Über die "Fast & Furious"-Filme kann man schreiben, was man will: Sie sind sicherlich nicht das qualitativ hochwertigste, was die Kinolandschaft die letzten Jahre hervorgebracht hat. Aber sie machen einem großen Publikum viel Spaß – und sind in ihren bewusst grotesk-überdrehten Actionszenen so weit an den Grenzen der Physik vorbei, dass sie immerhin Bilder erschaffen, die man nirgendwo anders zu sehen bekommt. Als großes Spektakel haben sie also alle 2-3 Jahre ihre Berechtigung.

Der neueste Teil der Reihe, "Fast & Furious 10", ist da sicher nicht groß anders. Ihm fehlt vielleicht ein wenig die Selbstironie und er jongliert viel zu viele Charaktere auf einmal, sodass es sich nicht um ein neues Highlight der Rasersaga handelt, aber dennoch: Wer "Fast & Furious" mag, kommt erneut auf seine Kosten. Eine Sache sollte die Reihe trotz ihres Erfolgs aber dringend überdenken: den Umgang mit dem verstorbenen Paul Walker und seiner Figur Brian. Denn wie sie dies zuletzt in den Filmen handhaben, wirkt nur noch pietätlos und gar so, als würde man den Tod des Schauspielers immer weiter ausschlachten.

Paul Walkers Tod war unmögliche Aufgabe für "Fast & Furious"

Als Paul Walker, einer der zwei zentralen Stars von "Fast & Furious", im November 2013 tragisch bei einem Autounfall verstarb, musste die Reihe darauf reagieren. "Fast & Furious 7" ermöglichte es mit Spezialeffekten und dem Einsatz von Paul Walkers Brüdern, den Star noch einen Film dabei zu haben und seiner Rolle ein schönes Ende zu geben. Er fuhr in den Sonnenuntergang und Vin Diesel sprach aus dem Off: "Du wirst immer mein Bruder sein." Besser hätte die Reihe damals mit diesem sehr traurigen Schicksal kaum umgehen können.

Doch es war klar, dass es für die Fortsetzung schwer wird, das Fehlen von Brian zu erklären. Der Mann, der sich in den Motorsport verliebt hat, der sein Leben genau wie Vin Diesels Charakter Dom in Viertelmeilenschritten lebte, soll all das für ein Kind an den Nagel gehangen haben – und wird selbst dann nicht aktiv, wenn seine Freunde oder gar die ganze Welt bedroht ist? Von Anfang an war das eine massiv unglaubwürdige Entwicklung. Aber Fans waren gerne bereit, da ein Auge zuzudrücken – denn ohne Walker ging es nun mal nicht anders, als Brian aus den Filmen rauszuhalten.

Lasst Paul Walker ruhen – und beutet seinen Tod nicht aus

Dennoch kann "Fast & Furious" einfach nicht ganz ohne Paul Walker. Sowohl im Trailer zu Teil 9 als auch im Trailer zum neuen zehnten Film ist er via Rückblenden aus früheren Filmen zu sehen. In "Fast & Furious 10" zeigen sie allen Ernstes altes Bildmaterial aus Teil 5 für eine aufwendige Rückblende und können es nicht lassen, immer wieder Walker ins Bild zu holen. Teil 9 endete sogar damit, dass Brian in seinem Auto zum Grillabend mit der Familie erscheint (auch wenn nur das Auto sah, aber nicht ihn) und auch im neuen Film rechnet man ständig damit, dass Brian gleich in irgendeiner Form wieder auftauchen könnte. Zumal Vin Diesel keinen Promo-Auftritt zur Reihe schafft, ohne von Paul Walker zu reden oder seiner Rolle einen nochmaligen Abschied zu versprechen.

Die Filme haben einen Punkt erreicht, an dem sie einen immer wieder an Walkers tragischen Tod vor nun mehr fast 10 Jahren erinnern müssen, um zumindest noch irgendeine emotionale Reaktion beim Publikum zu erzeugen. Das ist billig. Es schlachtet den Tod eines realen Menschen aus. Statt neue emotionale Momente zu schaffen und die neuen Charaktere sinnvoll und sympathisch dem Publikum nahezubringen, muss immer die Erinnerung an den toten Walker herhalten, um auf die Tränendrüse zu drücken. Mittlerweile ist das nicht mehr rührend, sondern einfach nur ekelhaft und geschmacklos.

Ein elfter "Fast & Furious"-Teile wird definitiv noch folgen, auch ein zwölfter ist schon so gut wie sichere Sache. Hoffentlich konzentrieren sich die letzten Filme wieder auf die Lebenden und lassen die Toten endlich tot sein.