Das neue Jahrtausend
Problem: Die milliardenschwere Schuldenlast blieb auch nach dem Verkauf an MGM hängen. Die Investoren schienen weniger daran interessiert, das Studio zu retten, als daran, Profit aus MGMs umfangreichem Katalog an Filmlizenzen zu schlagen.
Ein neuer Bond
MGMs schwerste Stunde: Der Löwe vor dem Aus
Kleine Perlen wie das sensible und warmherzige Drama "Lars und die Frauen" (2007) mit Ryan Gosling als Sonderling, der eine Beziehung mit einer Sexpuppe führt, blieben eher die Ausnahme. Vermeintlich risikoarme Projekte wie "Der rosarote Panther" (2006, Teil 2: 2009) mit Steve Martin, "Rocky Balboa" (2006) oder die erfolglose Neuauflage des Musicals "Fame" (2009) konnten die finanziellen Probleme auch nicht lösen. Nicht wenige Hollywood-Insider munkelten, dass der berühmte MGM-Löwe bald zum letzten Mal gebrüllt haben würde.
Am Ende des Jahrzehnts blieb nur der Weg in die Insolvenz. Nachdem mehrere Deals nicht zustande gekommen waren, stimmte ein New Yorker Gericht 2010 einem Plan zum Abbau der Milliardenschulden zu. MGM fusionierte mit der Filmproduktionsfirma Spyglass Entertainment, deren Gründer Gary Barber den Vorsitz übernahm und das Studio bis heute leitet. Jetzt konnte man sich wieder auf die Produktion von Filmen konzentrieren.
Mit alten Werten zu neuer Größe
Unter Gary Barber hat sich MGM wieder zu einem erfolgreichen Studio gemausert. Wie in Hollywoods Glanzzeiten wird es eigenständig betrieben, also nicht als Tochtergesellschaft eines übergeordneten Medien-Konglomerats. Damit genießt MGM im Gegensatz zu den anderen großen Studios eine gewisse Unabhängigkeit, muss jedoch auch größere finanzielle Risiken in Kauf nehmen. Umso wichtiger ist das umfangreiche Portfolio an populären Filmlizenzen.
Nach dem Neustart bekam Daniel Craig endlich grünes Licht für seinen dritten Auftritt als James Bond. Und der schlug ein wie eine Bombe: "Skyfall" (2012) ist der bisher umsatzstärkste Film der Reihe und er wurde für fünf Oscars nominiert. Ein Oscar ging schließlich an die Sängerin Adele für den wuchtigen Titelsong.
Nur einen Monat später startete ein weiterer von MGM koproduzierter Milliardenerfolg im Kino: "Der Hobbit - Eine unerwartete Reise" bildet den Auftakt zur Vorgeschichte von "Der Herr der Ringe", die dieses Jahr (2014) mit dem dritten Teil abgeschlossen wird. Auch mit Remakes und Reboots konnte MGM wieder Erfolge verzeichnen. Dazu zählen "21 Jump Street" (2012) und das diesjährige Sequel sowie die Neuauflage von "RoboCop" (2014).
Auf dem boomenden Markt des Qualitätsfernsehens ist MGM ebenfalls aktiv. Die Serie "Fargo", die auf dem gleichnamigen Meisterwerk der Coen-Brüder basiert, gehörte zu den großen Gewinnern bei der diesjährigen Emmy-Verleihung. Weitere TV-Serien von MGM sind "Teen Wolf" und "Vikings".
Nach einigen existenziellen Krisen befinden sich die Metro-Goldwyn-Mayer-Studios heute wieder auf einem guten Weg in die Zukunft. Leo, der Löwe, wird uns also auch weiterhin von der Leinwand und im Fernsehsessel anbrüllen.
Johannes Noldt
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