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James Bond 007 – Sag niemals nie: Wieso der letzte Bond mit Sean Connery so anders ist

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Ein siebtes und letztes Mal zog sich Sean Connery den Smoking an. Aber er wollte doch nie wieder James Bond spielen? Tja, "Sag niemals nie"… 20th Century Fox / Warner Bros. / Constantin Film

12 Jahre nach seinem Abschied von der "007"-Reihe kehrte Original-Bonddarsteller Sean Connery noch einmal als Kultagent zurück und drehte "Sag niemals nie". Unter Fans gilt der Bondfilm als das ungeliebte Stiefkind der Reihe und in vielen Details scheint er zum Rest der Filme nicht ganz zu passen. Doch woran liegt das?

1983 war das wohl spektakulärste Jahr für Fans der "James Bond 007"-Reihe: In diesem Jahr erschienen schließlich zwei Bondfilme auf einmal – einerseits "Octopussy", der sechste Bondfilm in Folge mit Roger Moore in der ikonischen Rolle, andererseits kehrte Sean Connery zum siebten und letzten Mal in "Sag niemals nie" zurück. Beide Filme wurden damals zu Kassenschlagern, die direkte Konkurrenz der Filme wurde als "Battle of the Bonds" bezeichnet.

Aber wie konnte es sein, dass zwei Bondfilme in direkter Konkurrenz zueinander gedreht wurden? Und warum ist "Sag niemals nie" so anders im Vergleich zu den restlichen 24 Filmen der "James Bond 007"-Reihe? So fehlen ihm beispielsweise die legendäre Titelmusik, die jedes Kind mitsummen kann, die damaligen Stammschauspieler der Rollen "Q" und Miss Moneypenny sowie die berühmte Gunbarrel, die am Anfang eines jeden Bondfilms läuft: Eine kurze Sequenz, bei der James Bond durch einen Pistolenlauf gefilmt wird und den Zuschauer "erschießt".

Die Entstehungsgeschichte von "Sag niemals nie" ist eine der verrücktesten innerhalb der Filmgeschichte – und selbst fast so spannend und kurios wie der Plot eines Bondfilms.

Zeitreise: So kam es zu den "James Bond 007"-Filmen

Foto: Eon Productions Ltd / Danjaq LLC, So fing alles an: Probeaufnahmen von Sean Connery im Jahr 1962.

Um zu verstehen, wie es zu "Sag niemals nie" kommen konnte, muss man die Ursprünge der Bondfilme betrachten: Die frühen Filme der Reihe basieren auf den Romanen des britischen Autors Ian Fleming, der 1953 mit "Casino Royale" das erste Buch über einen Agenten namens James Bond schrieb und bis zu seinem Tod 1964 elf weitere Bondromane verfasste. Als die Produzenten Albert R. Broccoli & Harry Saltzman 1962 den ersten Roman verfilmten, gingen sie nicht chronologisch vor, sondern entschieden sich mit den spektakulärsten Büchern anzufangen. So war Bonds filmischer Einstand "James Bond jagt Dr. No" – ein Film, der sowohl die Rolle als auch Sean Connery unsterblich machte.

Nachdem die Nachfolger "Liebesgrüße aus Moskau" und der Kultbondfilm schlechthin "Goldfinger" noch erfolgreicher wurden, planten Broccoli und Saltzman mit ihrer Produktionsfirma EON Productions Ltd. den gewaltigsten Fleming-Roman zu verfilmen: "Thunderball". Darin entführt die Terrororganisation SPECTRE unter der Leitung von Emilio Largo zwei Atomsprengköpfe und erpresst damit von den Bahamas aus die westliche Welt. 

Doch dieses Vorhaben stellte sich als deutlich schwieriger heraus als gedacht

Feuerball: Ein Bondroman von mehreren Autoren

Schon bevor Broccoli und Saltzman Interesse an den Bondrechten zeigten, wollte Ian Fleming seine Bücher ins Kino bringen – und plante, ein Drehbuch für einen möglichen Film zu schreiben. Dieses schrieb er unter dem Titel "Thunderball" gemeinsam mit den TV-erfahrenen Autoren Kevin McClory und Jack Whittingham. Die Verfilmung wurde jedoch auf Eis gelegt – und Fleming verwurstete die Geschichte des Drehbuchs für einen James-Bond-Roman.

Foto: Eon Productions Ltd / Danjaq LLC, 1965 war die Welt auf dem Höhepunkt des Bondfiebers: "Feuerball" toppte alle Erwartungen.
So kam es, dass Kevin McClory gegen seinen einstigen Freund vor Gericht zog und das Recht zugesprochen bekam, die Verfilmungsrechte an "Thunderball" zu erwerben. Als aber Broccoli und Saltzman Interesse zeigten, "Thunderball" als vierten Film ihrer "James Bond 007"-Reihe zu adaptieren, entschloss McClory, sich lieber am Megaerfolg der Reihe zu beteiligen. Nun endlich durften Broccoli und Saltzman (mit McClory als Ko-Produzenten) als vierten Bondfilm 1965 "Thunderball" alias "Feuerball" veröffentlichen – es wurde einer der bis dato erfolgreichste Filme aller Zeiten.

