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Indie-Grusel

10 intelligente Horror-Geheimtipps, die Sie kennen müssen

10 intelligente Horror-Geheimtipps, die Sie kennen müssen
Universum

Grusel mit Grips: In den letzten fünf Jahren hoben clevere Independent-Filme den Horrorfilm auf ein neues Level und eroberten damit den Mainstream und das Feuilleton.

2017 ist schon jetzt das erfolgreichste Horrorjahr seit langem - zumindest an den US-Kinokassen, wo mit der rassimuskritischen Gruselsatire "Get out" (bei uns ab 4. Mai im Kino) und dem Horrorthriller "Split" gleich zwei Filme die magische Marke von 100 Millionen Dollar Einspielergebnissen knackten. Zuletzt schafften das zwei Horrorfilme im Jahr 2004 ("The Village" und The "Grudge"). Mit Horror lässt sich wieder richtig Kohle machen: Das zeigten in den letzten Jahren schon Überraschungshits wie "The Witch" (40 Millionen Einspielergebnis bei einem Budget von 3,5 Millionen) und "Don''t Breathe" (157 zu 10 Mio.).

Dass man mit kostengünstig produziertem Horror gewaltigen Profit machen kann ist keine neue Erkenntnis. 1978 spielte John Carpenters Schlitzerfilm "Halloween" allein in den USA etwa das 150-Fache seines Appel-und-Ei-Budgets von 47 000 Dollar ein, Tobe Hoopers Kettensägengroteske "Blutgericht in Texas" 1974 immerhin das 100-Fache. An die blutige alte Zeit knüpfte in den Nullerjahren das sogenannte Splat Pack an, hartgesottene Jungfilmer wie Eli Roth ("Hostel") und James Wan ("Saw").

Von diesen "Folterpornos", wie "Saw" und Co. schnell genannt wurden, setzt sich der jüngere Indiehorror allerdings bewusst ab. Filme wie "A Girl Walks Home Alone" und "The Babadook" setzen auf unblutiges, subtiles Grauen und beschreiben die Gegenwart so präzise wie ein Sozialdrama. Und selbst ein Schocker wie "Bone Tomahawk" steht dem Arthouse näher als dem Schlachthaus.

Hier die zehn wichtigsten Filme der neuen Welle.
Autor: Roland Kruse
The Witch (USA/Kan. 2015)
Foto: Universal Pictures
Wenn ein Hase in eine Scheune hoppelt und es einem kalt den Rücken herunterläuft, dann hat ein Horrorfilm irgendwas richtig gemacht. Robert Eggers lädt die Bilder in seiner im 17. Jahrhundert spielenden "Volkslegende aus Neuengland" so meis­terhaft mit Stimmung und Symbolik auf, dass man wie die junge Tho­masin (Anya Taylor­-Joy) bald die Hexe im Hasen und den Satan im Ziegen­bock sieht. Aber geht in "The Witch" wirklich Ok­kultes vor, oder sehen wir nur Wahnvisionen einer hungernden Puritaner­familie? Die Antwort spielt keine Rolle: Eggers will uns in den Kopf der frühen englischen Siedler versetzen, so wie uns sein Vorbild Ingmar Bergman in "Das siebente Siegel" in eine mittelalterliche Gedankenwelt transpor­tierte.
Ich seh ich seh (A 2014)
Foto: Neue Visionen
Der österrreichische Regisseur Ulrich Seidl, Exper­te für Sozialhorror ("Import/Export") und Dokugrusel ("Im Keller"), war bei dem bildstarken Schocker Produ­zent: Zwillinge er­kennen ihr Mama nach einer kosmetischen OP nicht wieder. Erst reagieren die Buben verstört, dann verstörend...
It Follows (USA 2014)
Foto: Weltkino Verleih
Es folgt dir, gaaanz langsam, und es wird dich töten. Es sei denn, du gibst seinen Fluch durch Sex weiter. Der in Detroits trister Vorstadt gedrehte Instantklassiker hat eines der gruseligs­ten Monster über­haupt - weil er nie verrät, wie "es" wirklich aussieht.
The Girl with All the Gifts (USA/GB 2016)
Foto: Universum
Melanie (Sennia Nanua) lernt fleißig und verehrt ihre Lehrerin (Gemma Arterton) - schade, dass die Muster­schülerin ein Zom­bie ist! Der Brit­hor­ror bietet Gefühl und Tiefgang und ist unheimlich, wo andere Zombiefil­me nur schocken.
A Girl Walks Home Alone at Night (USA 2014)
Foto: Capelight
So sehen wohl die Träume iranischer Teengirls aus: Eine Vampirin im Tschador geht in Teheran üblen Kerlen an den Hals. Regiedebütantin Ana Lily Amirpour finanzierte die Schwarz-­Weiß-Perle teilweise per Crowdfunding.
Berberian Sound Studios (GB 2012)
Foto: RapidEyeMovies
Die italienischen Giallo­schocker ("Suspiria", "Infer­no") aus den 1970er-Jahren waren schon immer filmgewor­dene Fetischpartys. Peter Strickland inszeniert in seiner satirischen Hom­mage an Dario Argento und Co. die Mikros und Regler eines italienischen Film­tonstudios selbst als Fetisch - genial! Mittendrin in der Machowelt der Gialli: Toby Jones als sensibler englischer Tonkünstler.
Bone Tomahawk (USA 2015)
Foto: Universal Pictures
Am Ende ist nicht nur eine Filmfigur buchstäblich gespalten, sondern auch das Publikum: Der Mix aus Western, Komödie und Splatterhorror (mit Kurt Russell als Sheriff) gelang noch nie so gut wie im Debut von Craig Zahler. Nach dem eloquen­ten Dialogwitz des Mittelteils schockt das grausame Fina­le nur um so mehr.
Oculus (USA 2013)
Foto: Universal Pictures
Mit wissenschaft­licher Prazision will "Doctor Who"-Beauty Karen Gillan einen verfluchten Spiegel austricksen, der Menschen in den Wahnsinn treibt. In dem inno­vativen Spukfilm von Mike Flanagan schleicht sich der Horror so leise an wie ein Spiegelbild bis der Zuschauer am Ende alle räumliche Orientierung verliert.
The Babadook (Austr. 2014)
Foto: Capelight
Der Buhmann aus einem Bilderbuch quält eine Witwe und deren Sohn oder zerfrisst Trauer um den toten Vater den Verstand der beiden? Die Austra­lierin Jennifer Kent, einst Regieassistentin bei Lars von Trier, ver­quickt sensibles Psychodrama und Oldschool-­Grusel.
Don''t Breathe (USA 2016)
Foto: Sony Pictures
Drei Teenies brechen bei einem Blinden ein. Doch der ist alles andere als hilflos - und hat noch ein Geheimnis im Keller. Der Low­-Budget­-Horror aus dem desolaten De­troit (siehe auch "It follows") war DER Überraschungshit 2016. Im spritzigen Finale traut sich Regisseur Fede Al­varez ("Evil Dead", 2013) wirklich was.