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Wunderschön: Famose Tragikomödie mit Karoline Herfurth und Nora Tschirner startet im Kino

Karoline Herfurth als Sonja in einer Szene des Films Wunderschön.
Karoline Herfurth als Sonja in einer Szene des Films "Wunderschön". -/Warner Bros. /dpa

Herrlich ehrlich und einfach "Wunderschön": Auch in ihrem dritten Spielfilm hält Karoline Herfurth eine gekonnte Balance aus amerikanischem Pathos, toller Ironie und zutiefst berückenden Momenten.

An Kino-Klassiker lässt der Titel denken: An Frank Capras "Ist das Leben nicht schön?" von 1947, eine großartige Weihnachtsschnulze. An Roberto Benignis "Das Leben ist schön"(1997).

Auch bei «Wunderschön» nun, der dritten Regiearbeit von Karoline Herfurth handelt es sich um eine zu Herzen gehende Tragikomödie. Schön nämlich ist auch in diesem Werk beileibe nicht alles. Fünf Frauen sind es, die sich hier aufs Herrlich-Traurigste ein ums andere Mal in den Fallstricken des Lebens verheddern. Mit bekannten Filmgesichtern wie Emilia Schüle, Nora Tschirner, Martina Gedeck, Friedrich Mücke und Joachim Król ist "Wunderschön" prominent besetzt. Und auch Herfurth selbst hat eine, die vielleicht zentralste Rolle inne.

Aussehen als zentrales Thema

Herfurth spielt Sonja, eine in zunehmendem Maße verzweifelte Mutter, die nicht nur unter ihrem Karriere-fixierten Mann (Mücke) leidet, sondern auch nicht so recht in die Mama-Rolle hineinfinden mag. Martina Gedeck ist Frauke, Endfünfzigerin, die sich mehr vom Leben erhofft als nur das Kochen für und die öden Gespräche mit dem ollen Ehemann. Sowohl Sohn als auch Tochter sind schon ausgezogen, letztere versucht sich in der Modelwelt – deren grausame Schattenseiten von Regisseurin Herfurth auf brutal-ehrliche Art seziert werden.

Das Thema Aussehen (einmal fragt ein kleines Mädchen: "Wie sieht man richtig aus?"), die eigene und die Fremdwahrnehmung: Das ist der inhaltliche Fixstern, um den die allesamt sehr unterhaltsamen Geschichten des Films kreisen. Auch Teenager Leyla (wunderbar: Dilara Eylin Ziem) leidet unter ihrem Äußeren, findet schließlich im Baseball das zu ihr passende Ventil.

Mut zur Hässlichkeit

Vor allem Tschirner, die fünfte Frau in diesem virtuos choreografierten Ensemble, ist ein Ereignis: Die 40-jährige Schauspielerin, Musikerin, ehemalige Moderatorin, die auch schon in Herfurths Regiedebüt von 2016 "SMS für Dich" mitgespielt hat, besticht durch ihre rotzig-rührende Art: Sie gibt eine alleinstehende Kunstlehrerin, die nicht nur mit ihrer verzottelten Haarpracht und einem, stets den rechten Zeigefinger schmückenden blauen Pflaster auffällt.

Nein, auch ihr betagter feuerroter Golf sorgt für Interesse. So auch bei einem flotten Lehrerkollegen, mit dem sich Tschirner aber (zunächst) nur auf eine Mini-Affäre einlässt. Es gibt wenige hiesige Darsteller, die ihren Mut zur Hässlich- und Dreistigkeit auf so hübsch-sympathische Art auszustellen in der Lage sind - ohne dabei je vom schmalen Balancierbalken zwischen Klamauk und Ernst herunter zu purzeln.

Die Chemie stimmt

Tschirner aber würde ihr Potenzial wohl nicht derartig gut ausspielen können, wenn sie in Herfurth nicht eine so (mittlerweile) routinierte Regisseurin und kongeniale und erfrischende Gegen- und Mitspielerin vor der Kamera hätte: Dass die Chemie zwischen beiden eine besondere ist, die das rein professionelle Schauspielerinnen-Verhältnis bisweilen zu transzendieren scheint, lässt sich exemplarisch an einer der schönsten Szenen ablesen. Da steht die verweinte Kunstlehrerin bei ihrer nicht weniger derangierten besten Freundin an der Haustür: "Bin ich eine unausstehliche Eremitin?", fragt Tschirner voller Verzweiflung. Woraufhin Herfurth sie voller - nicht nur gespielt anmutender - Wärme in den Arm nimmt: "Nein, nein, du nervst nur manchmal schrecklich!"

Es sind Momente wie diese, in denen Karoline Herfurth ihr besonderes Gespür für sowohl traurige als auch extrem lustige Momente aufs Schönste unter Beweis stellen kann. Mit einem Klassiker wie Capras "Ist das Leben nicht schön?", mit Benignis mit Preisen überschüttetem "La Vita è bella" von 1997 kann Herfurth freilich nicht gänzlich mithalten. Dafür ist die eine oder andere Story-Wendung, aber auch manch Kritik an überkommenen Rollenmustern und Sichtweisen dann doch zu vorhersehbar. Eines aber sind die luxuriösen 131 Kinominuten, die uns die 37-jährige Aktrice und Filmemacherin mitten im zweiten Corona-Winter schenkt, in jedem Fall: Wunderschön.