"Feuerball" 2.0: "Sag niemals nie" ist die einzige Bond-Neuverfilmung

Gute zehn Jahre später stand Kevin McClory wieder auf der Matte – und plante, seine eigene Version von "Feuerball" ins Kino zu bringen, unter dem Titel: "James Bond Of The Secret Service". Verständlicherweise wehrten die Bondmacher von EON Productions Ltd. sich gegen dieses Vorhaben, ein langjähriger Rechtsstreit war die Folge. Erst 1981 bekam McClory vor Gericht Recht und wandte sich mit den Rechten an Produzent Jack Schwartzman.

Foto: 20th Century Fox / Warner Bros. / Constantin Film, Wer könnte da schon jemals nie sagen? Sean Connery planscht mit Bondgirl Kim Basinger in "Sag niemals nie".

Diesem gelang es, Sean Connery davon zu überzeugen, die Bondrolle wieder aufzunehmen. Zuletzt hatte der kürzlich verstorbene schottische Filmstar den Part 1971 in "Diamantenfieber" gespielt und geschworen, niemals mehr als 007 zurückzukehren. Doch Connery reizte die Idee, einen direkten Konkurrenzfilm zur "offiziellen" Bondreihe zu drehen – und so wurde McClorys "Feuerball"-Neuverfilmung als Gegenpol zu "Octopussy" beworben und gedreht. Sean Connery bekam dabei großen Einfluss auf den Film: Er wählte Klaus Maria Brandauer als Schauspieler für den Schurken Largo, seine Frau stimmte für den Titel "Sag niemals nie", als Anspielung auf Connerys frühere Behauptungen, nie mehr Bond spielen zu wollen.

Foto: 20th Century Fox / Warner Bros. / Constantin Film, Auf die legendäre "Gunbarrel" müssen Fans in "Sag niemals nie" verzichten. Nur das Poster-Motiv schmückt die ikonische Einstellung.
Regisseur Irvin Kershner, der zuvor den "Star Wars"-Film "Das Imperium schlägt zurück" drehte, musste versuchen, so dicht wie möglich an der "Feuerball"-Geschichte zu bleiben, um juristische Konsequenzen zu vermeiden. Wer darauf achtet, bemerkt schnell, dass "Feuerball" und "Sag niemals nie" fast die identische Story erzählen – nur das "Sag niemals nie" all die Elemente nicht nutzen durfte, die EON Productions Ltd. gehörten. Darunter die berühmte Titelmelodie von Monty Norman sowie die Stammbesetzung der damaligen Filme.

Trotz Sean Connery: "Octopussy" gewinnt "Battle of the Bonds"

Foto: Eon Productions Ltd / Danjaq LLC, Fazit zum "Battle of the Bonds": Am Ende durfte Roger Moore auf den Sieg anstoßen.

Am Ende half auch die Verpflichtung von Sean Connery nichts: Der damals amtierende Bond Roger Moore und sein "Octopussy" gewannen an den Kinokassen deutlich gegenüber "Sag niemals nie". Trotzdem versuchte Kevin McClory noch viele Jahre lang, eine weitere Neuverfilmung von "Feuerball" zu drehen, bekam das Projekt aber bis zu seinem Tod 2006 nicht mehr finanziert. Die "offiziellen" Bondfilme hatten sich nach "Feuerball" 1965 von Ian Fleming und seinen Roman distanziert, nutzten nur noch einzelne Szenen, Figurennamen und die Titel. Erst "Casino Royale" mit Daniel Craig in der Hauptrolle basierte 2006 wieder enger auf einem Fleming-Roman.

Foto: 20th Century Fox / Warner Bros. / Constantin Film, James Bond zu Pferde: An Action geizt "Sag niemals nie" nicht und passt mit seinen Schauwerten perfekt zu den anderen Filmen.
Auch wenn "Octopussy" und EON Productions Ltd. damals den Kampf gewannen: Die wahren Sieger sind die Bondfans! Sie bekamen zwei Filme in einem Jahr und einen siebten und letzten Film mit dem beliebtesten aller Bonddarsteller. Wer über das Fehlen einiger klassischer Elemente von "Sag niemals nie" hinwegsehen kann, bekommt dafür einen wunderbaren Bondfilm spendiert, der den Mythos liebevoll erweitert und neben fantastischen Actionszenen mit gehörig Selbstironie und dem geliebten Bondfeeling trumpfen kann. Wo Bond drauf steht, ist eben in jedem Fall auch Bond drin.