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Die Höhle der Löwen: Deal geplatzt – Was beim Bildungsurlaub-Start-up schief ging

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Den Anspruch auf "Bildungsurlaub" will dieses Start-up in der breiten Gesellschaft durchsetzen RTL / Bernd-Michael Maurer

Ein Staffelfinale voller Überraschungen bei "Die Höhle der Löwen": Carsten Maschmeyer springt über seinen Schatten. Für Aufregung sorgen zwei Berliner Gründer, die auf eine wichtige Bildungslücke aufmerksam machen. Ein Deal platzte im Nachhinein allerdings.

Wenn Carsten Maschmeyer, der Großunternehmer aus München, der sich so gerne seiner weltweiten Netzwerke rühmt, auf seinem Sessel hin und her rutscht, kann das ein sehr schlechtes oder eben auch ein sehr gutes Zeichen sein. Bei der finalen Pitch-Präsentation der neunten und vorerst letzten Folge der VOX-Gründershow "Die Höhle der Löwen" wirkte der "Löwe", der sich so gerne als Rudelführer sieht, extrem unruhig. Und zunächst auch ein wenig unentschlossen.

Was nur sollte er von einer Geschäftsidee halten, die eigentlich so gar nicht in die Welt passt? Es wirkt so, als wäre die Maschmeyer-Welt ein geordneter Kosmos, in dem sich die Dinge meist wie von selbst so fügen, dass ein Firmenchef sagt, was Sache ist, und sich die Gefolgschaft danach richtet. Und dann stellten Lara Körber und ihr süffisant lächelnder Start-up-Mitgründer Anian Schmitt aus Berlin eine Geschäftsidee vor, die für mächtig viel Wirbel in der Arbeitswelt sorgen wird. Ja sogar für eine Art Revolution, sofern der Deal zustande kommen sollte.

"27 Millionen Angestellte in Deutschland haben Anspruch auf fünf Tage Extraurlaub. Und keiner weiß davon"

Körber und Schmitt haben die Internet-Vermittlungsplattform "Bildungsurlauber" gegründet. Und sie brachten eine faustdicke Überraschung mit. Sie lüfteten im VOX-Studio ein Geheimnis, dass eigentlich keines sein sollte, sondern das mitten im Berufsalltag steckt. "27 Millionen Angestellte in Deutschland haben Anspruch auf fünf Tage Extraurlaub. Und keiner weiß davon", sagte Anian. Und lächelte.

Der Schwenk auf die verdutzten Gesichter von Alpha-Löwen wie Carsten Maschmeyer oder Ralf Dümmel war hoch spannend und extrem entlarvend. Tatsächlich wussten beide Investoren nichts von dieser Sonderregelung. Doch dann sagte Gründerin Lara: "In Deutschland gibt es ein Recht auf Bildungsurlaub. Dahinter verbirgt sich der Anspruch auf fünf bis zehn Tage bezahlten Extraurlaub pro Jahr für als Bildungsurlaub zertifizierte Weiterbildungen. Diese müssen nicht zwingend mit dem Beruf zu tun haben und können weltweit stattfinden." Bämm!

Selbst Arbeitnehmer, die theoretisch schon mal von ihrem Anspruch auf Bildungsurlaub gehört haben, zögern allerdings oft und scheuen eine Antragsstellung. Aktuell nutzen nur zwei Prozent der Anspruchsberechtigten den Bildungsurlaub - auch weil der Papierkram angeblich als kompliziert gilt. Die Plattform "Bildungsurlauber" setzt genau da an und hilft nicht nur dabei, entsprechende Angebote auszuwählen, sondern auch ganz einfach dabei, die nötigen Unterlagen auszufüllen. Der Antrag muss dann nur noch unterschrieben und der Chefin oder dem Chef vorgelegt werden.

Nur Bayern und Sachsen machen nicht mit

"Wir entstressen die Arbeitswelt", sagt Lara Körber, die sich zuletzt zwei Jahre lang mit der Vorbereitung der Geschäftsidee beschäftigt hat. Ihre Mission: Sie will sich für ein entspannteres Miteinander am Arbeitsplatz einsetzen. Denn nur zufriedene Angestellte arbeiten auch tatsächlich effektiv. Von Bildungsurlauben der Belegschaft profitieren somit auch die Unternehmen.

Die Buchungsplattform "Bildungsurlauber" gilt jetzt schon in Deutschland als die größte Vermittlungsplattform für Bildungsurlaubskurse. Auf der Website kann man als Berechtigter aus über vierzehntausend zertifizierten Kursangeboten auswählen. Wermutstropfen: Einzig die Bundesländer Bayern und Sachsen haben keinen gesetzlichen Anspruch auf Bildungsurlaubstage vorgesehen.

