Die richtig guten Ideen lassen sich oft nicht planen, sondern entstehen aus der Situation heraus. An Filmsets wird daher mehr improvisiert, als man oft denken würde. Wir haben einige der berühmtesten Zitate der Filmgeschichte herausgesucht, die alle eines gemeinsam haben: Sie standen nicht im Drehbuch, sondern sind erst beim Dreh selbst entstanden und waren Erfindungen ihrer Darsteller.
Titanic: "Ich bin der König der Welt"
Es ist beinahe ein wenig ironisch, dass ausgerechnet der Ausruf "Ich bin der König der Welt" der wohl berühmteste Moment des epischen Liebesfilms "Titanic" geworden ist. Ursprünglich sollte Hauptdarsteller Leonardo DiCaprio, dessen Charakter hier erstmals ganz vorne am Bug des riesigen Schiffes steht, einfach nur laut und vor Freude jubeln. Die exakten Worte aber improvisierte er – und schrieb Filmgeschichte.
Der dritte Mann: "Die Kuckucksuhr"
Der Krimi "Der dritte Mann" erschien 1949, spielt im damals zerbombten Wien und gilt als eines der ganz großen Film-Meisterwerke. Unter anderem wegen der Schauspielleistung von Orson Welles, der den Schurken Harry Lime auf fantastische Art verkörpert – und dessen berühmtesten Monolog komplett improvisierte. Hier der genaue Wortlaut: "In Italien, in den 30 Jahren unter den Borgias hat es nur Krieg gegeben, Terror, Mord und Blut. Aber dafür gab es Michelangelo, Leonardo da Vinci und die Renaissance. In der Schweiz herrschte brüderliche Liebe. 500 Jahre Demokratie und Frieden. Und was haben wir davon? Die Kuckucksuhr!"
Blade Runner: "Tränen im Regen"
Auch Rutger Hauer improvisierte einen der bekanntesten Monologe des Mediums Film, als für "Blade Runner" die Sterbeszene seiner Figur Roy Beatty gedreht wurde. Die Ansprache aus dem Drehbuch wandelte er ab und machte pure Poesie daraus: "Ich habe Dinge gesehen, die ihr Menschen niemals glauben würdet. Gigantische Schiffe, die brannten, draußen vor der Schulter des Orion. Und ich habe C-Beams gesehen, glitzernd im Dunkeln, nahe dem Tannhäuser Tor. All diese Momente werden verloren sein in der Zeit, so wie Tränen im Regen. Zeit zu sterben."
Star Wars: "Ich weiß"
Bis heute hat der "Star Wars"-Film "Das Imperium schlägt zurück" die coolste Antwort auf ein "Ich liebe dich" parat. Als Prinzessin Leia das nämlich ihrem Angebeteten Han Solo gesteht, der gerade in den vermeintlich sicheren Tod schreitet, sagt dieser ganz kühl: "Ich weiß." Im Script stand eigentlich ein banales: "Ich liebe dich auch." Die umso vieles ikonischere Reaktion im Film geht ganz auf eine spontane Idee von Han-Solo-Darsteller Harrison Ford zurück.
Apocalypse Now: "Botenjunge"
Um den diabolischen Kurtz zu spielen, ging Marlon Brando über seine Grenzen hinaus. Während der Dreharbeiten zu "Apocalypse Now" schrieb er seine eigenen Sätze ständig um. Einmal improvisierte er vor laufender Kamera einen 18-minütigen Dialog, von dem letztlich nur zwei Minuten im Film landeten – darunter der berühmte Satz, in dem er Captain Willard als "Botenjunge" bezeichnet. Am Ende der Rede soll Brando übrigens zu Regisseur Francis Ford Coppola gegangen sein und ihm gesagt haben: "Francis, ich bin so weit gegangen, wie ich gehen kann. Wenn du mehr brauchst, hol dir einen anderen Schauspieler."
Asphalt-Cowboy: "Ich laufe hier"
Ein Beinahe-Unfall am Set des Oscar-prämierten Sozialdramas "Asphalt-Cowboy" führte zu einem der legendärsten Filmmomente aller Zeiten. Die Crew hatte damals kein Geld für eine Drehgenehmigung auf offener Straße in New York City. Daher filmten sie heimlich und ohne Absperrungen. Als Jon Voight und Dustin Hoffman dann die Straße überquerten, wurden sie fast von einem Taxi überfahren. Die Szene blieb im Film, da Hoffman nicht aus der Rolle fiel, sondern seinem Charakter Ratso treu blieb. Aggressiv schlug er auf die Motorhaube des Taxis und brüllte: "Kannst du nicht gucken? Ich laufe hier! Ich laufe hier!"
Dr. Seltsam: "Mein Führer! Ich kann wieder gehen"
Er war der Meister der Impro-Comedy: Peter Sellers brachte an Filmsets regelmäßig die anderen Schauspieler zum Lachen, wich gerne vom Drehbuch ab. In der Kriegssatire "Dr. Seltsam oder Wie ich lernte, die Bombe zu lieben" spielte er gleich drei Rollen, eine davon war der ehemalige Nazi-Wissenschaftler Dr. Seltsam, der im Rollstuhl sitzt. Mit diesem wirren Kautz endet der Film. Während die Welt durch Atombomben vernichtet wird, erhebt sich Dr. Seltsam aus seinem Rollstuhl und schreit auf: "Mein Führer! Ich kann wieder gehen." Dem Regisseur Stanley Kubrick gefiel diese absurde Improvisation von Sellers so gut, dass er mit ihr den Film beendete.