Warum haben Sie das Buch gerade jetzt verfilmt, 20 Jahre nach Ende des Kalten Kriegs?

TIM BEVAN
Es ist endlich genug Zeit verstrichen. Wir haben Abstand gewonnen und können diese Periode intellektuell neu aufarbeiten. Mich reizte es außerdem, in unserer digitalen Hightech-Welt einen etwas langsameren Film zu produzieren. Eine gewisse Nostalgie für meine eigene Vergangenheit spielt natürlich auch eine Rolle. Die Dinge fügten sich einfach gut zusammen: Tomas Alfredson sprach mich an, weil er gerne Regie führen würde. Aufgrund des Erfolgs von ‘So finster die Nacht' sagten auch John Hurt und Gary Oldman zu. Und mit diesem Gespann konnten wir schnell die Produktionskosten aufbringen.

Wie hoch war Ihr Budget?

TIM BEVAN
20 Millionen Dollar, was für heutige Zeiten wirklich sehr wenig ist. Mir sind solche handhabbaren Budgets am liebsten. Je mehr Geld in einem Film steckt, desto mehr kann schiefgehen. Und dank Tomas sieht der Film so aus, als habe er dreimal so viel gekostet.

Ein schwedischer Regisseur für einen ultra-englischen Film. Geht das?

TIM BEVAN
Sehr gut sogar. Oftmals schaffen es Außenseiter, mit ganz frischen Blick ein altes oder bekanntes Thema völlig umzukrempeln. Er half mit, aus einem sehr langen Buch ein knackiges Drehbuch zu machen. Schon allein, weil sein Englisch nicht so gut ist, lag ihm viel daran, alles Nicht-Wichtige herauszukürzen. Im Grunde geht es ja auch nicht um den britischen Geheimdienst per se - sondern um Verrat. Jeder verrät jeden.
Der Film hat ein echtes 70er Jahre-Feeling. Wie haben Sie das erzeugt?

TIM BEVAN
Wir haben uns absichtlich vom modernen Drehstil abgewendet. In den Klassikern der 70er Jahre musste nicht alle drei Minute ein Gebäude in die Luft gejagt werden, aus Angst, man könne den Zuschauer sonst langweilen. Bei uns stehen die Personen im Vordergrund und ihre Beziehungen untereinander. Es gibt keine handgeführte Kameras, keine wilde Herumschwenkerei, keine dramatischen Cuts. 80% unserer Aufnahmen wurden in einer alten Armeebaracke in der Nähe Londons gefilmt. Das war nicht nur billiger, sondern gibt dem Film eine ganz eigene, intime Atmosphäre.

Nicht jeder Schauspieler hätte den Mut aufgebracht, in die Fußstapfen von Sir Alec Guinness zu treten, der George Smiley 1979 in der TV-Serie verkörperte.

TIM BEVAN
Für die Rolle des George Smiley brauchten wir einen Schauspieler, der sich traut, nichts zu tun. Gary Oldman ist selbstbewusst genug - und hat doch eine unglaubliche Präsenz auf der Leinwand.

Das Buch "Dame, König, As, Spion" ist Teil einer Trilogie. Gibt es Pläne, auch die anderen beiden Bücher zu verfilmen?

TIM BEVAN
Wir haben die Rechte. Aber wir warten erst mal ab, wie dieser Film aufgenommen wird.

Interview: Tina Werkmann