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Rückschlag für Michael Jacksons Nachlass: "Leaving Neverland" gewinnt

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Michael Jackson starb 2009, zehn Jahre später entfacht "Leaving Neverland" (erneut) eine Debatte um von ihm möglicherweise begangenen Missbrauch an Kindern Getty Images

Für viele Fans des King of Pop war die Doku "Leaving Neverland" eine Schande. Die Missbrauchsbeichten von Wade Robson und James Safechuck, die jahrelang mit Michael Jackson verkehrten, wurden verteufelt. Dennoch erfährt der Film großes Lob.

Seit Beginn des Jahres sorgt der vierstündige Film "Leaving Neverland" vom US-Sender HBO für hitzige Auseinandersetzungen. In der Doku von Dan Reed kommen Wade Robson und James Safechuck zu Wort und behaupten, in der Kindheit von dem bereits 2009 verstorbenen Michael Jackson missbraucht worden zu sein. Nicht erst nachdem einige Ungenauigkeiten aufgetaucht waren, standen die Fans des King of Pop auf den Barrikaden und riefen vehement zum Boykott von "Leaving Neverland" auf.

Allen Gegenstimmen zum Trotz wurde auch hierzulande eine große Ausstrahlung zur Primetime vorgenommen: Am Samstag, dem 6. April zeigte ProSieben den Film und sendete im Anschluss eine zusätzliche Dokumentation. Dan Reeds Geschichte sorgte weit über die TV-Premieren für Aufmerksamkeit und wurde in diesem Jahr gleich fünfmal für den wichtigsten Fernsehpreis der Welt nominiert, den Emmy Award. Für eben diese möglichen Trophäen gab es nun einen ersten, sehr vielversprechenden Vorgeschmack.

Michael Jackson: Missbrauchsdoku auf Emmy-Kurs

Bei den diesjährigen TCA-Awards gewann "Leaving Neverland" in der Kategorie Outstanding Achievement in News and Information. Die Ehre von der Television Crtitics Association prämiert zu werden, ist in der Fernsehbranche groß. Es handelt sich dabei um eine Gruppe von ungefähr 200 amerikanischen und kanadischen Fernsehkritikern, Journalisten und Kolumnisten, die sich mit Fernsehprogrammen für Zeitungen, Zeitschriften und Webseiten befassen. Wer in seiner Kategorie von den Kritikern gewählt wird, hat eine um 25% erhöhte Gewinnwahrscheinlichkeit bei den Emmys, so der berechnete Vorsprung aus den Vorgängerjahren.

Damit steht fest: Die Missbrauchsdoku um Michael Jackson geht in seinen fünf Nominierungskategorien als Favorit ins Rennen. Chancen hat "Leaving Neverland" in diesen Bereichen: herausragende Regie für ein Dokumentarprogramm, herausragender Dokumentarfilm, hervorragende Bildbearbeitung für ein Dokumentarfilm, hervorragende Tonbearbeitung für ein Dokuprogramm und hervorragende Tonmischung für ein Dokumentarprogramm.

Allen Kritikern zum Trotz wird dem Film also höchstwahrscheinlich eine Ehre zuteil. Jacksons Nachlassverwalter bezeichneten den Film von Anfang an als "Boulevard-Attentat" und bestanden darauf, dass er "kein Dokumentarfilm" sei. Filmemacher Dan Reed reagierte auf die Vorwürfe gegenüber der amerikanischen Publikation The Hollywood Reporter: "Seit der Ausstrahlung von 'Leaving Neverland' im März wurden viele wichtige Gespräche über sexuellen Kindesmissbrauch und die damit einhergehenden Folgen geführt. Genau dafür haben sich James Safechuck und Wade Robson mit ihren Familien ausgesprochen und wir haben den Dokumentarfilm gedreht", sagte Reed. "Wir freuen uns, dass die Akademie diesen Zweck - und unser engagiertes Kreativteam - mit fünf Nominierungen gewürdigt hat."

Der Gewinn des TCA-Award ebnet nun den Weg zu den Emmys, die am 23. September in Los Angeles verliehen werden. Hier sind alle Nominierungen: Emmy Awards 2019.