Der nachfolgende Text gibt die persönliche Meinung eines Autors wieder und steht deshalb nicht repräsentativ für TV SPIELFILM.

Ich liebe Kino und ich liebe Filme, doch ich liebe auch Videospiele und das ein oder andere Musikalbum will auch in den wenigen 24 Stunden des Tages gehört werden. Da kann es schon mal passieren, dass der ein oder andere Klassiker ein wenig länger braucht, bis er dann wirklich vor meinen Augen flimmert. Beim Evergreen "Dirty Dancing", zu dem jüngst ein neuer Teil bestätigt wurde, dauerte es halt 33 Jahre.

Warum so lange? Als der Film 1987 in die Kinos kam, war ich definitiv noch zu jung, während ich ihn in den 90ern und Nullerjahren schlichtweg als langweiligen Mädchenkram abtat – warum sollte ich mir das nur antun? Ich wollte Action und Spaß! Mit der Zeit wurde mein Geschmack ein wenig entspannter und vielseitiger und von da an sprach grundsätzlich nichts mehr gegen eine erstmalige Sichtung. Dennoch fiel der Film von Emile Ardolino stets der persönlichen Priorisierung zum Opfer: Den oder lieber doch die kannibalistische Coming-of-Age-Story "Raw"? Leider ein no-brainer für mich.

Nun aber hatte das Schicksal endlich genug von meinen bewussten oder unbewussten Ausweichmanövern, die Sterne standen günstig und für mich gab es kein Entrinnen mehr. Nun also habe ich zum ersten (und letzten?) Mal in meinem Leben "Dirty Dancing" gesehen – und hier sind 48 nicht ganz ernst gemeinte Gedanken, die mir dabei durch mein sonnenverbranntes Hirn schossen.

Dirty Dancing: Stehsex in Sodom und Gomorra

1.Oh wow, ich gucke jetzt also tatsächlich "Dirty Dancing". Besser spät als nie, was?

2. Ok, nach einem Arbeitstag vor dem Laptop empfinde ich den ruckeligen Zeitlupeneffekt im Vorspann als ziemlich anstrengend. Hoffentlich ist es gleich vorbei.

3. Andererseits kommen so die ekstatischen Gesichtsausdrücke der Tänzer wunderbar zur Geltung - offenbar haben sie alle gemeinsame Orgasmen. Ja, Tanzen ist Sex im Stehen. Und angezogen.

4. "Das war der Sommer 1963." Baby (Jennifer Grey) ist also die Erzählstimme des Films. Wird sie jetzt den ganzen Film über dazwischenreden?

5. Babys Schwester kämmt sich die Haare passend zum Rhythmus der Musik - bitte mehr davon.

6. Baby ist also ein richtiges "Papis Mädchen".

7. Offenbar gilt bei den Kellermans: Alle müssen am selben Tag anreisen. Alle. Am selben Tag.

8. Hey, Wayne Knight, der Typ aus "Jurassic Park"!

9. Durch die 2020-Brille gesehen wirken die Anweisungen des Bosses wie die Aufforderung zur sexuellen Belästigung: "Macht den Töchtern Freude!" Au weia! Immerhin kriegt Johnny (Patrick Swayze) eine extra Ansage. Böser Johnny.

10. Baby, die zum ersten Mal Johnny sieht = Ich, der Johnny zum ersten Mal sieht, wenn ich Baby wäre.

11. Baby geht ihrer Familie mit ihrem Beharren auf Politik am Esstisch gehörig auf die Nerven. Mir auch.

12. Der alte Dirigent tanzt dem ganzen Saal was vor - Leute, aufwachen!

13. Also ich fänd‘s, wenn ich Baby wär, definitiv aufregender, zersägt zu werden, für einen Zaubertrick, versteht sich. Sie sprüht vor Energie.

14. Melooonen! Die legendären Melooonen!

15. Noch mehr jugendfreier Stehsex. Wie Sodom und Gomorrah.

"Dirty Dancing" ist wie ein Kung-Fu-Film

16. Baby, die zum ersten Mal ungekonnt mit Johnny tanzt, sieht in etwa so aus wie ich im Club.

17. Die Küche ist ein guter Ort für einen Nervenzusammenbruch. Allerdings hätte ich wohl mehr davon Gebrauch gemacht als Penny (Cynthia Rhodes). Drinks! Es muss doch ein paar leckere Drinks geben! Und Kuchen!

