La Revolution

Originaltitel: La RévolutionFR | 2020 - 2020 | FSK: 16

Abenteuer

Drama

Historienfilm

Bewertung der Redaktion:

Chassez les bleus! Die Französische Revolution als unterhaltsame Monstershow

IMDb-Bewertung: 6,6 von 10

Wurden Frankreichs Adlige gestürzt, weil sie die Bürger auffraßen?

Als die französische Bevölkerung 1789 gegen die adlige Oberschicht aufbegehrte, waren Armut, Hunger und die Sehnsucht nach Bürgerrechten die treibenden Faktoren. Doch was, wenn das nicht die einzigen Gründe waren? Was, wenn die Adligen in ihrem blauen Blut ein Virus trugen, das sie dazu brachte, das einfache Volk zu töten und aufzuessen? Aus dieser hanebüchenen Prämisse macht Aurélien Molas („Die Geister des Flusses“) eine überraschend originelle und unterhaltsame Historien-Hypothese.

Die cleverste Entscheidung war es dabei, Joseph Guillotin (Amir El Kacem) in den Fokus der Geschichte zu stellen. Denn nach dem Arzt wurde nicht nur die Guillotine benannt, er trieb auch die Impfung gegen Kuhpocken voran. Nur logisch, dass er hier der Erste ist, der dem Virus im blauen Blut auf die Spur kommt – und damit zur Gefahr für die Herrschenden wird. Denn nachdem eine Bäuerin ermordet wird, präsentiert der reiche Edmond de Pérouse (Dimitri Storoge) schnell einen Verdächtigen: den schwarzen Landstreicher Oka (Doudou Masta), der über Voodoo-Kräfte verfügt.

Als Joseph versucht, Okas Unschuld zu beweisen, ist plötzlich nicht nur Pérouse hinter ihm her. Die für die Rechte des Volkes kämpfende Bruderschaft entführt Guillotin gemeinsam mit der aufgeklärten Adligen Elise de Montargis (Marilou Aussilloux). Als sie den Anführer sehen, wird ihnen klar, warum. Es ist Albert (Lionel Erdogan), Elises ehemaliger Geliebter und Josephs Bruder, der von den Toten zurückgekehrt ist.

Mit Filmen wie „Pakt der Wölfe“ oder „Die purpurnen Flüsse“ haben die Franzosen bereits ein Händchen für mystische Stoffe voller Monster bewiesen. „La Révolution“ fällt genau in diese Schiene und liefert ein Spektakel, das blutige Actionszenen mit traumhaften Kostümen und faszinierenden Bildern verbindet. Wie gleich in der Eröffnungsszene der Serie ein Adliger und eine Normalsterbliche den Schnee mit ihrem Blut in die blau-weiß-roten Nationalfarben tauchen, hat gleichzeitig eine verstörende und eine betörende Qualität.

Auch dass der Historienthriller weitestgehend mit unverbrauchten französischen Gesichtern gecastet wurde, erweist sich als Segen. Denn gerade die Besetzung von Marilou Aussilloux ist ein absoluter Glücksgriff und könnte der Startpunkt einer großen internationalen Karriere sein. Die könnte Showrunner Aurélien Molas ebenfalls bevorstehen. Sein Achtteiler hat zwar immer wieder Längen, am Ende kann man sich als Zuschauer dem Sog aber nicht entziehen. Die Actionszenen sind stark inszeniert, und die Geschichte birgt bis zum Finale immer wieder überraschende Wendungen.

Molas’ Hang, möglichst international zu wirken, hat aber auch einen unangenehmen Nebeneffekt. Bedient er in der Figur von Oka doch ein Filmklischee, das in den USA von Afroamerikanern zu Recht immer wieder kritisiert wird. So beschwerte sich Spike Lee, dass Filme wie „The Green Mile“ immer wieder die Figur des „Magical Negro“ bemühen würden, der dem weißen Mann hilft, statt die Lebenswirklichkeit von Schwarzen zu zeigen. So etwas in einer Serie zur Zeit der Französischen Revolution einzusetzen wirkt doch äußerst deplatziert.