Die meisten Reboot-Pläne sind von Licht und Schatten umgeben. Licht, weil Menschen mit Vorliebe in Nostalgie schwelgen und sich gerne an die Zeiten erinnern, als sie über Steve Urkel in "Alle unter einem Dacht" lachen mussten. Schatten, weil sie keinen anderen als Jaleel White in der Rolle des ulkigen Brillenträgers sehen möchten und sich vor einer Verunstaltung des kulturellen Erbes fürchten. Für die Produktionsfirmen dieser Welt ist das stets ein schmaler Grat, dennoch sind im vergangenen Jahrzehnt so viele Serienstoffe neu aufgelegt worden, wie niemals zuvor. "Charmed", "Beverly Hills 90210", "Magnum" und "Buffy" sind nur wenige unter unzähligen weiteren Beispielen.

Dass nun US-Medien wie der stets bestens informierte Branchendienst Deadline darüber berichten, dass WarnerMedia über Neuauflagen von gleich mehreren Sitcom-Klassikern nachdenkt, scheint da also wenig zu überraschen. Im Bericht ist die Rede davon, dass WarnerMedia mit dem Start seines neuen Streamingdienstes seine klassischen "TGIF comedies rebooten" wolle. Der Begriff TGIF kommt von dem Ausspruch "Thank God It's Friday", weil an diesem Tag gerne in der US-Primetime ein ganzer Programmblock mit quotenstarken Sitcoms gefüllt wird. Einer dieser Klassiker ist "Alle unter einem Dach", weitere Serien wie "Eine starke Familie", "Ein Grieche erobert Chicago" und "Echt super, Mr. Cooper" fallen unter diese Kategorie.

Netflix hatte mit "Friends" Erfolg

Bestätigt hat Warner diese Informationen bislang nicht. In den Quellen von Deadline wird betont, dass sich die Gespräche in einem Sondierungsstadium befinden und es unklar ist, ob eine der möglichen Neuauflagen tatsächlich umgesetzt wird. Aber das Interesse an Reboots von "Alle unter einem Dach" und Co. sei definitiv da. Geplant sei der Launch des neuen Streamingservices ohnehin erst 2020 und das vorerst nur in den USA. Vermutlich wird er auf den Namen "HBO Max" hören, weil er das komplette Programm des US-Senders mit dem Portfolio von Warner Bros. bündelt und als neue Konkurrenz für Netflix, Amazon, Disney und Apple an den Start bringt.

Sitcoms haben im Streamingmarkt durchaus Erfolgspotential, wie einige jüngere Beispiele von Fortsetzungen oder Neuauflagen gezeigt haben. Auch alte Folgen werden gerne und oft angeschaut, wie das Beispiel "Friends" bei Netflix anschaulich unter Beweis gestellt hat. Der Streamingdienst hat sich die Rechte an dem Serien-Hit für lediglich ein Jahr rund 100 Millionen US-Dollar kosten lassen. Wie WarnerMedia bereits bestätigt hat, plant es nun eine Rückholaktion von Rachel Green (Jennifer Aniston), Monica Geller (Courteney Cox), Chandler Bing (Matthew Perry) und Co. auf seinen neue Streamingplattform.

"Full House" zeigt, wie es gehen kann

gettyimages

"Fuller House" könnte für "Alle unter einem Dach" zum Vorbild werden

Bei "Full House" lief der Deal anders, die ebenfalls aus dem Hause Warner kommende Kult-Sitcom der späten 80er und frühen 90er-Jahre bekam bereits ein Reboot verpasst. Netflix schnappte sich die 2016 von dem Original-Showrunner Jeff Franklin produzierte Wiederbelebung und beendet die Serie nun nach fünf Staffeln Ende diesen Jahres - Überlegungen zu einem weiteren Ableger bestehen bereits.

Die Lage wird künftig noch unübersichtlicher, wenn Warner mit seinem riesigen Produktionsarsenal in den Markt stößt und viele seiner Serien, die nun bei Netflix, Hulu oder anderen Streaminganbietern laufen, zurückholen will. Noch komplizierter könnte es werden, wenn sich die Meldungen zu den Reboots von "Alle unter einem Dach" und den anderen Sitcom-Klassikern bewahrheiten sollten. Aber bis 2020 ist ja noch ein bisschen Zeit ...