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Aller guten Dinge sind drei: Neuer "Die drei ???"-Film ist richtig klasse

Meinung | Seit er lesen kann, hat unser Autor Michael Hille jedes Jahr sämtliche neuen "Die drei ???"-Bücher verschlungen. Mit den bisherigen zwei Kinofilmen konnte er wenig anfangen. Umso glücklicher ist er mit dem neuesten Fall der Jungdetektive: "Erbe des Drachen".

"Die drei ???" mögen zu ihren Anfängen im Jahr 1964 noch eine US-amerikanische Erfindung des Autoren Robert Arthur gewesen sein. Doch insgesamt erschienen nur 58 Bücher mit den Kultdetektiven Justus Jonas, Peter Shaw und Bob Andrews in den Vereinigten Staaten. Seit 1993 wurde die Reihe von deutschen Autoren hierzulande fortgeführt. Mittlerweile sind über 210 Ausgaben und viele Specials erschienen. Jedes Jahr erscheinen neue Bücher, noch beliebter sind aber die Hörspielfassungen, die seit 1979 produziert werden. Zweimal hat Studio Hamburg in den 2000ern schon versucht, die erfolgreiche Buchreihe fürs Kino zu verfilmen, in "Die drei ??? – Das Geheimnis der Geisterinsel" und der Fortsetzung "Die drei ??? – Das verfluchte Schloss", nach Vorlagen der originalen Bücher von Robert Arthur.

Doch beide Produktionen konnten Fans nicht überzeugen und blieben auch finanziell hinter den Erwartungen zurück. Zudem drehte man auf englisch mit Hoffnung auf internationale Erfolge – die sich nicht einstellten. Jetzt ist seit dem 26. Januar 2023 der dritte Versuch in den Kinos zu sehen: "Die drei ??? – Erbe des Drachen". Dieses Mal mit einer neuen, extra für den Film geschriebenen Geschichte und deutschen Darstellern. Und man darf erfreut sagen: Aller guten Dinge sind tatsächlich drei! "Erbe des Drachen" ist für Fans genau das, was sie sich von den ersten zwei Filmen bereits erhofft hatten.

"Erbe des Drachen": Ein spezialgelagerter Sonderfall für die drei ???

Foto: Sony Pictures Germany / Studio Hamburg, "Die drei ???", von links nach rechts: Bob Andrews (Levi Brandl), Peter Shaw (Nevio Wendt) und Justus Jonas (Julius Weckauf).

Ein Sommer ohne Ermittlungen! Davon träumen die drei ??? alias Justus Jonas (Julius Weckauf), Peter Shaw (Nevio Wendt) und Bob Andrews (Levi Brandl) und der Traum scheint wahr zu werden. Statt auf dem Schrottplatz von Onkel Titus (Florian Lukas) rumzuhängen, hat sich eine andere Chance aufgetan. Peters Vater (Mark Waschke) arbeitet nämlich über den Sommer in Rumänien an den Spezialeffekten der Horrorfilmproduktion "Dracula Rises" und hat den drei Jungs ein Praktikum am Set besorgt. Natürlich lässt ein neuer Fall aber nicht lange auf sich warten: Die Dreharbeiten im transsilvanischen Schloss der Gräfin Codrina (Gudrun Landgrebe) werden von mysteriösen Vorfällen überschattet. Und als Justus beschließt, Nachforschungen anzustellen, stoßen die drei ??? auf die Geschichte eines verschwundenen Jungen, der schon vor 50 Jahren das Schloss in die Tageszeitungen brachte.

Geschrieben hat die Geschichte für diesen Film André Marx, der seit den 90ern aktiver Autor der "Die drei ???"-Romane ist. Kaum einer hat mehr Abenteuer der Jungdetektive geschrieben als er – und seine Erfahrung merkt man dem Film in jeder Sekunde an. Der Kriminalfall ist spannend und gruselig, aber dabei immer kindgerecht aufbereitet. Die Charaktere von Justus, Peter und Bob werden hervorragend getroffen und ihre Streitigkeiten haben die gewohnte Qualität. Fans werden also zufrieden sein – zumal man die drei Jungs hervorragend besetzt hat. Nevio Wendt trifft das zögerliche und abergläubische Element von Peter ideal, Levi Brandl harmoniert mit ihm als menschlicher Ruhepol und insbesondere Julius Weckauf ist als neunmalkluger und dauerhaft neugieriger Justus so gut, dass er langlebige Fans direkt für sich einnehmen wird.

Ohne Rocky Beach und ohne Instagram: "Die drei ???" bleiben Old-School

Um die Atmosphäre der Bücher einzufangen, in denen auf moderne Technologien und zeitgemäße Jugendsprache meist verzichtet wird, gibt sich "Erbe des Drachen" betont altmodisch. Smartphones kommen so gut wie gar nicht zum Einsatz und Bob Andrews, immerhin zuständig für Recherche und Archiv, muss immer noch in die Tageszeitung gucken oder zur Bibliothek fahren, um Nachforschungen zu betreiben. "Erbe des Drachen" spielt so in einer manchmal merkwürdigen Blasenwelt, die ein junges Publikum manchmal irritieren, Erwachsene dafür aber nostalgisch empfinden lassen wird. Selbstironisch verweist der Film auf die Schwierigkeiten, mit denen er konfrontiert war, denn gleich mehrfach wird erwähnt, dass der Film-im-Film "Dracula Rising" der mutige Version der Filmemacher sei, einen alten Klassiker neuzuerfinden.

Inszeniert wird all das von Tim Dünschede in schönen Bildern, auch wenn die vielen dunklen Gänge des Schlosses schnell eintönig wirken können und man gerade nach den Anfangsminuten, die noch (wie die meisten Bücher) im kalifornischen Rocky Beach spielen, gerne länger an dieser sonnendurchfluteten Location verweilt wäre. Dafür sind die Nebendarsteller teils exzellent, gerade Gudrun Landgrebe ("Rossini oder die mörderische Frage, wer mit wem schlief") in ihrem ersten Kinofilm seit 12 Jahren zeigt in nur wenigen Sekunden, warum sie im deutschen Film so schmerzlich vermisst wurde. Mit Anspielungen auf die Bücher oder Hörspiele hält man sich übrigens zurück, aber ein prominentes Buchcover wird bei Fans warme Gefühle auslösen, ist es doch offensichtlich dem Stil der "Die drei ???"-Stammillustratorin Aiga Rasch nachempfunden.

Fans werden "Erbe des Drachen" eh im Kino sehen, man kann ihnen im Vorfeld aber schon beruhigt versichern: Beim dritten Anlauf haben "Die drei ???" endlich einen spezialgelagerten Sonderfall gefunden, der die große Leinwand wert ist.