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Für "Tenet" werden die Spielregeln des Kinos verändert

John David Washington und Robert Pattinson in Tenet
John David Washington und Robert Pattinson in "Tenet" Verleih

Der Blockbuster "Tenet" ist endlich im Kino angelaufen und jetzt gilt's: Die Kinobranche erhofft sich wieder gute Besucherzahlen, das Studio will und muss Geld für dieses Risiko sehen. Dafür hilft es in einigen internationalen Märkten auch nach.

Der folgende Text enthält persönliche Ansichten des Autors, die deshalb nicht zwangsläufig für TV SPIELFILM im Ganzen stehen.

Ist das die Rettung des Kinos? Noch ist es zu früh für eine derartige Behauptung, doch zweifelsohne kommt dem Start des Blockbuster-Thrillers "Tenet" eine immens wichtige Bedeutung zu: Im Zuge der Coronakrise wurden weltweit Kinos geschlossen und Dreharbeiten unterbrochen. Enorme Gewinneinbußen sind die Folge, das Überleben einer ganzen Branche steht auf dem Spiel. Nun wagt das Studio Warner mit dem neuen Werk von Christopher Nolan die große Leinwandrückkehr, das von Fans so sehr herbeigesehnt wird, dass sie sogar Reisen ins Ausland dafür in Kauf nehmen.

Für alle Beteiligten und insbesondere für das Filmstudio Warner stellt das ein großes Risiko dar: "Tenet" hat angeblich mehr als 200 Millionen US-Dollar an Produktionskosten verschlungen, der finanzielle Erfolg muss unbedingt her. In erster Linie wird es am Publikum hängen und seinem Willen, wieder in die Säle zu gehen. Doch Warner muss nicht tatenlos zusehen und hat in einigen Märkten neue Regeln aufgestellt.

Tenet: Extralanges Zeitfenster

Zunächst in eigener Sache: Warner gebührt größten Respekt und Dank der Film- und Kinogemeinde, "Tenet" überhaupt groß ins Kino zu bringen. Das ist beileibe keine Selbstverständlichkeit in ungewissen Zeiten. Ein anspruchsvoller, komplexer Thriller mit dem Budget wäre schon ohne die Pandemie ein gewagtes Unterfangen, doch im Anbetracht der Krise gleicht das beinahe einem wagemutigen Himmelfahrtskommando. Disney ging zum Beispiel mit "Mulan" auf Nummer sicher und bringt seinen Blockbuster direkt zum Streamingdienst Disney+. Universal hingegen hat sich vor kurzem mit der größten Kinokette der USA AMC darauf geeinigt, zukünftig Filme nach nur 17 Tagen auch online anbieten zu können.

Doch Warner pfeift drauf und riskiert auch ein hohes Maß an Piraterie. Und wenngleich man aktuell noch US-Autokinos den Film verweigern will, sofern auch die örtlichen regulären Kinos geschlossen bleiben müssen – am großen, gestaffelten Auswertungsplan weltweit ändert das nichts. Doch einem Bericht von Variety zufolge gibt es für Kinobetreiber extra Regeln: Einem spanischen Betreiber nach solle er "Tenet" mindestens acht Wochen lang auf seinen größten Leinwänden zeigen, um die geringeren Platzkapazitäten (wegen des Sicherheitsabstandes) zu kompensieren.

Ausführlicher berichtet IndieWire: In den USA verlangt Warner, dass "Tenet" ohne vorherige Absprache jede Woche die größte Nicht-IMAX-Leinwand besetzt halten muss. Kinos mit einer Leinwand sollen den Film mindestens vier Wochen lang zeigen (nach drei Wochenenden kann sich das aber ändern), Filmtheater mit zwei Leinwänden mehr als fünf Wochen, bei drei bis acht Sälen sollen es ebenfalls acht Wochen sein und ab neun Sälen sind es schon zwölf Wochen. Der Film soll natürlich im Kino selbst maximal beworben werden, drei Trailer zu kommenden Warner-Filmen müssen vorher laufen.

Tenet: Höherer Anteil und die Situation in Deutschland

Dem Bericht nach möchte Warner in den USA zusätzlich 63 Prozent des Ticketverkauferlöses haben. Das stellt einen exorbitant hohen Anteil dar, bei dem Kinos sicher schlucken müssen. Für gewöhnlich pendelt sich der Prozentsatz bei etwa 50 Prozent oder sogar etwas weniger ein und grundsätzlich könnte das noch verhandelt werden. Allerdings operiert Warner bei "Tenet" zu außergewöhnlichen Rahmenbedingungen und es ist ohnehin schon fest davon auszugehen, dass das weltweite Einspielergebnis sehr viel niedriger ausfallen wird, als es ohne Corona der Fall wäre. "Tenet" muss sich unbedingt rentieren.

An dieser Stelle sei aber darauf hingewiesen, dass die Vorgaben Warners offenbar nicht zentral an alle Märkte weitergegeben werden. Die Situation in Deutschland scheint sich zum Beispiel anders darzustellen: Auf Anfrage von TVSPIELFILM.de antwortete ein Filmeinkäufer einer großen deutschen Kinokette wie folgt:

"Für die Auswertung von TENET hat Warner Bros. für Deutschland keine besonderen Anforderungen bzw. Konditionen aufgerufen, die über das übliche Maß hinausgehen. Weder in Bezug auf die Laufzeit noch auf den zu entrichtenden Leihmietenanteil pro Ticket gab es eine Erhöhung."

Warner Deutschland wurde für Informationen angefragt. 

"Tenet" ist seit dem 26. August 2020 in deutschen Lichtspielhäusern zu sehen und es ist zu hoffen, dass viele ihn sich jetzt auch anschauen werden. Hier ist der Trailer:

"Tenet": Neuer Trailer zum neuen Nolan-Film Warner Bros. Deutschland