SAS: Rogue Heroes

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Originaltitel: SAS: Rogue HeroesGB | 2022 - 2022 | FSK: 16

Action

Bewertung:

Meinung der Redaktion

Wilder Ritt durch die Entstehungsgeschichte einer berühmt-berüchtigten Eliteeinheit

IMDb-Bewertung:

8,1

/10

Die verrückte Geschichte der britischen Spezialeinheit, die im Zweiten Weltkrieg Rommel das Fürchten lehrte.

Nahezu jede Serie über historische Stoffe kommt heute mit einem Warnhinweis, dass Ereignisse und Situationen aus dramatischen Gründen verändert wurden. Auch „SAS: Rogue Heroes“, die Serie über die Gründung der britischen Eliteeinheit im Zweiten Weltkrieg, stellt eine solche Warnung voraus. Doch wo andere Serien warnen wollen, dass sie einzelne Szenen übertrieben haben, musste Showrunner und „Wer wird Millionär“-Erfinder (!) Steven Knight den anderen Weg gehen. Das reale Geschehen war so verrückt, dass das Publikum es ihm einfach nicht abgekauft hätte.

Nur ein Beispiel: Bei ihrem ersten erfolgreichen Einsatz schleichen sich David Stirling (Connor Swindells, „Sex Education“), Paddy Mayne (Jack O’Connell) und Jock Lewes (Alfie Allen, „Game of Thrones“) mit einer kleinen Truppe Auserwählter in Afrika hinter die feindlichen Linien und jagen Dutzende deutsche und italienische Flugzeuge in die Luft. Beeindruckend, keine Frage. In Wirklichkeit jedoch hatte Stirling im Alleingang 20 Flugzeuge zur Explosion gebracht – und weil Mayne ihm nicht glaubte, zogen sie zu zweit noch mal los, wurden vom zahlenmäßig weit überlegenen Feind in ein Feuergefecht verwickelt, entkamen und sprengten weitere Maschinen in die Luft. Ein Ablauf, der selbst für Steven Knight zu viel war.

Dabei ist der „Peaky Blinders“-Macher keinesfalls darauf aus, eine geerdete Agentenserie mit Dokumentar-Qualitäten zu machen – ganz im Gegenteil. Zum einen erfindet er mit der französisch-algerischen Geheimagentin Eve (Sofia Boutella) eine Figur, die problemlos in einen Bond-Film gepasst hätte. Zum anderen lädt er seinen Sechsteiler mit Anachronismen auf. Angefangen damit, dass sich Connor Swindells für die Rolle offenbar die Sonnenbrille von Tom Cruise aus „Top Gun“ geliehen hat, bis zur Tatsache, dass der Soundtrack der Serie aus Rockhymnen von AC/DC, The Clash, The Cure oder Judas Priest besteht.

Resultat ist ein wilder Ritt durch die Kriegsgeschichte, der jede Menge Spaß macht, aber auch die Gräueltaten des Zweiten Weltkriegs vor Augen führt. Zwar stellt die Serie unmissverständlich klar, dass ohne das lebensmüde Trio und ihre fixen Ideen der Vormarsch Rommels in Afrika – und damit auch der Nationalsozialismus – nicht gestoppt worden wäre. Die dritte Folge zeigt aber auch ein regelrechtes Massaker an wehrlosen Soldaten, durch das die drei vermeintlichen Helden den Anstrich von Antihelden bekommen.

Das britische Fernsehpublikum hat sich daran allerdings nicht gestört. Bei der BBC war die Adaption des Tatsachenromans von Ben Macintyre ein so großer Erfolg, dass das ursprünglich als Miniserie konzipierte „SAS: Rogue Heroes“ demnächst doch eine zweite Staffel erhalten wird. Was genau darin vorkommen soll, hält Showrunner Knight noch geheim. Fest steht allerdings, dass er nach der 1941/1942 spielenden Entstehungsgeschichte des Special Air Service keinen zu großen Zeitsprung machen will. Auch die neuen Folgen sollen noch während des Zweiten Weltkriegs spielen, wodurch die Protagonisten weiter ergründet werden können – beispielsweise das Verhältnis von David Stirling zu seinem verstorbenen Vater, einem hochrangigen Militär, und Paddy Maynes kurze Zündschnur, die ihn zum herausragenden Soldaten, aber auch zu einem großen Risiko machte.