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Schlafende Hunde

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Bewertung durch unabhängige Film- und Serienexperten von TVSpielfilm.
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Meinung der Redaktion

Endlich wieder einmal eine Netflix-Krimiserie, die nicht vor die Hunde geht

IMDb-Bewertung:
6,4
/10

Im Remake der israelischen Serie „The Exchange Principle“ rollt ein obdachloser Polizist einen alten Fall auf.

Nur die Aussage von Polizist Mike Atlas (Max Riemelt) brachte Mussa Basher für den Mord an einem Richter hinter Gitter. Jetzt ist der junge Mann tot. Der Selbstmord in der Gefängniszelle soll eigentlich schnell zu den Akten gelegt werden, doch zwei Menschen lassen den Fall nicht ruhen. Die junge Staatsanwältin Jule Andergast (Luise von Finckh), die gerade vor Gericht eine Demütigung erlitten hat, verbeißt sich in die Ungereimtheiten an dem Selbstmord. Warum hat sich Mussa kurz vor seinem Tod noch arabische Schriftzeichen in die Brust geritzt? Und wieso hat ihn einen Tag zuvor der Privatdetektiv Joachim Jürgens (Bernd Hölscher) besucht und Mussa sichtlich in Aufregung versetzt?

Bei der Suche nach Antworten auf ihre Fragen kreuzt Jule schließlich auch die Wege von Mike Atlas. Der einstige Vorzeigekommissar ist seit seiner Aussage gegen Mussa vollkommen aus der Bahn geraten. Statt mit Ehefrau Lenni (Peri Baumeister) und Tochter Tinka (Tara Africah Corrigan) zu leben, hat er den Halt verloren und sich in einen abgerockten Wohnwagen zurückgezogen. Als Mussas wütender Vater die Notbehausung niederbrennt, sitzt Atlas endgültig auf der Straße. Dass ausgerechnet jetzt wieder der Fall hochkocht, für den er sich bis heute Vorwürfe macht, treibt den Obdachlosen beim Versuch an, sich reinzuwaschen.

Auf der Suche nach den Männern und Frauen, die den Richter und Mussa auf dem Gewissen haben, muss er feststellen, dass er weder seinem Ex-Kollegen Luka (Carlo Ljubek) noch irgendjemand anderem aus Polizei oder Staatsanwaltschaft trauen kann. Erst als Atlas und Jule ihre Erkenntnisse zusammenwerfen, machen sie Fortschritte in dem Fall – und stechen in ein Wespennest, das sowohl ihre berufliche Zukunft gefährdet als auch die Menschen, die sie lieben.

Bereits 2016 flimmerte diese Geschichte unter dem Titel „Ikaron HaHachlafa“ über die Bildschirme in Israel. Die international als „The Exchange Principle“ vertriebene Miniserie fand ihren Weg leider nie nach Deutschland, aber dennoch das Interesse von Drehbuchautor Christoph Darnstädt („Der Kroatien-Krimi“). Er orientiert sich sehr nah am Vorbild von Noah Stollman („Fauda“) und Regisseur Oded Davidoff, passt es aber effektiv an deutsche Gegebenheiten an, indem er etwa dem toten Mussa einen Clan-Hintergrund verpasst.

Die größte Stärke des Sechsteilers ist allerdings seine Besetzung. Nachdem er bereits in „Bonn – Alte Freunde, neue Feinde“ als Verfassungsschutz-Agent überzeugte, glänzt Max Riemelt hier als Berliner Polizist, der nicht nur die Wahrheit, sondern vor allen Dingen sich selber finden will. An seiner Seite beweist Luise von Finckh, dass sie den Nebenrollen endgültig entwachsen ist. Wenn sie als Jule gegen die Anweisung ihrer herablassenden Chefin (Melika Foroutan) eigene Ermittlungen anstellt, hat sie alle Sympathien des Publikums auf ihrer Seite – was auch daran liegt, dass nahezu alle anderen Figuren zwielichtig angelegt sind. Entsprechend gibt es für das Publikum über die sechs Folgen genügend Stoff, um mitzurätseln und immer wieder auf die falsche Fährte gelockt zu werden.

Die Serie ist ein Zeugnis für die grandiosen Ideen, die aus dem israelischen Fernsehen kommen. Es lieferte schon die Grundlagen für Erfolge wie „Homeland“, „Your Honor“ oder „Euphoria“. Dass „Schlafende Hunde“ sich aber nicht auf der Vorlage ausruht, sondern eigene Akzente setzen kann, ist auch ein Verdienst der Regisseure Stephan Lacant und Francis Meletzky, die nicht nur für eine fesselnde Atmosphäre sorgen, sondern auch Einzelszenen erschaffen, die im Gedächtnis bleibt.
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Bilder von "Schlafende Hunde"