"Ist diese Geschichte wahr oder pure Fiktion?" – Am 5. März 2023 geht es ab 20.15 Uhr bei RTLZWEI wieder genau um diese Frage, denn zwei brandneue Folgen "X-Factor: Das Unfassbare" laufen dort am Vorabend des 30. Geburtstags des Senders. In kurzen Horrorgeschichten können Zuschauer also wieder mitraten, ob die gruseligen Kurzfilme auf wahren Begebenheiten basieren oder der Fantasie des Autorenteams entsprungen sind.
Im Vorfeld der Ausstrahlung hat TVSPIELFILM.de mit Synchronsprecher Pat Zwingmann gesprochen. Er ist seit 2022 die noch relativ neue deutsche Stimme von Jonathan Frakes für "X-Factor". Der vorherige Sprecher Detlef Bierstedt hat sich vom Synchrongewerbe mittlerweile weitgehend zurückgezogen. Im Interview verriet Zwingmann, wie er zu dem Job kam und was für ihn der Grund ist, der die Sendung bis heute so erfolgreich macht.
Er haucht Jonathan Frakes Leben ein: Interview mit Pat Zwingmann
TVSPIELFILM.de: Seit 2022 sind Sie die neue deutsche Stimme von Jonathan Frakes bei "X-Factor". Ich selbst bin damals mit der Sendung aufgewachsen. Wie war das bei Ihnen?
Pat Zwingmann: Ich habe es früher gerne gesehen, ja. Für mich war das damals jugendbegleitend. Dadurch, dass sie in kleinen Kapiteln diese kurzen Horrorgeschichten erzählt, war das eigentlich schon damals eine sehr moderne Sendung, sowohl vom Timing als auch vom Schnitt her.
Haben Sie dann auch versucht mitzuraten, ob eine Geschichte wahr oder fiktiv ist?
Ich denke, daraus besteht der ganze Reiz der Sendung. Beim Angucken will man natürlich wissen, wie gut man die Geschichten durchschaut oder ob man sich doof angestellt hat. Für mich ist das ein Vorläufer des interaktiven Fernsehens. Heute gibt es sowas in Videospielen oder bei Streamingdiensten, aber "X-Factor" hat das vorweggenommen.
Ein wesentlicher Erfolgsfaktor der Sendung war Moderator Jonathan Frakes. Der wurde bei "X-Factor" zuvor immer von Detlef Bierstedt gesprochen. Nun hat der seine Synchronkarriere aber weitgehend beendet. Wie kamen Sie zum Nachfolge-Posten?
Ich wusste das am Anfang gar nicht, dass ich zum Casting für Frakes eingeladen war. Ich wusste nur, dass ich bei den neuen Folgen mitsprechen soll. Erst vor Ort habe ich erfahren, dass man sich bezüglich einer neuen Stimme für Frakes umschauen wollte. Man muss dazu sagen: Jonathan Frakes klingt im Original nochmal ganz anders als ich es tue und er klingt zudem auch ganz anders als Detlef Bierstedt.
Das war also schon eine Herausforderung, daran anzuknüpfen?
Ja. Detlef Bierstedt hat seine Synchronarbeit für "X-Factor" in einem ganz bestimmten Duktus angelegt. Seine Stimme passte immer schön zur atmosphärischen Musik der Sendung, und er hat drauf geachtet, seine Sätze oft in Moll zu beenden. Sowas übernimmt man natürlich. Gleichzeitig versucht man aber, den Kollegen nicht zu kopieren oder nachzuahmen. Das wäre Quatsch.
Man lehnt sich an, aber findet seine eigene Art.
Genau. Zumal ich für "X-Factor" mit der Stimme etwas höhergehen musste, als ich normalerweise spreche. Meine Stimme ist ziemlich tief, ich klinge mehr nach einem Piraten als es Frakes und Bierstedt tun. (lacht) Das musste ich auch anpassen. Aber das ist letztlich unsere Arbeit: Es sollte nie zu weit weggehen von der eigenen Stimme, aber dem Original gerecht werden. Ich hoffe, dass die Zuschauer zufrieden sind mit mir.
