" beim Konkurrenten Netflix eine zweite Staffel bekommen hätte oder sogar eine Absetzung drohen würde.

Vergleich mit Netflix: "Die Ringe der Macht" schneidet erstaunlich schwach ab

Nimmt man diese offiziellen Zahlen von Prime, also die 24 Milliarden gestreamte Minuten, und rechnet sie auf eine Stundenangabe herunter, dann wurde "Die Ringe der Macht" seit Veröffentlichung 400 Millionen Stunden lang gestreamt. Für Prime ist das immer noch ein großer Erfolg – damit liegt die "Der Herr der Ringe"-Serie immerhin über dem Vierfachen dessen, was im selben Jahr die gefeierte dritte Staffel von "The Boys" eingenommen hat.

Vergleicht man das jedoch mit der Konkurrenz Netflix, dann stehen diese 400 Millionen Stunden direkt in einem völlig anderen Licht. Auf der Seite FlixPatrol kann man nachvollziehen, wie viele Stunden die erfolgreichsten Netflix-Serien gestreamt wurden. Und sortiert man "Die Ringe der Macht" dort ein, so wäre sie insgesamt im Komplett-Ranking aller Netflix-Serienstaffeln gerade mal auf Platz 25.

Sie stünde damit knapp hinter der südkoreanischen Serie "Extraordinary Attorney Woo". Außerdem kommt sie somit nur auf weniger als die Hälfte der Stundenanzahl, die "Dahmer" bei Netflix erzielte, auf gerade mal ein Drittel des Erfolgs von "Wednesday" (einer Serie, die erst nach "Die Ringe der Macht" startete) und auf weniger als ein Viertel des Erfolgs von "Squid Game". Selbst Formate wie "All of Us are Dead", beide Staffeln "Bridgerton" oder die Mini-Serie "Inventing Anna" hängen "Die Ringe der Macht" locker ab.

Ein Erfolg – ja, aber mit Einschränkungen

Natürlich ist "Die Ringe der Macht" eine erfolgreiche Serie – und die wohl erfolgreichste Prime-Produktion. 400 Millionen gestreamte Stunden sind nicht nichts. Aber wenn die teuerste Produktion aller Zeiten im Direktvergleich mit dem Konkurrenten, der eigentlich seit einem Jahr schwächelt, gegen viele deutlich günstigere Produktionen so deutlich abstinkt, ist das enorm. Erst recht, da hinter "Die Ringe der Macht" mit dem "Der Herr der Ringe"-Franchise eine riesige Erfolgsmarke steht – und hinter "Squid Game", "Extraordinary Attorney Woo" oder "All of Us are Dead" eben nicht.

So richtig begeistert von den Zahlen kann Prime also nicht sein. Natürlich muss man fairerweise sagen, dass es für den Anbieter selbst deutlich wichtiger ist, neue Abonnenten anzulocken. Wenn sich viele Menschen für "Die Ringe der Macht" einen Prime-Account eingerichtet haben, dann ist das letztlich wichtiger als der Direktvergleich mit Netflix. Aber auch hier muss man sagen: Bei einem Budget von mindestens 500 Millionen US-Dollar alleine für die erste Staffel hätte man mit noch mehr Erfolg rechnen können.

Bei Netflix wäre die Serie bei diesen Kosten mit diesem Ergebnis womöglich sogar abgesetzt worden – zumindest hätte man die Kosten für kommende Staffeln etwas gedrosselt.

Disclaimer: Sämtliche Zahlen basieren auf den Angaben, die Netflix und Prime selbst mitteilen. Diese Zahlen sind nicht unabhängig zu überprüfen.

Foto: Amazon Prime Video, Das Plakat zu "Der Herr der Ringe: Die Ringe der Macht".