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"Hartz und herzlich", "Armes Deutschland" und Co.: RTLZWEI reagiert auf Kritik an Sendungen

Hartz und herzlich
Dagmar aus den Mannheimer Benz-Baracken lässt sich schon länger für die RTLZWEI-Sozialdoku "Hartz und herzlich" begleiten. RTLZWEI

Am Dienstagabend zeigt RTLZWEI regelmäßig Sozialdokus. "Hartz und herzlich", "Armes Deutschland" & Co. bringen dem Sender gute Quoten – und auch Kritik. Dazu äußerte sich jetzt Chefredakteurin Konstanze Beyer.

Am Dienstag, 14. April, zeigt RTLZWEI zur Primetime eine Episode "Hartz und herzlich" aus den Benz-Baracken in Mannheim. Neue Folgen aus Bergheim sind geplant. Dieses Format wie auch weitere, die auf dem Sendeplatz laufen, gerät immer wieder in die Kritik, sowohl von Teilnehmern als auch von Medienexperten.

Kürzlich erst veröffentlichte die Otto-Brenner-Stiftung der IG Metall ein Diskussionspapier von Prof. Bernd Gäbler mit dem Titel "Wie das Fernsehen die Unterschichten vorführt". Gegen die darin erhobenen Vorwürfe äußerte sich RTLZWEI-Chefredakteurin Konstanze Beyer in einem Gastbeitrag beim Branchenmagazin DWDL, das zuvor auch einen ähnlichen Kommentar von Hans Hoff publiziert hatte.

"Beschämung derer, die zuschauen"

Hier einige der Argumente der RTLZWEI-Chefredakteurin sowie die Vorwürfe, auf die sie sich bezieht:

Auf die Kritik, Armutsdokus würden zu viele Programmstunden einnehmen, weil der Sender Quote machen will, sagt Konstanze Beyer "Gemessen daran, wie viele Menschen in Deutschland in prekären Verhältnissen leben, nehmen sie im TV-Programm insgesamt noch viel zu wenig Raum ein." Man würde mit den Sozialreportagen eine weit verbreitete soziale Realität zeigen, die vielen Teilen der Bevölkerung unbekannt sei.

Und auch die Behauptung, die Protagonisten werden vorgeführt und bloßgestellt, weist Beyer zurück. Das sei "Ausdruck der Betroffenheit, des Unwohlseins und vielleicht auch der Beschämung derer, die zuschauen, und deren Lebensumstände womöglich weit weg sind von denen, die wir zeigen." Und diese Umstände seien auch nicht inszeniert – man würde keine Drehbücher schreiben und "und  […] auch keine Konflikte herbei[führen], die es ohne die Produktion nicht gegeben hätte."

 

"Folge diskriminierender Reaktionen des Umfelds"

Immer wieder beklagen sich Teilnehmer der Sozialdokus über die Art, wie sie dargestellt werden. So in der Arbeit von Bernd Gäbler etwa Jacqueline "Jacky" Paetzel, die bei "Armes Deutschland" zu sehen war. Nachdem sie schon bei "Frauentausch" mitmachte, ging sie auch auf das Angebot von "Armes Deutschland" ein, leider, wie sie danach selbst feststellte: "Ich bereue das total, zu tausend Prozent. Das war die schlimmste Fehlentscheidung meines Lebens." Grund dafür ist, dass sie sich zu Unrecht als totale Rabenmutter beschrieben sah.

Das seien Ausnahmefälle, so die RTLZWEI-Chefin, die nach diskriminierenden Reaktionen des Umfelds nach der Ausstrahlung entstehen. Bei "Hartz und herzlich" würden die Menschen sogar erneuten, längeren Dreharbeiten zustimmen. Kritik von Anwohnern oder Gemeinden über die falsche Darstellung ihres Viertels kann sie verstehen, aber "wir drehen keine umfassenden Porträts von Stadtvierteln, in denen auch alle positiven Aspekte gezeigt werden, sondern wir porträtieren Menschen."

Solche Porträts zeigt RTLZWEI am 14. April: "Hartz und herzlich – Rückkehr in die Benz-Baracken" um 20.15 Uhr und "Armes Deutschland – Stemplen oder abrackern" um 22 Uhr. Zum Nachschauen auch auf TVNOW.