Es gibt etwa Kurse fürs Führungskräftetraining, für die Burnout-Prävention, für gewaltfreie Kommunikation, aber auch Sprachkurse und sogar Auslandsreisen mit Themenschwerpunkten wie Yoga oder Pilates. Man muss nur davon wissen. Und "Bildungsurlauber" verdient mit: Sechs Euro Provision fließen für jede Verknüpfung von Kurs-Interessenten und Anbieter an das Berliner Unternehmen.

"Da ist der Teufel los"

Gestartet war die noch junge Plattform von Lara und Anian noch zu Pandemie-Zeiten - ein denkbar schlechter Zeitpunkt fürs Vermitteln von Reisen. Nun nimmt die Idee aber immer mehr Fahrt auf. Nicht zuletzt nach der Ausstrahlung des "Die Höhle der Löwen"-Staffelfinales dürfte eine Welle von Anfragen auf Personalabteilungen und Chefetagen zurollen. Zunächst wirkte das wie ein Horrorszenario für Carsten Maschmeyer. "Da ist der Teufel los."

Und auch mit den Gründern selbst ging er zunächst streng ins Gericht. Immerhin wagten sich Lara und Anian mit der selbstbewussten Forderung von 150.000 Euro für 10 Prozent der Firmenanteile an "Bildungsurlauber" in die Löwenhöhle. Bislang hatten sie erst 8.000 Euro Umsatz aus den Vermittlungsprovisionen gemacht. Eigentlich ein rotes Tuch für Zahlenmensch Maschmeyer. "Bei euren Mini-Umsätzen ist eure Firmenbewertung über 1,5 Millionen Euro mutig", stänkerte er dann auch sogleich. Das sollte allerdings nicht der Punkt sein, an dem "Bildungsurlauber" scheitern sollte.

Wettbieten um "Bildungsurlauber"

Allerdings: Auch auf der restlichen Löwen-Bank herrschte Bewegung. Und Nils Glagau, dessen Unternehmensgruppe selbst Bildungsurlaubsangebote vermittelt, machte das erste Angebot. "Wir machen viele Menschen, aber auch viele Arbeitgeber glücklich", schwärmte Glagau. Dann folgte ein Angebot von Dagmar Wöhrl, die ebenfalls Bildungsurlaube toll findet - auch wenn es sie in ihrem Heimatbundesland Bayern gar nicht gibt.

Und dann sprang Maschmeyer über seinen Schatten. Er schloss sich zum Bieter-Duo mit Co-Löwin Janna Ensthaler zusammen. "Ich sehe das als Win-Win für Arbeitnehmer und Arbeitgeber", sagte sie über die "Bildungsurlauber"-Idee. Und Maschmeyer zog mit, wenn er auch sagte: "Wie viele Firmenchefs werden uns dafür hassen?"

Wie sich zeigte, trafen die Gründer Lara und Anika nicht nur einen Nerv. Sie haben eine tolle, rasch ausbaufähige Plattform entwickelt. Und sie können auch verhandeln. Denn tatsächlich wichen Ensthaler und Maschmeyer mit ihren Vorstellungen - 150.000 Euro Finanzspritze bei einem deutlich höheren Firmenanteil von 20 Prozent - zunächst weit vom ursprünglichen Plan der Gründer ab. Doch dann verhandelten sie nach - und man einigte sich friedlich, bei 18 Prozent - je neun für Janna und neun für Carsten. Deal!

Zu schön, um wahr zu sein

Dann jedoch die traurige Nachricht: Der Deal sei nach der Show geplatzt. Das verkündete Gründerin Lara Körber in einem Statement: "Es wurde sich gegen ein Investment entschieden aufgrund des zum damaligen Zeitpunkt noch nicht geregelten Exits des dritten Gründers". Weiter heißt es: "Wir standen nach der Show mit Janna Ensthaler, Carsten Maschmeyer und deren Teams in einem sehr wertschätzenden und engen Austausch. Wir sind im Guten auseinander gegangen." 

Offenbar sei das Problem mittlerweile gelöst. Doch auch von Seiten Maschmeyers wird betont, dass der Deal deswegen scheiterte. Maschmeyer äußerte sich im Anschluss über seinen Sprecher zu der Situation: "Carsten Maschmeyer war es aber wichtig, dass er 'Lara und Anian von Herzen alles Gute wünscht und viel Erfolg mit Bildungsurlauber'". 

Nichtsdetotrotz entwickle sich "Bildungsurlauber" nach eigenen Angaben. Laut der Gründerin bekäme das Unternehmen pro Monat rund 2000 Anfragen und wachse "organisch und gesund". Vielleicht kann sich "Bildungsurlauber" also auch ohne die Löwen durchsetzen.