18. Hey, ich brauch 250 Dollar für eine Person, die ich nicht kenne! - Kein Problem! So dreist wie Baby hätte ich es bei meinem Vater probieren sollen. Dann hätte es auch mit dem Nintendo 64 geklappt (am Ende wurde es eh die Playstation).

19. "Finde die 2!" Boah, Musik ist schon sehr mathematisch. Schultrauma und die Erinnerung an meine erste 6 als Schulnote kommen hoch. Ich brauch‘n Schluck Wasser.

20. Wow, kompletter Klamottenstilwechsel innerhalb einer Montage. Baby ist auf der dunklen Seite der Macht angekommen.

21. Jetzt auch noch Lippenstift!

22. Wie Baby bin ich übrigens auch sehr kitzlig.

23. Tanzübungen auf einem Baumstamm. Irgendwie ist Johnny wie ein hotter Mr. Miyagi.

24. Eigentlich ist das schon wie ein Kung-Fu-Film, in dem der Meister seinen talentierten Schüler unterrichtet. Und die Hebefigur ist die geheime Supertechnik, der alles vernichtende Finishing Move.

25. Und der See, in dem sie die Hebefigur üben, ist ausgetrocknet?! Was für ein Verlust!

26. Augen auf die Straße, Johnny!

27. Was für ein Arzt war das denn?

28. Papa fixt alles! Er sollte aber seine 250 Dollar wiederbekommen.

29. "You are everything!" Awww! In der deutschen Synchro wird daraus übrigens "Du hast Persönlichkeit". Meh.

30. Als Tänzer hat man wohl die ultimative Grabscherlaubnis, was? Sollte ich auch ein paar Tanzstunden nehmen? Ich glaube, ich nehm‘ welche …

Patrick Swayze macht Bud Spencer Konkurrenz

31. Für den ersten Kuss finde ich den Song irgendwie ein wenig daneben. Zu flott.

32. Die vielen Totalen und Halbtotalen fangen das Gelände und jeden Raum sehr gut ein - kein Wunder, dass der Ort immer noch so viele Touristen anzieht. Ob das auch so wäre, wenn der Film in irgendwelchen Slums spielen würde?

33. "Ich habe diesen Regen so satt!" Nun, Lisa (Jane Brucker), du warst wohl noch nie in Hamburg.

34. "Ich bin dir doch egal. Selbst wenn ich die ganze Armee bumsen würde. Hauptsache, sie stehen auf der richtigen Seite des Ho-Chi-Minh-Pfads". Autsch. Der war gut.

35. Vermisst: Babys Erzählstimme. Da dachte wohl jemand, dass sie vielleicht doch keine so gute Idee war. Ich jedenfalls bin ja kein Fan davon, wenn Filme mit einem erzählerischen Stilmittel beginnen und dieses dann einfach verschwindet – warum es überhaupt einbauen? Meh.

36. Eine Animateurin, die andere dazu bringt, wie ein Känguru zu hüpfen. Ich habe nie verstanden, warum man im Urlaub solchen Aktivitäten nachgehen sollte.

37. Neil (Lonny Price) ist sooo ein Lappen.

38. Johnny bringt Robbie (Max Cantor) mit einem Schlag auf den Rücken mit offenen Handflächen zu Boden. Er muss megastark sein. Wie Son-Goku. Oder Bud Spencer. 80er-Jahre Hollywood-Filmprügeleien sind schon süß.

39. Wow, Lisas Gesangsnummer ist...interessant.

40. Patrick Swayze hatte schon eine verdammt coole Stimme.

41. Oh nein! Papas kleines Mädchen hat ihre Sünden gestanden!

42. Johnny in Lederjacke und Sonnenbrille ist wie ein sexy Terminator.

43. Das war aber ein lässiger, undramatischer Quasi-Breakup, nachdem Johnny gefeuert wurde und nun wegfahren muss.

44. "Reisen nach Europa, das wollen die Kinder." Wohl wahr. Vor allem wollen sie nach Berlin ziehen, Drogen nehmen, ins Berghain gehen und sich cool und kreativ fühlen. 

45. Yeah, sag's ihnen Johnny!

46. Oh mein Gott, "Time of my life"!

47. Klar, man kennt die Ausschnitte und einzelnen Momente, aber die Sequenz in einem Rutsch mal zu sehen, ist doch etwas anderes. Großartig!

48."Duck Tales! Wohoow!" Ach nee, doch nicht. Aber der Anfang des Abspanns hat mich einfach daran erinnert, zumindest der Synthie-Bass. Naja, knapp daneben.

(Zitate wurden zumeist dem englischen Original oder den deutschen Untertiteln entnommen.)