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Meine geniale Freundin
Elena Ferrantes Neapel-Saga geht in Serie. Wie unter dem Brennglas porträtiert Saverio Costanzo das Leben in einem italienischen Armenviertel der Nachkriegszeit
Für die Verfilmung von „Meine geniale Freundin“ ließ man nördlich von Neapel an einem der größten Sets in Europa das Armenviertel „Rione“ wiederauferstehen. Die Nachkriegsszenerie erinnert eher an Wildwestfilme als an ein pittoreskes Postkarten-Italien. Graue Häuser, staubige Hinterhöfe, schmucklose Mauern und ein verhangener Himmel darüber: ein Elend, nur drei Stunden vom Meer. Hier leben Elena, genannt Lenù, und Lila. Das Meer haben sie nie gesehen. Ihre Väter sind Pförtner und Schuster. Ihre Mütter hat die Armut hart gemacht. Alle sind in die Familienstreitigkeiten ihres Viertels verstrickt. Jeder weiß, wie der Nachbar durch den Krieg kam. Keiner spricht darüber. Und keiner kümmert sich um kluge Mädchen. Unbemerkt von den anderen bestehen Elena und Lila hier ihre ersten Abenteuer und geben einander Halt. Bis klar wird, dass eine von ihnen diesem Leben entkommen kann und die andere nicht.
Der römische Regisseur Saverio Costanzo gilt als Kenner des Ferrante-Kosmos. 2007, lange vor dem Hype, versuchte er sich an der Drehbuchfassung zu einer ihrer Kurzgeschichten. Nach sechs Monaten gab er auf. Dass Costanzo sein Scheitern damals ohne Umschweife zugab, öffnete ihm jetzt die Tür: Elena Ferrante schlug ihn als Regisseur für die Serie zu „Meine geniale Freundin“ vor. Während des Drehs hielten beide Kontakt. Für die ersten Episoden der Serie gilt: Ihre Vision scheint nahezu identisch. Ferrantes Sprache ist knapp und klar, und auch in Costanzos Bilder schleicht sich selten Nostalgie. Sie wirken roh, fast steif. Manchmal sagt eine Figur, was man ohnehin schon sieht. Verzeihlich. Die Musik setzt Akzente. Allein plötzliche Gewaltausbrüche sprengen die ansonsten fest gefügte Welt des Rione. Das alles zusammen macht „Meine geniale Freundin“ schwierig für Serienfans, die es durchgängig fett mögen, und zu einer Entdeckung für alle, die noch wissen, dass Antonioni mit Vornamen Michelangelo hieß. „Als wenn man einen italienischen Nachkriegsfilm über die italienische Nachkriegszeit schaut“, schrieb die „New York Times“.
Wie die Bauten, so glich auch das Casting für „Meine geniale Freundin“ einem Großunternehmen. 9000 Kinder und 500 Erwachsene aus der Gegend sprachen vor. Elisa del Genio in der Rolle der zurückhaltenden Lenù und Ludovica Nasti als Wildfang Lila geben den ersten Folgen ihr Gesicht. So überzeugend, dass man sich wünscht, sie mögen es auf den Buchumschlag der nächsten Auflage schaffen. Am besten in Schwarz-Weiß. Das passt besser zu Ferrantes Geschichte als Blümchenkleider und Meerblick. Saverio Costanzo dreht derzeit an drei weiteren Staffeln. Um zu erzählen, was Elena Ferrante am Herzen lag: dass die Vergangenheit nie ganz vergeht.
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Cast und Crew von "Meine geniale Freundin"
Cast
- Immacolata Greco
- Annarita Vitolo
- Nunzia Cerullo
- Valentina Acca
- Vittorio Greco
- Luca Gallone
- Fernando Cerullo
- Antonio Buonanno
- Elena Greco
- Margherita Mazzucco
- Raffaella 'Lila' Cerullo
- Gaia Girace
- Stefano Carracci
- Giovanni Amura
- Michele Solara
- Alessio Gallo
- Imma Solara
- Imma Villa
- Alfredo Peluso
- Gennaro Canonico
- Narrator
- Alba Rohrwacher
Crew
- Regisseur
- Saverio Costanzo
- Regisseur
- Daniele Luchetti
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