1924 öffnet eine neue Traumfabrik in Los Angeles: Metro Goldwyn Mayer, kurz MGM, ein Zusammenschluss von Metro Pictures Corporation, Goldwyn Picture Corporation und Louis B. Mayer Pictures. Bald darauf steht MGM dank seiner Stars, großer Studioanlagen und Filmen, die im Lauf der Jahrzehnte über 200 Oscars gewinnen, an der Spitze der Filmindustrie.

Das neue Jahrtausend

Zu Beginn des Millenniums schickte MGM noch einmal Pierce Brosnan als 007 auf geheime Mission. Der zwanzigste James Bond-Film "Stirb an einem anderen Tag" (2002) war Brosnans vierter und letzter Einsatz. Noch bevor ein neuer Agent seinen (Geheim-)Dienst antreten konnte, wurde MGM erneut verkauft. Diesmal ging das Studio an ein Konsortium, an dessen Spitze die Medienkonzerne Sony und Comcast standen.

Problem: Die milliardenschwere Schuldenlast blieb auch nach dem Verkauf an MGM hängen. Die Investoren schienen weniger daran interessiert, das Studio zu retten, als daran, Profit aus MGMs umfangreichem Katalog an Filmlizenzen zu schlagen.

Ein neuer Bond

Aus dieser Lage konnte selbst ein neuer und äußerst erfolgreicher Superagent das Studio nicht befreien. Auch wenn "Casino Royale" 2006 eine Trendwende in der James Bond-Reihe markiert. Viele taten sich zunächst schwer damit, Daniel Craig in der Titelrolle zu akzeptieren, passte er doch so gar nicht in das Schema des charmanten Gentlemans, bei dem Frisur und Anzug in jeder noch so brenzligen Situation sitzen. Der Ton wurde rauer und dreckiger. Und das gefiel: Das Reboot mit Daniel Craig kam letztlich so gut an, dass zwei Jahre später unter dem Titel "Ein Quantum Trost" der nächste Auftritt folgte.
Aber der Erfolg von James Bond reichte leider nicht aus, um das immer noch angeschlagene Studio aus der Schuldenkrise zu befreien. Auf den dritten Einsatz von Daniel Craig mussten die Zuschauer denn auch lange warten. Zwischenzeitlich sah es mehr als schlecht aus...

MGMs schwerste Stunde: Der Löwe vor dem Aus

Angesichts des riesigen Schuldenbergs verlor MGM immer mehr an Freiheit: Dem Studio, das für solch große Klassiker wie "Der Zauberer von Oz" und "Vom Winde verweht" verantwortlich ist, fehlten die Mittel, um das Kerngeschäft weiter aufrecht zu erhalten. Es wurden immer weniger Filme produziert, darunter hauptsächlich Remakes und Sequels.

Kleine Perlen wie das sensible und warmherzige Drama "Lars und die Frauen" (2007) mit Ryan Gosling als Sonderling, der eine Beziehung mit einer Sexpuppe führt, blieben eher die Ausnahme. Vermeintlich risikoarme Projekte wie "Der rosarote Panther" (2006, Teil 2: 2009) mit Steve Martin, "Rocky Balboa" (2006) oder die erfolglose Neuauflage des Musicals "Fame" (2009) konnten die finanziellen Probleme auch nicht lösen. Nicht wenige Hollywood-Insider munkelten, dass der berühmte MGM-Löwe bald zum letzten Mal gebrüllt haben würde.

Am Ende des Jahrzehnts blieb nur der Weg in die Insolvenz. Nachdem mehrere Deals nicht zustande gekommen waren, stimmte ein New Yorker Gericht 2010 einem Plan zum Abbau der Milliardenschulden zu. MGM fusionierte mit der Filmproduktionsfirma Spyglass Entertainment, deren Gründer Gary Barber den Vorsitz übernahm und das Studio bis heute leitet. Jetzt konnte man sich wieder auf die Produktion von Filmen konzentrieren.

Mit alten Werten zu neuer Größe

Sony Pictures

Berenice Marlohe und Naomie Harris an der Seite von James Bond (Daniel Craig)

Unter Gary Barber hat sich MGM wieder zu einem erfolgreichen Studio gemausert. Wie in Hollywoods Glanzzeiten wird es eigenständig betrieben, also nicht als Tochtergesellschaft eines übergeordneten Medien-Konglomerats. Damit genießt MGM im Gegensatz zu den anderen großen Studios eine gewisse Unabhängigkeit, muss jedoch auch größere finanzielle Risiken in Kauf nehmen. Umso wichtiger ist das umfangreiche Portfolio an populären Filmlizenzen.

Nach dem Neustart bekam Daniel Craig endlich grünes Licht für seinen dritten Auftritt als James Bond. Und der schlug ein wie eine Bombe: "Skyfall" (2012) ist der bisher umsatzstärkste Film der Reihe und er wurde für fünf Oscars nominiert. Ein Oscar ging schließlich an die Sängerin Adele für den wuchtigen Titelsong.

Nur einen Monat später startete ein weiterer von MGM koproduzierter Milliardenerfolg im Kino: "Der Hobbit - Eine unerwartete Reise" bildet den Auftakt zur Vorgeschichte von "Der Herr der Ringe", die dieses Jahr (2014) mit dem dritten Teil abgeschlossen wird. Auch mit Remakes und Reboots konnte MGM wieder Erfolge verzeichnen. Dazu zählen "21 Jump Street" (2012) und das diesjährige Sequel sowie die Neuauflage von "RoboCop" (2014).

Auf dem boomenden Markt des Qualitätsfernsehens ist MGM ebenfalls aktiv. Die Serie "Fargo", die auf dem gleichnamigen Meisterwerk der Coen-Brüder basiert, gehörte zu den großen Gewinnern bei der diesjährigen Emmy-Verleihung. Weitere TV-Serien von MGM sind "Teen Wolf" und "Vikings".

Nach einigen existenziellen Krisen befinden sich die Metro-Goldwyn-Mayer-Studios heute wieder auf einem guten Weg in die Zukunft. Leo, der Löwe, wird uns also auch weiterhin von der Leinwand und im Fernsehsessel anbrüllen.

Johannes Noldt