In der Experimentalserie stranden Jude Law und Naomie Harris auf einer britischen Insel und geraten in die Fänge einer unheimlichen keltischen Sekte
Für Jude Law war die Mitwirkung an „The Third Day“ Vertrauenssache. Ohne Drehbuch und ohne Beschreibung seiner Rolle gab der Brite seine Zusage. Allein das Konzept war für den zweifach Oscar-nominierten Schauspieler Anreiz genug, denn die Serienmacher Dennis Kelly und Felix Barrett planten etwas, was es noch nie gegeben hat: einen Hybriden aus Fernsehserie und Theater.„The Third Day“ gliedert sich in drei Teile. Im ersten, genannt „Sommer“, verhindert der trauernde Vater Sam (Jude Law) im Wald den Tod eines jungen Mädchens. Als er die Kleine zurück in ihr Dorf bringt, strandet er auf Osea. Das nur bei Ebbe zu erreichende Eiland steckt voller Geheimnisse. Schnell machen Menschen in unheimlichen Masken Jagd auf Sam, der von einem mysteriösen Jungen zu den entlegensten Orten von Osea gelockt wird. Immer tiefer gerät er in die unheimliche Geschichte der Insel, die auf einen keltischen Glauben zurückgeht. Und deren Bewohner fest an die Bedeutung der Insel glauben. Frei nach dem Motto: „An Oseas Wesen soll die Welt genesen.“Nach einem – „Herbst“ genannten – zweiten Teil, den Sky nicht ausstrahlt , wird die Serie mit „Winter“ abgeschlossen. Die drei Folgen konzentrieren sich auf Helen (Naomie Harris), die ihre beiden Töchter als Geburtstagsgeschenk nach Osea Island bringt. Die kleine Familie stößt allerdings auf eine Welle der Ablehnung. Die gebuchte Unterkunft wird ihnen verweigert, stattdessen wird ihnen nahegelegt, doch besser die Insel zu verlassen. Einzig Mr. und Mrs. Martin (Emily Watson und Paddy Considine) gewähren den drei Frauen Einlass. Als plötzlich die schwangere Jess (Katherine Waterston) dazukommt, wird klar, dass die drei Teile zusammenhängen. Sie traf bereits im Sommer auf Sam und weihte ihn in Oseas Historie ein.Dennis Kelly, der zuvor bereits das britische „Utopia“ gemacht hat, legt seine Serie als einen Mix aus „The Wicker Man“ und „Twin Peaks“ an. Dabei scheitert die abgeschlossene Miniserie wie so viele andere Mysterys an der Auflösung. Sobald Antworten gegeben werden müssen, stürzt das mühsam aufgebaute Kartenhaus in sich zusammen. Keine Frage: Die Erklärung für die mysteriösen Vorkommnisse auf Osea Island werden kaum einen Zuschauer zufriedenstellen. Aber das ist in diesem Fall nicht so schlimm. Anders als bei „Lost“ muss man nicht sechs Jahre, sondern nur sechs Folgen investieren – und die Reise ist lohnend.Die im englischen Blackwater River gelegene, reale Gezeiteninsel Osea erweist sich als idealer Drehort für eine Story, die zugleich Trauerverarbeitung, Sektenporträt und Horrorserie ist. Gerade die ersten drei Teile berauschen mit beklemmender Musikauswahl und atmosphärischen Bildern, die durch ungewöhnliche Kamerawinkel die Unheimlichkeit des Ortes verstärken.Das größte Lob bei „The Third Day“ geht allerdings an die Schauspieler. Nicht nur weil sie sich für die an einem kalten und regnerischen Oktobertag unter Corona-Bedingungen gedrehte Theateraufführung physisch und psychisch aufgeopfert haben. Jude Law, Emily Watson, Naomie Harris und Co. zeichnen ein so glaubhaftes Bild einer Parallelwelt, dass man um Osea Island in Zukunft lieber einen großen Bogen macht.