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Mega-Zoff nach Kino-Deal: "Tenet"- und "Dune"-Macher wettern gegen Streamingdienst

Tenet Dune
"Dune" und andere Blockbuster werden von Warner Bros. zukünftig mit HBO Max geteilt. "Tenet"-Regisseur Christopher Nolan (r.) ist außer sich. Warner Bros. Deutschland, Montage: TV Spielfilm

Die Kinolandschaft befindet sich im rasanten Wandel. Das Filmstudio Warner Bros. plant, große Blockbuster nächstes Jahr parallel auf dem Streamingdienst HBO Max zu starten. Die Macher der Filme wehren sich, Christopher Nolan schimpft öffentlich über die Entscheidung. Sogar eine Klage steht im Raum.

Die Kooperation zwischen den Produzenten von Warner Bros. und dem legendären Kino-Regisseur Christopher Nolan ist eine Seltenheit in Hollywood: Seit 2002 drehte Nolan für das Studio einen Megahit nach dem anderen, darunter "The Dark Knight" oder "Inception", dafür hat er bei Warner Bros. eine enorme künstlerische Narrenfreiheit. Für eine irre Summe finanzierten sie ihm seinen hyperkomplexen Sci-Fi-Actionfilm "Tenet", der 2020 als einziger Blockbuster mitten im Corona-Sommer in die Kinos kam.

Doch über die aktuelle Entscheidung von Warner Bros., sämtliche großen Filme aus dem eigenen Portfolio 2021 parallel zum Kinostart beim Streamingdienst HBO Max anzubieten, ist Nolan überhaupt nicht glücklich. Einerseits kein Wunder, da Nolan sich immer wieder für die Kinoerfahrung aussprach, selbst in Zeiten der Pandemie. Andererseits offenbarte er so bei The Hollywood Reporter, wie sehr Warner mit dieser Entscheidung die Filmschaffenden vor den Kopf stieß. "Einige der besten und größten Filmemacher gingen ins Bett, und glaubten, sie würden für das großartigste Studio der Welt arbeiten – und wachten auf, um herauszufinden, dass sie eigentlich für den schlimmsten Streaming-Anbieter arbeiten", so der Regie-Star – offenbar hatte Warner Bros. diesen Deal ohne Rücksprache mit den Betroffenen abgeschlossen.

Warner Bros. empört Hollywood mit Kino-Deal

Nolan fügt hinzu: "Warner Bros. hatte eine unglaubliche Maschine laufen, mit der sie das Werk von Filmemachern überall auf der Welt jedem verfügbar machen können – im Kino und von Zuhause aus", und ergänzt: "Sie wissen gar nicht, was sie verlieren." Der Regisseur, der einst mit dem unkonventionellen Thriller "Memento" Berühmtheit erlangte, wird sogar noch deutlicher und zweifelt den Sinn des Deals an: "Ihre Entscheidung ergibt wirtschaftlich keinen Sinn." Der Deal besagt, dass Filme wie "Matrix 4" oder "Wonder Woman 1984" parallel im Kino und bei HBO Max starten, und dann nach einem Monat beim Streaminganbieter wieder aus dem Programm genommen werden.

Laut Quellen des Hollywood Reporters sollen noch andere Filmemacher erbost über diesen Deal sein. Der "Guardians of the Galaxy"-Regisseur James Gunn drehte erst im vergangenen Jahr für Warner Bros. den Comicfilm "The Suicide Squad", der ebenfalls von diesem Deal betroffen sein wird – und auch Gunn scheint mit der Entscheidung von Warner Bros. nicht zufrieden zu sein. Es könne aber noch schlimmer kommen für das Studio: Selbst eine Klage gegen diesen Deal wäre möglich.

Legendary Pictures ziehen gerichtliche Schritte in Erwägung

Foto: Warner Bros., Denis Villeneuve gibt Anweisungen am Set von "Dune".

Die Produktionsschmiede von Legendary Pictures arbeitet immer wieder eng mit Warner Bros. zusammen. Gemeinsam produzierte man zuletzt das Sci-Fi-Epos "Dune" und den Monster-Clash "Godzilla vs. Kong" – mit Kosten von je etwa 175 bzw. 160 Millionen Dollar. Nun würden aber auch diese Filme eine auf Kino und Stream geteilte Auswertung erfahren – möglicherweise auf der ganzen Welt, schließlich will HBO Max noch 2021 in 190 Länder expandieren. Bislang ist der Dienst noch nur in Nordamerika verfügbar.

Auch Legendary Pictures wurde von Warner Bros. offenbar nicht vorab in die Pläne eingeweiht, und will jetzt versuchen, eine außergerichtliche Einigung zu erzielen. Sollte dies nicht gelingen, würden rechtliche Schritte folgen: Ob diese Prozesse zu Gunsten von Warner oder Legendary Pictures ausfallen würden, ist unmöglich zu bestimmen. Auch "Dune"-Regisseur Denis Villeneuve ist laut Branchen-Insidern an einer traditionellen reinen Kino-Veröffentlichung seines Werks interessiert und sei damit gegen die Pläne des Studios.

HBO Max hatte erst vor Kurzem ein Vorschauvideo veröffentlicht, welches alle relevanten Filmstarts von Warner Bros. für 2021 kurz anteaserte. Zu sehen ist das hier:

Ankündigungsvideo für HBO Max. HBO Max