1924 öffnet eine neue Traumfabrik in Los Angeles: Metro Goldwyn Mayer, kurz MGM, ein Zusammenschluss von Metro Pictures Corporation, Goldwyn Picture Corporation und Louis B. Mayer Pictures. Bald darauf steht MGM dank seiner Stars, großer Studioanlagen und Filmen, die im Lauf der Jahrzehnte über 200 Oscars gewinnen, an der Spitze der Filmindustrie.


Die 1940er Jahre werden vom Zweiten Weltkrieg und gesellschaftlichen Umbrüchen geprägt. Das wirkt sich auch auf die Filme von MGM aus und die Menschen, die sie produzieren. Nachdem Nazi-Deutschland Frankreich erobert hat (1940), greift MGM das Informationsbedürfnis der US-Bürger auf und gründet gemeinsam mit anderen Studios das "Motion Picture Committee Cooperating for National Defense."

Offiziell soll das Komitee die US-Bürger objektiv und neutral über die Kriegsgeschehnisse in Übersee informieren. MGM allerdings stellt vor allem das Leid der Kriegsopfer in den Mittelpunkt seiner Filme und bezieht in (Anti-Nazi-)Dramen wie "Tödlicher Sturm" mit James Stewart (1940) oder "Mrs. Miniver" mit Greer Garson (1942) Position gegen Deutschlands Eroberungsfeldzüge.

Nach dem Kriegseintritt der USA im Dezember 1941 steht MGM vor einem Personalproblem: Vor allem die männlichen Stars wie Robert Montgomery, Robert Taylor, Clark Gable und James Stewart melden sich freiwillig für den Kriegseinsatz oder werden eingezogen und fallen deshalb für weitere Produktionen aus.

Clark Gable verpflichtet sich direkt nach der Beerdigung seiner dritten Frau Carol Lombard, die 1942 bei einem Flugzeugabsturz starb, für die 8. US-Luftflotte in Großbritannien. Als Beobachter und Bordschütze in einer B-17 nimmt er an mindestens fünf Einsätzen teil und führt bei "Combat America" (1943) Regie, einem Dokumentar- und Propagandafilm über das Leben der Air-Force-Piloten. Auch Robert Taylor verpflichtet sich als Leutnant bei der U.S. Army und unterrichtet angehende Piloten.

James Stewart wird 1941 eingezogen und beginnt seine Karriere als einfacher Bomberpilot. Robert Montgomery fährt als Freiwilliger im Jahr 1940 für einige Wochen einen Ambulanzwagen in Paris. Später kämpft er als Offizier bei der D-Day-Invasion am 6. Juni 1944 an der Küste der Normandie.

Nach dem Krieg setzt MGM auf Unterhaltung

Nach dem Sieg gegen Nazi-Deutschland und Japan ist Amerika wirtschaftlich und militärisch stärker als je zuvor. MGM reagiert 1946 auf diese euphorische Stimmung allerdings nicht mit idealisierenden Kriegsfilmen, sondern mit familientauglichen Unterhaltungsstoffen wie der "Lassie"-Reihe, deren erster "Heimweh" schon 1943 mit der blutjungen Liz Taylor erschien. Verantwortlich dafür ist Studioboss Louis B. Mayer, der in seiner Kindheit unter einem gewalttätigen Vater litt, und in seinen Filmen eine "heile" und gewaltfreie Welt verwirklichen will.

Außerdem lassen Abenteuerfilme rund um Kinder und ihre tierischen Begleiter wie "Die Wildnis ruft" mit Gregory Peck (1947) "My Brother talks to Horses" (1947) vom "Das siebte Kreuz"-Regisseur Fred Zinnemann die MGM-Kassen klingeln.

Neue Herausforderungen stehen unmittelbar bevor

Viele Amerikaner ziehen in die Vororte, fern von städtischen Kinopalästen. Und daheim stehen immer häufiger Fernsehgeräte! Doch wer fernsieht, kauft keine Kinotickets mehr ...

Zudem erschwert das HUAC-Komitee ("House Committee on Un-American Activities") die Produktionen von Mayers Studio. Vor dem Hintergrund des schließlich in den Kalten Krieg mündenden Konflikts zwischen den USA und der Sowjetunion will das "Komitee für unamerikanische Umtriebe" am Ende der 1940er "kommunistische Aktivitäten" in Hollywood aufdecken.

So entsteht eine umfangreiche "Schwarze Liste" mit Namen von vermeintlich linken und "kommunistischen" Filmschaffenden. Auch die für MGM wichtigen Drehbuchschreiber Lester Cole und Dalton Trumbo werden aufgrund ihrer linksorientierten Einstellung verfolgt bzw. verhaftet.

Gegen Ender der 1940er sucht MGM Mittel gegen die Krise und erneuert bewährte Stoffe wie die unpolitischen Musicalkomödien mit Judy Garland, Fred Astaire und Peter Lawford in "Osterspaziergang" (1948) oder dem Traumpaar Astaire und Ginger Rogers in "Die Tänzer vom Broadway". Die bewährte Mischung aus erfolgreichen Stars und spektakulären Bildern soll Fernsehzuschauer zurück vor die Kinoleinwand locken.

Um in den 1950ern weiterhin erfolgreich zu bleiben, muss sich MGM allerdings mehr einfallen lassen ...

Salomé Weber