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Kult-Special

Sherlock Holmes im 19. Jahrhundert

Am Set des Sherlock-Specials in Bristol erzählt Benedict Cumberbatch, wie er von seiner Rolle profitiert, die ihn diesmal ins Jahr 1895 zurückwirft

Wenn Sherlock Holmes aus dem Fenster seines Studierzimmers sieht, blickt er auf die Baker Street, die in Wirklichkeit North Gower Street heißt und im Londoner Norden liegt. Fans der BBC-Serie "Sherlock" kennen natürlich längst das Haus mit dem Imbiss Speedy's Sandwich Bar & Cafe gleich daneben.

Im Februar 2015 liegt Sherlocks London allerdings in Bristol, gut zwei Bahnstunden westlich der englischen Metropole. Hier entsteht der Sherlock-Einzelfilm "Die Braut des Grauens", der Handlung und Personal 120 Jahre zurückversetzt, ins Jahr 1895. Eine Hommage an die Zeit, als Arthur Conan Doyle seine ersten Detektivgeschichten veröffentlichte.

Es sei ein "one-off", wie die Produzenten Mark Gatiss und Steven Moffat nicht müde werden zu betonen, ein einmaliges Special, das aus dem Serienkontinuum ausschert. Was aber nur die halbe Wahrheit ist. Für nostalgische Briten jedenfalls das passende Programm für den Neujahrsabend 2016 in der BBC. In der Anthologie der Reihe, die seit 2011 jeweils in Dreierpacks auch im Ersten gezeigt wird, ist das Special die Nummer zehn und läuft am Ostermontag.
Warten ist angesagt, in einem niedrigen Raum, der an eine sehr ungemütliche Umkleide erinnert, mit Spiegeln an den Wänden und zwei Friseurwaschbecken, einem brummenden Kühlschrank und unbequemen Plastikschalenstühlen. Weniger Glamour geht nicht.
Und es ist kalt im "waiting room from hell", so Produzent Moffat grinsend, so kalt wie es später im Garderobenwagen überheizt ist, in dem stolz die aufwendigen Kostüme vorge- zeigt werden. Für ein Kleid wie das der "Braut des Grauens" braucht man eine Woche, jeder der beiden Protagonisten hat einen City- und einen Countryanzug, alles handgemacht.

Der Produktionsdesigner trägt dagegen ein Batman-T-Shirt, auf seinem Schreibtisch ein Quietscheentchen im Sherlock-Look. Sherlocks Wohnzimmer ist der modernen Version nachgebildet, ausgestattet mit allerlei seltsamen Exponaten aus seiner Welt inklusive Pfeifen. Bei der ersten Begutachtung des Sets anno 1895 hätten die beiden Macher gar nicht mehr gehen wollen, so der Ausstatter.

Produzent Gatiss wirkt ohnehin wie der sprichwörtliche kleine Junge im Spielzeugladen. "Er war schlau genug, sich selbst den besten Part ins Drehbuch zu schreiben", bemerkt Sherlock-Darsteller Benedict Cumberbatch lächelnd. Gatiss spielt Sherlocks arroganten Bruder Mycroft.

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Doch jetzt spricht erst einmal der Star, und er tut dies mit gesenkter Stimme und fast so rasend wie seine Rollenfigur.

Was war Ihre erste Reaktion,
als Sie hörten, dass die Story ins 19. Jahrhundert verlegt wird?


BENEDICT CUMBERBATCH
Großartig, darf ich mir die Haare schneiden lassen? Ganz im Ernst, ich wollte endlich diese albernen Locken loswerden - ich meine, ich brauche länger als jeder andere Schauspieler hier in der Maske, das ist doch lächerlich! Ich liebe diesen Kurzhaarlook, das ist einfach ordentlicher.

Waren Sie sich sicher, dass die Zeitreise funktionieren würde?

BENEDICT CUMBERBATCH
Nein, ich dachte: Sind die von allen guten Geistern verlassen? Man soll nichts reparieren, was nicht kaputt ist.

Hat sich die Art geändert, wie Sie Sherlock hier spielen? Ist es vielleicht sogar leichter?

BENEDICT CUMBERBATCH
Ja, das ist es tatsächlich. Irgendwie fühle ich mich, fühlt er sich nicht so aus der Zeit gefallen. Es ist dankbarer, ihn in der viktorianischen Zeit zu spielen, als in der modernen Variante, wo er immer ein wenig wie ein Exzentriker mit allerlei altmodischen Allüren daherkommt.

Sherlock ist unfassbar intelligent, smart. Färbt das auf Sie ab?

BENEDICT CUMBERBATCH
Das würde ich mir manchmal wünschen, ja. Aber leider werde ich nicht allein dadurch schlauer, dass ich jemanden spiele, der schlauer ist als ich. Vielleicht bin ich konzentrierter geworden, schärfer. Es ist ein tolles Training, physisch wie mental. Man fühlt sich so lebendig.

Sherlocks On-off-Geliebte Irene Adler sagte dazu mal: "Brainy is the new sexy." Richtig?

BENEDICT CUMBERBATCH
Im Gegenteil, ich glaube, schlau ist das alte sexy. Es war immer schon attraktiv, smart zu sein.

Haben Sie den Eindruck, dass Ihr Sherlock die Definition von sexy neu geprägt hat?

BENEDICT CUMBERBATCH
Sie meinen, weil vorher alle auf sehr männliche Typen standen und ich das so gar nicht bin? Na vielen Dank! In der realen Welt mögen Frauen vor allem Männer, die fähig sind. Und seltsamerweise manchmal auch solche, die auf fast brutale Weise direkt sein können. Vielleicht weil sie sich einbilden, dass sie solche Exemplare bändigen könnten.

Ist Sherlock zu zähmen?

BENEDICT CUMBERBATCH
Ich weiß auch nicht, er ist so launisch...Warum Frauen Sherlock attraktiv finden, kann ich nicht sagen. Natürlich werde ich andauernd danach gefragt, als gäbe es da ein besonderes Geheimnis. Tatsächlich spiele ich den Typen nur.