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Qualität statt Quantität: Netflix produziert künftig weniger Original-Filme

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Der Netflix-Film "Red Notice" (l.) bekam viel Kritik ab, "Maestro" hingegen gilt als als Oscar-Anwärter. Netflix | Montage: TVSpielfilm.de

Netflix will fortan weniger Original-Filme produzieren. Die neue Strategie des Streamingdienstes: Qualität statt Quantität.

Sogenannte Originals, also eigens von und für Streamingplattformen produzierte Filme und Serien, sichern das Überleben von Netflix, Prime Video, Disney+ und Co. Mit diesen Eigenproduktionen locken sie ihre Abonnenten an – sind die Filme und Serien doch exklusiv bei dem Streamingdienst zu sehen, der sie produziert hat.

Der bisherige Spitzenreiter in der Originals-Produktion ist zweifellos Netflix. Die Streamingplattform hat seit Jahren gefühlt im Wochentakt eine Eigenproduktion bei sich veröffentlicht, sich selbst mit Content gar überflutet. Doch damit ist jetzt Schluss, wie Scott Stuber, der Chef von Netflix' Filmabteilung, im Gespräch mit Variety verraten hat. Fortan will der Streamingdienst weniger Originals produzieren. Stuber spricht gar von einer drastischen Kürzung von 50 auf 25 bis 30 Filme pro Jahr. Der Grund dafür ist aber mehr als einleuchtend.

Netflix setzt fortan auf Qualität statt Quantität

So sagt Stuber gegenüber Variety: "Im Moment versuchen wir nicht, eine bestimmte Anzahl an Filmveröffentlichungen zu erreichen. Es geht darum: Lasst uns das machen, woran wir glauben. Und lasst uns tatsächlich einen Plan vorlegen, hinter dem wir stehen und sagen können: Das ist die beste Version einer romantischen Komödie. Das ist die beste Version eines Thrillers. Das ist die beste Version eines Dramas."

Im Kern bedeutet das: Netflix will zukünftig auf Qualität statt Quantität setzen. Diese neue Strategie überrascht nicht. Zuletzt musste sich der Streamingdienst nämlich viel Kritik gefallen lassen. So haben Kritiker wie Zuschauer Netflix-Originals wie "The Gray Man", "Red Notice" und "Heart of Stone" in der Luft zerrissen. Diese Blockbuster fuhren zwar große Hollywood-Stars wie Dwayne Johnson, Ryan Gosling, Chris Evans, Ryan Reynolds, Gal Gadot und Ana de Armas auf und verschlangen Budgets im Millionen-Bereich. Qualitativ waren die Streifen aber allesamt unterdurchschnittlich. Und das schlug sich auch in den Zahlen nieder. Bei der Veröffentlichung hatten die Netflix-Blockbuster noch gute Zuschauerzahlen, doch das Interesse verflog auch genauso schnell wieder.

Dabei darf man nicht vergessen, dass Netflix in den vergangenen Jahren auch gute Filme produziert hat. So wurde das Original "Roma" von Alfonso Cuarón beispielsweise mit drei Oscars und zwei Golden Globes ausgezeichnet. Auch Filme wie "The Power of the Dog", "Don't Look Up", "The Irishman", "tick, tick... BOOM!" oder "Mank", um nur einige zu nennen, wurden für zahlreiche Preise nominiert oder gewannen sie gar. Das Problem ist nur: Auf einen guten Film folgen gefühlt drei oder mehr schlechte. Den Grund hierfür nennt Stuber auch im Gespräch mit Variety. Anfangs brauchte Netflix eben eine Film-Grundlage, um gegen die Konkurrenz zu bestehen. Jetzt hat der Streamingdienst diesen Puffer wohl erreicht.

Netflix schickt starke Filme in die Award-Season

Schaut man sich die nächsten Monate, die sogenannte Award-Season, an, dann lässt Netflix auf diese Worte nun auch Taten folgen. So starten demnächst zahlreiche Original-Filme bei dem Streamingdienst und zuvor für kurze Zeit im Kino, die jetzt schon als Oscar-Anwärter gelten. Beispielsweise "The Killer", der neue Thriller von Meisterregisseur David Fincher mit Michael Fassbender in der Hauptrolle, oder "Maestro", das Biopic über Musical-Legende Leonard Bernstein von und mit Bradley Cooper.

Ob diese neue Strategie für Netflix am Ende aufgeht, wird sich zeigen. Aber die Abonnenten, die zunehmend von der Flut schlechter Filme und Serien genervt sind, werden bestimmt zustimmen, dass weniger manchmal mehr ist.