Die aktuellen Streaming-Pläne der großen Konzerne beziehen sich ausschließlich auf die USA, wann die Anbieter Deutschland fluten, steht noch aus. Doch dort, im wilden Westen, ist der Machtkampf der Entertainment-Giganten ausgebrochen. Disney schickt seinen eigenen Streamingservice noch in diesem Jahr ins Rennen, und auch Apple wagt den Schritt in den umkämpften Streaming-Markt. Während der Mäusekonzern mit niedrigen Kosten für die Nutzer wirbt und nur 6,99 Dollar für seinen Service verlangen will, weiß das iTunes-Unternehmen noch nicht, wieviel ihm seine neue Plattform wert sein wird.

Das Major-Studio Warner hingegen hat eine klare Preis-Vorstellung und die ist saftig: Zwischen 16 und 17 Dollar soll der Spaß kosten, Serien wie die nun angekündigte "Dune"-Adaption von Denis Vileneuve sehen zu können. Einen großen Vorteil genießt der künftige Streaminganbieter jedoch: Er verfügt über den US-Sender HBO. Die Serien aus der renommierten TV-Schmiede sorgen jedes Jahr für Furore. Ob das "Die Sopranos" waren, "The Wire", "True Detective" oder "Game of Thrones" und aktuell "Big Little Lies": HBO steht für höchste Serienqualität. Dies in Kombination mit dem Filmangebot von Warner Bros. ist ein Trumpf, zumal das DC-Universum daran angeschlossen ist und sich Warner, ähnlich wie Disney von den neuen Marvel-Serien, neue, horizontale Comic-Erzählungen erhofft.

Sky schaut in die Röhre, wenn Warner ernst macht

In den USA soll der Dienst voraussichtlich im März 2020 voll funktionsfähig sein, bereits Ende 2019 wolle man eine erste Version zur Verfügung stellen. Wie groß der Anteil an Originals (wie "Dune") sein wird, ist unklar. Doch in Deutschland könnte ein anderer, für Serienliebhaber nicht unerheblicher Mechanismus greifen. Aktuell laufen alle HBO-Produktionen beim Bezahlsender Sky. Dort können Zuschauer Serien wie "Game of Thrones" und die in Zukunft geplanten Fantasy-Ableger aus Westeros sehen. Allerdings läuft der Vertrag zwischen Sky und HBO im nächsten Jahr aus. 2020 wäre also Schluss mit der exklusiven Kooperation und dann könnte ein Deutschlandstart des neuen Streamingdienstes von Warner Sinn ergeben. Denn: Sky lässt sich sein Entertainment-Paket auch 29,99 Euro im Monat kosten. Dagegen wären 16 bis 17 Dollar zu verkraften, wenngleich abzuwarten bleibt, wann Warner in Deutschland startet und mit welchem Lizenzangebot neben den HBO-Serien zu rechnen ist.

Bislang ist die zehnteilige Polizei-Thriller "Tokyo Vice" mit Ansel Elgort bestätigt und die ebenfalls zehnteilige Liebeskomödie "Love Life" mit Anna Kendrick. Laut US-Blatt Variety ist auch eine Animationsserie auf Basis der "Gremlins"-Filme in Planung. Wie das Wall Street Journal berichtet wolle das zum Konglomerat AT&T gehörende Warner HBO in Kombination mit dessen Schwesterkanal Cinemax anbieten.

Wieviel davon am Ende in Deutschland übrig bleibt, weiß keiner. Nur so viel ist klar: Nicht nur für Netflix und Amazon wird es in Zukunft schwerer und teurer auf dem Streamingmarkt. Auch der Pay-TV-Anbieter Sky wird sich mit seinen VoD-Angeboten Sky Q, Sky Go und Sky Ticket auf wachsende Konkurrenz gefasst machen müssen.