Er wirkt immer ein wenig wie aus der Zeit gefallen. Den meisten ist Colin Firth aus Jane-Austen-Verfilmungen und natürlich von seinem letztjährigen Oscar-Gewinn für "The King's Speech" bekannt.
Im Thrillerremake "Dame, König, As, Spion" spielt Firth den eleganten Agenten Bill Haydon um 1973, sein nächster Film ist die Neufassung der Michael-Caine-Diebeskomödie "Gambit" aus dem Jahr 1966 (deutscher Titel "Das Mädchen aus der Cherry-Bar").

TV SPIELFILM Wenn Sie wie hier in Remakes spielen, sehen Sie sich die Originale vorher an?

COLIN FIRTH
Ich habe mir tatsächlich einige Folgen der Miniserie "Dame, König, As, Spion" von 1979 noch einmal angesehen. Es gibt Leute, die das lieber vermeiden, aber das setzt mich nicht unter Druck.

Was dann?

COLIN FIRTH
Wenn ich die Rolle des Smiley spielen müsste, beispielsweise, wie Gary Oldman. Dann wäre ich völlig in Panik - Alec Guinness war so grandios, ohne jeden Fehler. Aber Gary macht es wunderbar, ganz anders und deswegen funktioniert es auch.
Stimmt es, dass Sie auch bei der Garderobenauswahl mitgeredet haben?

COLIN FIRTH
Ich hatte Tomas (Alfredson; Regisseur) gebeten, dass ich diesen Bill Haydon mit kleinen Farbtupfern, Twists ausstatten darf. Man hatte nicht viel modische Freiheit, wenn man damals für den MI5 arbeitete, da musste man schon einen Anzug tragen. Deshalb wollte ich zusätzlich rote Socken oder geblümte Taschentücher...

Zumal wir ja in den bunten 70ern sind.

COLIN FIRTH
Ja, aber wir denken dabei oft nur an furchtbare Klamotten, große Kragen, Afros, Goldketten. Man muss aber bedenken, und da war ich mir mit unserer Kostümbildnerin sehr schnell einig, dass ich einen Mann spiele, der 1973 um die 50 ist - aber die Mode, die er trägt, wäre eher diktiert von den 40er- und 50er-Jahren.

Hat der Oscargewinn eigentlich Ihre Karriere irgendwie verändert?

COLIN FIRTH
Nicht substanziell. Ich bin vielleicht ein bisschen beschäftigter, man spricht über mehr potenzielle Rollen als vorher. Das heißt aber nicht, dass auch etwas daraus wird. Vorher bekam ich drei schlechte Drehbücher, jetzt sind es dreihundert.

Interview: Scott Orlin