Pat Zwingmann erklärt, warum "X-Factor" so ein Hit ist
"X-Factor" ist eine in Deutschland sehr beliebte Sendung. Haben Sie da vor der Ausstrahlung Ihrer ersten Folgen mit Kritik und harten Fanreaktionen gerechnet?
Man kann es ja nie jedem recht machen. Es ist natürlich schon schön, wenn die Arbeit, die man macht, möglichst vielen Leuten gefällt. Und es macht für mich dann natürlich auch einen Unterschied, ob es Kommentare gibt, die einfach ihren Geschmack äußern oder ob es unsachliche Bemerkungen sind. Aber letztere versucht man am besten, gar nicht zu lesen. Ich gebe immer mein bestmögliches – und wem es nicht gefällt, der hat eine Fernbedienung.
Sehen Sie sich hinterher Projekte an, in denen Sie einen Synchronjob hatten? Zum Beispiel: Haben Sie die "X-Factor"-Folgen von 2022 im Fernsehen gesehen?
Zwangsweise, weil meine Frau sie unbedingt sehen wollte. (lacht) Sie fand die Folgen ganz toll.
Bei Ihr ist es also schon mal gut angekommen.
Es scheint so. (lacht) Für mich selbst ist es so: Ich gucke schon gerne rein und lasse mir auch im Studio bei der Aufnahme gerne mal ein fertiges Ergebnis zeigen. Aber ich brauche mich selbst nicht unbedingt als Stimme auf einem fremden Gesicht sehen. Das fühlt sich auch nach all der Zeit immer noch ein bisschen komisch an. So geht es glaube ich auch vielen Kollegen.
RTLZWEI hat die neuen Folgen in Los Angeles mit US-amerikanischen Schauspielern produzieren lassen und zeigt sie anlässlich des 30. Senderjubiläums zur Primetime. Das spricht ja für den großen und sehr nachhaltigen Erfolg der Sendung.
Ursprünglich war "X-Factor" eine rein amerikanische Produktion, als es damals in den 90ern lief. Aber in den USA war es gar kein so großer Erfolg wie hierzulande. Ich finde das eine tolle Sache, dass RTLZWEI dieses schöne Format zurückgebracht hat und dann sogar mit dem Original-Moderator. Das ist schon eine Hausnummer.
Haben Sie eine Idee, warum "X-Factor" gerade hierzulande so gut beim Publikum ankommt?
Den Erfolg der Sendung hierzulande kann ich sehr gut nachvollziehen. Sie ist kurzweilig, sie hat ein tolles Tempo. Und ich glaube, dass es in Deutschland einfach kein vergleichbares Format gibt, in dem so sehr mit Realität und Fiktion, mit optischen Täuschungen, mit Aberglauben und Übernatürlichem gespielt wird. Wir haben so eine aufgeklärte Welt heutzutage. Die Menschen sehnen sich da, denke ich, nach unbeantworteten Fragen. Je mehr wir zu wissen denken, umso ansprechender wird das Mystische.
Die Sendung hat da bis heute ein großes Alleinstellungsmerkmal, meinen Sie?
Nun, es ist so: Eine Sache begleitet uns Menschen seit Jahrtausenden. Vermutlich, seit wir das erste Mal Feuer gemacht und uns in Gruppen drum herumgesetzt haben. Wir erzählen uns Geschichten. Und wenn die gut gemacht sind, wenn sie spannend und ein bisschen mysteriös sind, dann spricht das Menschen auch heute noch an. Trotz Internet. Trotz geringerer Aufmerksamkeitsspanne. Wenn man es gut macht, funktioniert es nach wie vor.
Vielen Dank für das Gespräch!
Die zwei neuen Folgen "X-Factor: Das Unfassbare" stehen ganz im Zeichen des 30. Senderjubiläums von RTLZWEI, das am 6. März 2023 gefeiert wird. Die Episoden laufen daher am Vorabend, den 5. März 2023, ab 20:15 Uhr bei RTLZWEI.