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Disney: Ärger und Hass gegen "Schweewittchen"-Neuverfilmung reißt nicht ab

Erst 2024 soll Disneys Neuauflage von "Schneewittchen und die sieben Zwerge" ins Kino kommen. Alle paar Wochen scheint der Film Shitstorms im Netz auszulösen. Was ist da los?

Seit einigen Jahren setzt Disney viele alte Zeichentrickklassiker als Realverfilmungen neu um. 2024 geht es zurück zu den Ursprüngen des Konzerns, denn dann bekommt der allererste Disney-Trickfilm "Schneewittchen und die sieben Zwerge" eine Generalüberholung. Doch das Projekt wird von allen Seiten scharf kritisiert. Selten dürfte ein Film schon vor Kinostart so viel Hass im Netz entfacht haben. Manche dürften sich an den weiblich besetzten "Ghostbusters" von 2016 rückerinnert fühlen.

Wie auch schon beim "Arielle"-Remake begann alles mit Diskussionen um die Hautfarbe der Hauptdarstellerin. "Schneewittchen" wird in der Neuauflage von "West Side Story"-Shootingstar Rachel Zegler verkörpert. Die hat kolumbianische Wurzeln und könne daher aus Sicht rassistischer Internet-Trolle nicht eine Figur verkörpern, deren Name sich von ihrer "schneeweißen Haut" ableitet. Doch dies ist nur die Spitze des Eisbergs aus Internet-Hass.

Kritik von "Game of Thrones"-Star Peter Dinklage an sieben Zwergen

"Verdammt rückständig", so bezeichnete Peter Dinklage (bekannt als Tyrion Lannister aus "Game of Thrones") die Tatsache, dass es im "Schneewittchen"-Remake erneut zur Darstellung der sieben Zwerge kommen werde. Er nannte die Geschichte "problematisch" und spielte damit darauf an, dass kleinwüchsige Menschen häufig als "Zwerge" bezeichnet und herabgewürdigt werden. Eine richtige Welle des Hasses brach allerdings erst los, als Disney darauf reagierte: In der Neuverfilmung von "Schneewittchen" wird nur noch einer der sieben Zwerge kleinwüchsig sein, statt "Zwerge" sollen sie laut Gerüchten "magische Wesen" oder "Räuber" genannt werden.

Da die ehemaligen Zwerge zudem sehr divers besetzt wurden (auch eine Frau und eine afroamerikanische Person sind dabei), kochte das Internet vor Wut. Unter einem Tweet, auf dem die sieben Darsteller und Darstellerinnen zu sehen waren, posteten Internet-User Empörung und Hasstiraden. Vor allem der Vorwurf, Disney sei es wichtiger, "woke" zu sein als gute Filme zu machen, war vielfach zu lesen. Der kleinwüchsige Darsteller Dylan Postl widersprach zudem Dinklage und sagte in einer TV-Show: "Es gibt Schauspieler, Zwergschauspieler, die den Traum leben, in einem großen Kinofilm wie diesem Disney-Remake mitzuspielen. Und jetzt, weil Peter Dinklage gesagt hat, was er letztes Jahr gesagt hat, platzt [dieser Traum] – und zwar wegen des 'Fortschritts' und so weiter. Das ist nicht richtig, denn das sind Rollen für Schauspieler meines Formats, Rollen, die es selten gibt."

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"Schneewittchen"-Shitstorms gegen Rachel Zegler

Besonders hart bekommt es im Netz aber Rachel Zegler ab. Mittlerweile steht nicht mehr nur ihre optische Erscheinung zur Diskussion, auch ihre Haltung zum Originalfilm von 1937 wird kritisiert. Noch im Jahr 2022 gab sie gemeinsam mit Gal Gadot ("Wonder Woman"), die im Film die Böse Königin spielen wird, ein Interview den Kollegen von Variety, und äußerte sich kritisch über das Zeichentrickoriginal. "Ich mein, wir haben nicht länger 1937", sagte die Schauspielerin. "Wir haben keine Schneewittchen geschrieben, die vom Prinzen gerettet werden muss und von ihrer großen Liebe träumt. Sie träumt davon, die Anführerin zu sein, von der sie weiß, dass sie sie sein kann."

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Ausschnitte dieses und ähnlicher anderer Interviews werden von einer lauten und sehr vehementen Internet-Gemeinde immer wieder hervorgerufen, um Zegler schlecht zu reden. Auf TikTok und X (ehemals Twitter) kursieren dutzende, in ihrem Sprachgebrauch diffamierende und respektlose Videos, in denen Zegler aus diesen Aussagen ein Strick gedreht werden soll. Sie "hasse" offensichtlich das Märchen und die Rolle und würde damit ein Stück Kindheit vieler Disney-Fans ruinieren. Ignoriert wird in diesen Videos konsequent, dass Rachel Zegler als Schauspielerin über die inhaltliche Ausrichtung des neuen "Schneewittchen"-Films keinerlei Einfluss hatte. Wenn "Schneewittchen" eine drastische Modernisierung des alten Trickfilms werden sollte, dann nur, weil der Disney-Konzern, die Drehbuchautorinnen Greta Gerwig ("Barbie") und Erin Cressida Wilson ("Girl on the Train") sowie Regisseur Marc Webb ("The Amazing Spider-Man") genau das wollen.

Anti-"Woke"-Hass kommt bei Disney-Filmen häufig auf

Gegen "woke" Elemente in Disney-Filmen führen konservative Internet-Nutzer seit Jahren teils erstaunlich umfangreiche Kampagnen. So wurde Halle Bailey aufgrund ihrer Hautfarbe vielfach rassistisch im Netz beleidigt, als sie die Rolle von "Arielle" übernahm. Selbiges passierte, als mit Yara Sayeh Shahidi eine iranisch-stämmige Darstellerin als Tinkerbell in "Peter Pan & Wendy" besetzt wurde. Doch der Kampf gegen das vermeintlich "Woke" in Disney-Filmen geht noch weiter. So gab es riesige Kontroversen um eine Szene im Pixar-Animationsfilm "Lightyear", in dem zwei Frauen sich für einen kurzen Moment beiläufig auf den Mund küssten.

Neben den Kinderfilmen sind auch andere Disney-Marken wie Marvel oder "Star Wars" betroffen. 2019 richteten sich gezielte Online-Kampagnen gegen "Captain Marvel"-Darstellerin Brie Larson, als diese in mehreren Interviews ihre feministische Haltung betonte. Die neuere "Star Wars"-Trilogie, die von 2015 bis 2019 lief, richtete wiederholt den Zorn rassistischer und frauenfeindlicher Trolle auf sich, die etwa die Schauspielerin vietnamesischer Abstammung Kelly Marie Tran (sie spielte die Rolle der Rose Tico) aufs Heftigste diffamierten und beleidigten.

Sicherlich gibt es auch berechtigte Kritikpunkte u.a. daran, wie Disney seine Neuverfilmungen und andere etablierte Marken ausrichtet und dabei nicht immer den Originalen noch gerecht wird. Was im Vorfeld der Veröffentlichung von "Schneewittchen" allerdings gerade in Richtung Rachel Zegler und der sieben Darsteller hinter den ehemaligen Zwergenrollen passiert, ist oft als ideologisch motivierte Stimmungsmache zu erkennen.

Allen Kontroversen und Hetztiraden zum Trotze startet das "Schneewittchen"-Remake aller Voraussicht nach am 21. März 2024 in den Kinos.