Es ist schon fast eine Legende für sich, wie negativ die letzte Staffel des TV-Hits "Game of Thrones" bei Kritikern und Fans ankam. Für viele haben die finalen sechs Folgen das Ansehen der ungeheuer erfolgreichen Fantasy-Serie für immer beschmutzt. Dennoch ist das Interesse an "Mehr" aus Westeros groß: Die Vorgeschichte von "Game of Thrones" wird derzeit in der eigenen Serie "House of the Dragon" erzählt, die bereits eigene Rekorde aufstellt.
Vier Folgen sind davon bislang erst gelaufen und doch bemüht sich das Autorenteam schon jetzt, nicht nur spektakuläre neue Geschichten zu erzählen, sondern auch das Vermächtnis von "Game of Thrones" wieder aufzugreifen – und begangene Fehler zu korrigieren. So steht derzeit ein Dolch im Mittelpunkt, welcher in der Mutterserie eine zweifelhafte Rolle spielte.
Der Dolch, der den Krieg in "Game of Thrones" beendete
In der vierten Folge "House of the Dragon" zeigt König Viserys I. Targaryen seiner Prinzessin Rhaenyra einen wertvollen Dolch, der aus kostbarem valyrischen Stahl gefertigt wurde. Der Dolch, so erzählt er ist, seit Generationen im Besitz der Targaryen. Wer ihn ursprünglich fertigen ließ, weiß niemand. In dem Dolch aber ist eine Prophezeiung versteckt: "Von meinem Blut wird der Prinz kommen, der versprochen wurde, und sein Wille wird das Lied von Eis und Feuer sein." Die Prophezeiung im Dolch ist ein Geheimnis, das schwerer wiegt, als die Verantwortung auf dem Eisernen Thron zu sitzen, beschwört Viserys.
Jener Dolch wird "Game of Thrones"-Fans bereits bekannt sein. Er kam bereits in der ersten Staffel vor, als ein Attentäter versuchte, den querschnittsgelähmten Bran zu tötet. Der Dolch, der erst dem hinterlistigen Kleinfinger und später den Lennisters gehörte, veranlasste Brans Mutter Lady Catelyn schließlich dazu, Tyrion Lennister gefangen zu nehmen, womit sie den Krieg begann, um den sich ganz "Game of Thrones" drehte.
Wie "House of the Dragon" den Dolch aus "Game of Thrones" aufwertet
In Staffel 7 kehrte der Dolch zurück und landete in den Händen von Arya Stark. Sie nutzt ihn erst, um Kleinfinger damit zu töten, doch wichtiger ist, was in der viel kritisierten achten Staffel passiert: Arya nutzt jenen Dolch, um damit in einer überraschenden Aktion den Nachtkönig, den Anführer der Weißen Wanderer, zu töten. Sie beendet damit die größte Gefahr für ganz Westeros. Fans waren außer sich, als dies in "Game of Thrones" geschah – baute die Serie doch über Staffeln hinweg Jon Schnee als den großen Gegenspieler des Nachtkönigs auf, nur um aus dem Nichts Arya die Welt retten zu lassen.
Den Dolch jetzt in "House of the Dragon" wieder aufzugreifen und ihn mit der aus "Game of Thrones" bekannten Prophezeiung vom versprochenen Prinzen zu verknüpfen, ist eine spannende Idee – denn sie ermöglicht es in zukünftigen Folgen, Aryas ruhmreiche Tat in einen neuen Kontext zu setzen und so die Ereignisse in "Game of Thrones" weniger willkürlich erscheinen zu lassen. Die Prophezeiung vom versprochenen Prinzen, dem so genannten Azor Ahai, kam in "Game of Thrones" bereits durch die Rote Priesterin Melisandre auf, doch die Serie erklärte nie, wer dieser Prinz nun wirklich sei. Viele vermuteten, es handele sich um Jon Schnee. Wie Arya in die Prophezeiung passt, könnte nun erklärt werden – erst recht, wenn "House of the Dragon" enthüllt, wer den Dolch ursprünglich anfertigen ließ.
Eine der größten unbeantworteten Fragen und eine der störendsten Stellen der Originalserie könnten so beide dank "House of the Dragon" neue Bedeutung erfahren. Eine ziemlich tolle Idee, die nur noch mehr Vorfreude auf die restlichen sechs Folgen und die bereits angekündigte zweite Staffel macht.