Am 10. August 2019 war er tot: Jeffrey Epstein, der Investmentbanker, der über Jahre in den höchsten Kreisen der USA unterwegs war und dort mächtige Freunde hatte, starb in seiner Gefängniszelle. Er war wegen der Organisation eines Sexhandelsrings, Menschenhandel und dem Anstiften Minderjähriger zur Prostitution verurteilt worden. Netflix hat jetzt eine Doku über den Fall, basierend auf dem Sachbuch von James Patterson und John Connelly, veröffentlicht. Die Regisseurin der Doku, Lisa Bryant, hat sich jetzt in einem Interview geäußert, dass es noch deutlich mehr zu erzählen gibt, als in der Serie bisher zur Sprache gekommen ist.
Jeffrey-Epstein-Doku auf Netflix: Macherin erzählt
Bryant hatte mit dem Drehen bereits angefangen bevor Epstein 2019 erneut verhaftet und anschließend verurteilt wurde. Schon 2007 wurde Epstein verurteilt, seine Strafe fiel durch eine Einigung allerdings sehr milde aus. Als 2019 weitere Vorwürfe durch einen Bericht des Miami Herald bekannt wurden, gab es einen zweiten Gerichtsprozess. Unter mysteriösen Umständen, die wie Selbstmord wirkten, aber auch auf einen Mord schließen lassen, starb Epstein im Gefängnis.
All diese Änderungen in dem Epstein-Fall zwangen Bryant und ihr Team dazu, fast neu anzufangen. In einem Interview mit Variety erzählte sie: "Über Nacht änderte sich alles und wir mussten quasi neu starten. Plötzlich wurde die Geschichte zu einer weltweiten Sache." Das Ganze kam dem Team aber nicht unbedingt ungelegen. Die neuen Informationen und das große Interesse führten zu mehr Interviews, die sie führen konnten. "Nach seinem Tod wollten mehr Menschen reden, aber viele der Frauen sind immer noch verängstigt und dann ist da noch die Sache mit der Scham: Viele Überlebende wollen nicht, dass andere wissen, was ihnen passiert ist."
Neue Folgen für "Jeffrey Epstein: Stinkreich"?
Aus ihrer Sicht ist die Geschichte auch nicht mit ihrer Doku vorbei. All die anderen Mitarbeiter und Freunde von Epsteins Machenschaften sitzen nicht auf der Anklagebank. "Seine Geschichte ist noch lange nicht vorbei. Er ist wirklich nur die Spitze eines deutlich größeren Eisbergs. Ich glaube, es handelt sich um einen internationalen Sexhandelsring und es gibt viele große Mitspieler, auf die Gerechtigkeit wartet." Das würde auch weitere Folgen für die Netflix-Doku bedeuten, insofern Bryant weitermachen will. Das gestaltet sich allerdings als nicht ganz so leicht, da sie nicht auf die täglichen Nachrichten reagieren können, wie sie sagt. "Wir wollten die Geschichte rausbringen, damit viele Menschen darüber Bescheid wissen und auch bei den offiziellen Stellen Druck machen." Ob neue Folgen geplant sind, sagte Bryant aber nicht.
Zu Epsteins Freundeskreis zählt unter anderem auch der englische Prince Andrew, der von seinen öffentlichen Ämtern zurücktrat, als er aufgrund einer BBC-Doku mit Epstein und den Sexualstraftaten in Verbindung gebracht wurde. Das ZDF zeigte den Film im Dezember 2019.
Die Dokuserie "Jeffrey Epstein: Stinkreich" ist auf Netflix verfügbar. Den Trailer seht ihr hier: