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Netflix trotzt Hollywood-Streik: Sechsstellige Summen für KI-Mitarbeiter

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Netflix hat eine kontroverse Stellenanzeige veröffentlicht. IMAGO / photothek

Der andauernde Hollywood-Streik dreht sich nicht nur um Geld, sondern auch um den Einsatz von KI im Filmgeschäft. Netflix macht jetzt Prioritäten deutlich.

Es dürfte wohl an keinem Filminteressierten vorbeigegangen sein: Schauspieler und Drehbuchautoren streiken derzeit in Hollywood für fairere Löhne. Seit rund 60 Jahren hat es in der Filmindustrie keine Arbeitsniederlegung in dieser Größenordnung mehr gegeben, womit der Streik in die Geschichte eingehen dürfte. Ein Ende scheint noch nicht in Sicht, denn laut Führungskräften sei ein höheres Gehalt für Schauspieler "einfach unrealistisch".

Zu Recht stellt sich dabei die Frage, wohin das große Geld fließt, das Konzerne wie Disney und Co. zweifelsohne generieren. Eine Antwort darauf gibt eine aktuelle Stellenanzeige von Netflix: Für einen KI-Produktmanager bietet der Streaming-Gigant nicht weniger als 900.000 Dollar Jahresgehalt. Wie "Black Mirror"-Darsteller Rob Delaney "The Intercept" vorrechnete, könnte eine Summe wie diese 35 Schauspieler und ihre Familien ernähren. Das Problem der Filmindustrie, so sagt er, seien keine finanziellen Mängel, sondern falsche Prioritäten.

KI-Protest: Filmindustrie bald arbeitslos?

Die Unruhe um den Einsatz von KI – nicht nur, aber vor allem in kreativen Branchen – fällt alles andere als zufällig mit den Protesten in Hollywood zusammen. Neben der Forderung nach gerechterem Lohn machen sich die Filmschaffenden inzwischen auch für Gesetze stark, die den Einsatz von Künstlicher Intelligenz regeln. Das ist mehr als sinnvoll, denn nicht nur Schauspieler laufen Gefahr, überflüssig zu werden, indem sie digital gescannt und z.B. als Komparsen mit modernster technischer Hilfe einfach "recycelt" werden können. Dank ChatGPT, das in der Lage ist, ganze Filmskripte zu erstellen, könnten bald auch die Drehbuchautoren arbeitslos gemacht werden.

Netflix' Stellenanzeige kann man in genau diese Richtung interpretieren: Die künstlerische Arbeit eines Menschen scheint hier in Zukunft weniger wert zu sein als die Fähigkeiten von künstlicher Intelligenz. "Deep Fake Love", eine Dating Show, die seit Anfang des Monats bei dem Streamingdienst zu sehen ist, taugt bereits ein Beispiel, das zeigt, was KI möglich macht. Die spanische Serie experimentiert mit täuschend echten Bewegtbild-Kopien realer Menschen. Was in anderen Fällen zu lustigen Ergebnissen führt, demonstriert hier eher unfreiwillig, wie gefährlich und makaber die Innovation vor allem in Realformaten werden kann.

Ähnliches bei Disney+, wo der Vorspann zur Marvel-Serie "Secret Invasion" von KI generiert wurde. Was sich hier möglicherweise als Versuch gestaltete, eine ohnehin nachlassende Serie durch günstige Mittel am Leben zu erhalten, bestätigt nur, wie leblos die Film- und Serienlandschaft wird, wenn das große Geld in die "Kunst" der KI fließt.