Burt Reynolds Hoffnungen waren groß, mit seinem Engagement in dem geplanten Hollywoodporträt von Quentin Tarantino so etwas wie sein drittes Comeback zu feiern. Denn so unbestritten Reynolds Blütezeiten in den späten 70er-Jahren sind, so unglaublich ist sein fast beispielloser Karriereknick Mitte/Ende der 80er-Jahre. Mit seiner Oscarnominierung für "Boogie Nights" im Jahr 1997 war er plötzlich groß im Gespräch - doch nicht lange. Nun wollte die einstige Hollywoodlegende wieder für Aufsehen sorgen, doch sein plötzlicher Tod vereitelte alle Karrierepläne.

Mit seiner Rolle in dem Low-Budget-Film "The Last Movie Star" (2017) ebnete er sich den Weg für größere Engagements. Tatsächlich war Reynolds Rolle in dem Indie-Drama für Regisseur Quentin Tarantino die Initialzündung, um sich bei der Hollywoodikone zu melden. Dies berichtete Reynolds bei einer Drehbuchlesung zu "Once Upon a Time in Hollywood" in Los Angeles, bei dem er neben den Hauptdarstellern des neuen Ttarantino-Films Brad Pitt und Leonardo DiCaprio auf dem Podium Platz nahm.

Die Filmkarriere als Achterbahnfahrt

"Burt hat mir erzählt, dass Quentin vor allen Leuten gesagt hat, wie großartig er ihn in 'The Last Movie Star' findet", berichtete es auch Regisseur Adam Rifkin, der den Low-Budget-Film mit Reynolds inszenierte. Gegenüber dem Hollywood Reporter spricht Rifkin sogar über den Traum, den sich Reynolds mit seiner kommenden Filmrolle erfüllen wollte: "Er war überglücklich, dass Tarantino ihn ausgewählt hatte. Er dachte, er hätte nun noch eine große Rolle vor sich!"

Für Reynolds wäre es nach einem Auf und Ab der Karriere sein dritter Akt der Auferstehung gewesen. Vor 40 Jahren war er der größte Star der Welt, nachdem er fünfmal in Folge mit seinen Rollen die Nr.1 an den US-Kinokassen erklomm. Mit dem Hit "Beim Sterben ist jeder der Erste" (1972) ging es los, 1974 enterte "Die Kampfmaschine" die Kinokassen und 1977 "Ein ausgekochtes Schlitzohr". Sein Nettovermögen wurde während seines profitabelsten Karriereabschnitts - 1977 bis 1981 - auf bis zu 30 Millionen Dollar (entspricht heute 92 Millionen Dollar) geschätzt. Er besaß mehrere Häuser, darunter eine Villa in Holmby Hills, zwei Häuser weiter von Barbra Streisand entfernt, wo er einen Fuhrpark mit 30 Luxuskarossen unterhielt.

Doch Mitte der 1980er Jahre ging es bergab, eine komplizierte Kiefererkrankung ließ ihn dramatisch an Gewicht verlieren, Boulevardzeitungen streuten Gerüchte, wonach Reynolds an AIDS erkankt sei. Seine kostspielige Scheidung 1993 von Loni Anderson zog sich vor Gericht 22 Jahre lang hin. Doch am schädlichsten waren seine Fehleinschhätzungen. Er lehnte große, später kommerziell erfolgreiche Rollen wie Han Solo, Michael Corleone und James Bond ab. Außerdem wollte er die Hauptrolle in "Einer flog über das Kuckucksnest" (1975) und eine gewichtige Nebenrolle in "Zeit der Zärtlichkeit" (1983) nicht spielen - für beide Filme erhielt Jack Nicholson später den Oscar.

Das verhinderte Comeback

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Reynolds in "Sharky und seine Profis" (1981)

Stattdessen spielte er in B-Movies und Kassenflops wie "Sharky und seine Profis" (1981) und den drei Fortsetzungen von "Auf dem Highway ist die Hölle los" mit. 1996 dann der Turnaround: In "Striptease" spielte er neben Demi Moore einen Lüstling nachdem Michael Caine, Gene Hackman und Donald Sutherland die Rolle ablehnten. "Er hatte eine Szene, in der er von einer Bühne auf einige Tische fiel", erinnert sich Dina Waters, die in dem Film Monique Jr. spielte. "Er muss damals 60 Jahre alt gewesen sein, aber er hat den Trick selbst gemacht. Er war ein echter Profi."

Als er dann erstmalig in seiner Karriere für die Rolle des Porno-Regisseurs Jack Horner in "Boogie Nights" für einen Oscar nominiert wurde, glaubte er sich wieder auf der aufsteigenden Karriereleiter. Doch der Aufstieg war beschwerlich, bis zu dem Zeitpunkt, als plötzlich Quentin Tarantino bei ihm anrief und ihn für "Once Upon a Time in Hollywood" engagierte. Nur wenige Wochen bevor er seine Szenen planmäßig gedreht hätte, verstarb Reynolds und damit auch sein Traum, nocheinmal ein Comeback zu feiern.

Zur Erinnerung: Burt Reynolds verstarb am 6. September 2018 im Alter von 82 Jahren. Seit Jahren litt der Schauspieler unter Herzproblemen, ein Versagen des Organs hat Reynolds sterben lassen. Übereinstimmenden Medienberichten zufolge war seine Familie an seiner Seite, als er in einem Krankenhaus in Florida das letzte Mal die Augen schloss.

Reynolds wurde in den 1970er Jahren mit dem Film "Beim Sterben ist jeder der Erste" (1972) schlagartig zum Star. Berühmt wurde er durch seine zahlreichen Actionfilme und Komödien, in denen er als (männliches) Sexsymbol des Jahrzehnts inszeniert wurde. Großes Aufsehen erregte 1972 ein Bild, das in der Cosmopolitan abgedruckt wurde und Burt Reynolds nackt auf einem Fell liegend zeigte. Der Schauspieler betonte später, er bereue dieses Foto und das Cover-Shooting zutiefst. Seine Karriere geriet allerdings erst später ins Stocken.