Für viele Kinofans gilt bis heute: Es gibt nur den einen wahren James Bond, und der heißt Sean Connery! Der schottische Filmstar, der im Oktober 2020 verstarb, verkörperte die ikonische Rolle erstmals im Jahr 1962 in "James Bond – 007 jagt Dr. No" und drehte vier weitere Bond-Filme. Dann aber stand ihm der Sinn nach anderen Herausforderungen und die Produzenten Harry Saltzman und Albert R. Broccoli mussten sich nach einem Ersatz umsehen.
Sie fanden ihn in dem australischen Werbemodel George Lazenby. Der junge Mann hatte zwar wenig Schauspielerfahrung, sah Sean Connery aber recht ähnlich – und war deutlich günstiger als sein Vorgänger. 1969 erschien mit ihm "Im Geheimdienst ihrer Majestät", es sollte sein einziger Bond-Einsatz bleiben. Den Darstellerwechsel erklärte man nicht, tat einfach, als habe sich rein gar nichts geändert. Eine damals noch ungewöhnliche Vorgehensweise – die im Plot des Films für ein paar logische Probleme sorgt.
Neues Gesicht, aber derselbe Doppel-Null-Agent
Obwohl George Lazenby die Nachfolge von Sean Connery übernahm, spielte er keine neue Version der Figur James Bond, sondern denselben Agenten wie sein Vorgänger. Die Filme stehen sogar in direkter Chronologie zueinander: In einer Szene sitzt Lazenby in seinem Büro beim Britischen Geheimdienst und holt aus seiner Schublade verschiedene Gegenstände aus den früheren Filmen – etwa eine Armbanduhr mit eingebauter Waffe aus "Liebesgrüße aus Moskau" oder ein Miniatur-Atemgerät für Taucheinsätze aus "Feuerball". Es ist also derselbe Mann.
Was ist aber nun der Logikfehler in "Im Geheimdienst ihrer Majestät"? Nun, in dem Film ermittelt James Bond undercover in Blofelds Forschungseinrichtung auf dem Schilthorn in den Berner Alpen. Er gibt sich als der Heraldiker Sir Hillary Bray aus, und hat in dieser Tarnidentität auch mehrfach Kontakt mit Blofeld. Aber Moment: Wieso erkennt Blofeld nicht, dass er James Bond vor sich hat? Die beiden sind sich doch im Vorgängerfilm "Man lebt nur zweimal" bereits begegnet und haben sich dort beinahe gegenseitig getötet. Sonderlich verkleidet ist Bond als Sir Hillary Bray nämlich nicht.
Eine "ungewöhnliche" Erklärung war einst vorgesehen
Dieser große Logikfehler erklärt sich, wenn man die Entstehungsgeschichte des Films betrachtet. Ursprünglich sollte nämlich erklärt werden, wieso Bond in "Im Geheimdienst ihrer Majestät" so anders aussieht: Geplant war von Drehbuchautor Richard Maibaum, an den Anfang des Films eine Szene zu schreiben, in der Bond eine Gesichtsoperation machen lässt, um mit verändertem Aussehen besser gegen seinen Erzfeind ermitteln zu können.
Regisseur Peter R. Hunt entschied sich letztlich gegen diese Idee. Nur ein kleiner Gag am Anfang des Films verweist noch auf Sean Connery. Als Lazenby in der ersten Szene vom späteren Bond-Girl Tracy sitzen gelassen wird, seufzt er mit Blick in die Kamera: "Das wäre dem anderen nie passiert." Bis auf diesen Meta-Witz wurde einfach normal weitergemacht, was den großen Logikfehler des Films erklären dürfte.
Im Nachhinein dürften die Macher froh sein, sich gegen die Idee entschieden zu haben. Als George Lazenby 1970 nach seinem einzigen Bond-Film die Reihe wieder verließ, konnte für den Nachfolger "Diamantenfieber" tatsächlich Sean Connery zurückgeholt werden. Auch hier wieder ganz ohne Gesichtsoperation oder jede andere Erklärung.