Die Wikinger sind wieder los: Netflix schickt mit "Vikings: Valhalla" eine historische Serie ins Rennen, die ein würdiger Nachfolger für "Vikings" sein soll. Doch kann sie wirklich die Erwartungen erfüllen? Und was genau bekommen die Zuschauer in der ersten Staffel zu sehen, die ab dem 25. Februar beim Streamingriesen abrufbar ist? Unser Autor hat sich die acht Episoden angeschaut.
"Vikings: Valhalla" – Worum geht es?
Die Serie setzt 100 Jahre nach "Vikings" ein. Die Wikinger haben sich in England breit gemacht. Sogar die Leibgarde von King Aethelred besteht aus Nordmännern. Doch die immer höher werdenden Danegelder setzen dem König zu. Beim St.-Brice's-Day-Massaker ordnet er schließlich die Ermordung aller in England lebender Wikinger an. Ein Jahr später hat König Knut von Norwegen ein Heer versammelt, um Rache zu nehmen. Die Insel ist schnell erobert, doch in der Heimat entsteht ein Machtvakuum und der wahre Feind steckt womöglich in den eigenen Reihen…
"Vikings: Valhalla" macht vieles richtig
An wen ist die Serie eigentlich gerichtet? Keine Frage, die Fans von "Vikings" werden mit "Valhalla" natürlich direkt angesprochen. Doch auch Interessenten, die noch gar nichts mit der Wikinger-Saga zu tun hatten, werden ihren Spaß finden und können der Story folgen. Netflix hat offenbar keine Kosten gescheut. Das sieht man in den beeindruckenden Bauten, den vielen Locations, hochwertigen Kostümen, einzig die visuellen Effekte kommen lediglich passabel daher, doch sie stehen zum Glück ohnehin nicht im Vordergrund.
Besonders das Casting sticht hervor. Jede Figur wurde geradezu perfekt besetzt. Ob Leif Eriksson, der vom Australier Sam Corlett gespielt und als etwas ratloser Hinterwäldler ins große Weltgeschehen eingeführt wird, Freydis Eriksdotter, die in Lagerthas Fußstapfen treten soll, was Frida Gustavsson bravourös meistert oder König Knut, der von Bradley Freegard die Größe und Glorie eines Björn Eisenseite verpasst bekommt. Dem eigentlichen Staffelbösewicht Jarl Kåre will man unterdessen nicht nachts begegnen. Der Däne Asbjørn Krogh Nissen bietet hier eine beeindruckende Leistung.
Für "Vikings"-Fans gibt es folglich nichts zu meckern. Besonders die ersten Episoden triefen vor Pathos, so gut wie alle Helden der Mutterserie werden namentlich erwähnt, der Seher ist sogar dabei, und als wäre es an Fan-Service noch nicht genug, findet das große Finale auch noch in Kattegat statt. Und was nicht fehlen darf: Pseudo-Skandivanier mit pseudo-skandivanischem Dialekt. So ist das gerollte R – zumindest in der englischen Originalfassung – auch hier überall vertreten.
Die historische Akkuratheit sei einmal dahingestellt. König Aethelred starb nicht derart früh in dem Konflikt, Leif Eriksson hatte mit dem Ganzen gleich gar nichts zu tun und Kattegat gab es, wie wir bereits seit "Vikings" wissen, nicht wirklich. Doch die Freiheiten, die sich die Macher herausnehmen, funktionieren durchaus. Die Geschichte wirkt rund, wenngleich so ziemlich jede Wendung mit einer Intrige und Verrat begründet wird, und die Figuren sind nachvollziehbar.
Die Macher versprachen "epische Schlachten, vielschichtige Charaktere und eine mitreißende Handlung". Vielschichtig naja, mitreißend allemal, und episch, erst zum Schluss. Dafür ist die Eroberung Englands zu sehr ein Selbstläufer. Tatsächlich hat Netflix zunächst 24 Episoden von "Vikings: Valhalla" bestellt, aufgeteilt auf drei Staffeln. Um Nachschub müssen sich die Fans also nicht sorgen. Da wird der Episodentitel des Staffelfinals prompt Programm: "Das Ende vom Anfang". Der Hauptteil darf gerne bald erscheinen.