Der weltweite Serienpuls schlägt momentan im Wochentakt: Von Sonntag auf Montag herrscht Ausnahmezustand, wenn eine der sechs letzten Folgen der achten Staffel "Game of Thrones" über die Bildschirme läuft. Keine andere Produktion wird von derart vielen Menschen der Welt geschaut, über keine andere Serie wird so viel diskutiert und geschrieben, wie bei einem populären Live-Sport-Event.

GoT bindet die Massen, ist ein Kulturphänomen sondergleichen. Dass der US-Sender HBO alles daran setzt, dieses Feuer am Brennen zu halten, ist so legitim wie absehbar. Seit gut einem Jahr wird hinter den Kulissen der laufenden Produktion bereits am Nachlass gearbeitet. Fünf Ableger-Serien sollten entstehen, um das "weite und reichhaltige Universum" von George R. R. Martins Romanreihe "Das Lied von Feuer und Eis" in "verschiedenen Zeitaltern zu erkunden". Doch einer der beauftragten Autoren ist nun raus und damit auch sein geplantes Serien-Spin-Off.

GoT-Autor Bryan Cogman ist raus

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Für Arya (Maisie Williams) schrieb GoT-Autor Bryan Cogman eine Sexszene ins Drehbuch

Einer der erfahrensten Autoren aus dem Kreativ-Kreis von "Game of Thrones" gab in einem Interview mit dem US-Blatt Variety bekannt, dass HBO seine Idee nicht umsetzen werde. Bryan Cogman schrieb insgesamt 11 Episoden für GoT, doch sein Spin-Off-Konzept ist aus dem Rennen: "Das war es für mich in Bezug auf Westeros", sagte Cogman gegenüber Variety. "Es war eine wunderbare Sache (...) und es waren zehn Jahre meines Lebens."

Die jüngste Episode der Serie, "Ein Ritter der sieben Königslande", war somit Cogmans letzter Anteil am GoT-Kosmos. Der Autor hätte "sich keine schönere Episode vorstellen" können, um seinen Abschied zu zelebrieren. Schließlich konnte er in der Folge viele Momente unterbringen, in denen sich langjährige Fan-Lieblinge in erstaunlich emotionalen oder erotischen Szenen ein Denkmal setzen konnten - für ihn als Autor sei das ebenfalls einem Tribut an die Serie gleichgekommen.

Doch wie es nach dem Ende von "Game of Thrones" weitergeht - hier gibt es einen detaillierten Programmablauf für die nächsten Wochen - weiß auch Cogman nicht. Ursprünglich war er einer von fünf Drehbuchautoren neben Max Borenstein ("Godzilla"), Jane Goldman ("Kick-Ass"), Brian Helgeland ("Mystic River") und Carly Wray ("Mad Men"), die im Auftrag des Senders an neuen Konzepten arbeiten sollten. HBO hüllt sich bislang in Schweigen und hat nur eine dieser fünf Serien-Entwürfe in die Produktion geschickt.

Game of Thrones: Eine Vorgeschichte ist bestellt

Jane Goldman hat bislang als einize Autorin einen Zuschlag erhalten und befindet sich bereits in der Produktion. Schauspieler wurden gecastet, unter anderem spielt Naomi Watts aus "Godzilla" eine der Hauptrollen, die Drehbücher sind fertig und seit Februar dieses Jahres laufen auch erste Dreharbeiten zum Prequel.

Darin soll die Vorgeschichte zur Mutterserie erzählt werden: Zusammen mit George R. R. Martin habe sich Goldman auf das Zeitalter der Helden konzentriert. Jenes begann, so kann man es auf dem GoT-Wiki nachlesen, "vor circa 10.000 Jahren mit dem Abschluss des Paktes, der den tausende Jahre anhaltenden Frieden zwischen den Ersten Menschen und den Kindern des Waldes besiegelte". Womit feststeht: Die bekannten Figuren aus der aktuellen Serie "Game of Thrones" spielen künftig keine Rolle mehr, alle weiteren Spin-Offs sollen ebenfalls vor den Ereignissen der laufenden GoT-Geschichte ansetzen.

Die Verantwortlichen der TV-Adaption von "Game of Thrones", D.B. Weiss und David Benioff, werden nicht beim Schreibprozess der neuen Serien mitwirken, aber als ausführende Produzenten agieren, sollte eines der Projekte eine Zukunft haben. Wie diese Planungen mit ihrer Zusage für Disney zu vereinbaren sind, ist unklar. Benioff und Weiss arbeiten für den Mäusekonzern an einer neuen "Star Wars"-Filmreihe.

Eine Rechnung mit vielen Unbekannten

HBO-Präsident Casey Bloys gab den Sepkulationen zur Zukunft von "Game of Thrones" allerdings in einem Interview mit dem US-Magazin TVLine einen neuen Dreh, indem er anmerkte: "Es könnte aber Blutsverwandtschaften" in den potenziellen Ableger-Serien geben. Da momentan nicht viel über das in Auftrag gegebene Projekt von Jane Goldman, aber noch viel weniger über die drei noch übrigen Geschichten bekannt ist, sorgt dies bei Fans für die Hoffnung, mehr über die Vergangenheit ihrer liebgewonnenen Figuren erfahren zu können.

Bryan Cogman, der neben elf "Game of Thrones"-Folgen auch ein Buch zum Erzählkosmos ("Inside HBOs Game of Thrones") geschrieben hat, kommt allerdings in Zukunft nicht mehr in Frage. Er hat bei Amazon 2018 einen exklusiven Deal unterschrieben und soll nun für den Streamingdienst Geschichten entwerfen. Ob er als Autor für die neue "Herr der Ringe"-Serie eingeplant ist? Bislang war darüber nicht berichtet worden.

Aber wer könnte ein besserer Ansprechpartner sein, als der erfahrene "GoT"-Macher? Schließlich will Amazon mit seiner Tolkien-Adaption eine riesige Fantasy-Gemeinde im Stile von "Game of Thrones" erschließen.