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Die Frau vom Checkpoint Charlie

Man wird emotional auf die Rolle vorbereitet

Ich mag keine Kontrolle, aber Kritik
Als DDR-Bürgerin kämpft Veronika Ferres in "Die Frau vom Checkpoint Charlie" MDR/UFA/Stefan Falke
Foto: ARD, Veronika Ferres: "Künstliche Tränen brauche ich nie. Wenn ich mich auf solche emotionalen Situationen einlasse, dann lebe ich sie auch aus."
Als Sara Bender in der BRD zum ersten Mal eine Kassette mit den Stimmen ihrer Töchter hört, da brauchte Veronica Ferres vor der Kamera vermutlich keine künstlichen Tränen - oder?

Veronika Ferres: Künstliche Tränen brauche ich nie. Wenn ich mich auf solche emotionalen Situationen einlasse, dann lebe ich sie auch aus. Hier konnte ich es besonders tief nachempfinden, da ich zuvor Jutta Gallus persönlich kennenlernen durfte. In so einem Gespräch, in dem sie mir ihre Leidensgeschichte erzählte, wird man emotional auf die Rolle vorbereitet.

Die Rolle der gefühlsstarken Löwenmutter, die um ihre Kinder kämpft, war Ihnen schon in "Neger, Neger, Schornsteinfeger" und in "Annas Heimkehr" auf den Leib geschneidert. Muss frau für die Sara-Rolle außer einer guten Schauspielerin auch eine gute Mutter sein?

Veronika Ferres: Nein, nicht zwingend. Aber ich liebe es, wenn meine eigene Tochter zu mir kommt und sagt: "Mama, hilf mal, oder Mama, erklär mir mal ..." Alle Frauen, die ich spiele, werden für die Zeit der Vorbereitung und des Drehs zu einer "Schwester". Ich fühle mich ihr nah, auch wenn ich nicht alle ihre Handlungen verstehen muss.

Darf man einem Film mit diesem politischen Titel eine so emotionale, familiendramatische Handlung reinschreiben?

Klaus Wowereit: Man darf. Es ist ja keine Doku. Selbst in der US-Serie "Holocaust" wurde eine Lovestory eingebaut, um Emotionen beim Zuschauer hervorzurufen. Diese Individualisierung ist gut, damit möglichst viele von Unrechtssystemen wie dem der Stasi-DDR erfahren.

Regisseur von Donnersmarck hat in "Das Leben der Anderen" den politischen Verrat durch den Ehepartner aufgezeigt. Standen Spitzeldienste im Familien- und Freundeskreis auf der DDR-Tagesordnung?

Klaus Wowereit: Zwei Millionen Stasi-Mitarbeiter müssen ja irgendwo gewesen sein, die passen nicht alle in die Amtsstuben. Und spätestens nach dem Fall der Mauer haben wir erfahren, wie engmaschig das DDR-System die Privatsphäre der DDR-Bürger bespitzelte.