Auch wenn im Serienkontext erst die halbe Staffel rum ist: Für das Jahr 2019 ist Episode acht die letzte Folge von "The Walking Dead". Ziehen wir kurz Bilanz: Der Krieg gegen die Whisperer rund um die schurkische Alpha (Samantha Morton) wurde bislang auf psychologischer Ebene geführt. Die Flüsterer vergifteten das Wasser und ließen einen Baum auf die Stadtmauern stürzen. Carol (Melissa McBride) trauerte weiter um ihren Sohn, der ein Opfer von Alphas Offensive in der letzten Staffel wurde. Und in der letzten Folge schien Siddiq (Avi Nash), gerade nach dem er Dante (Juan Javier Cardenas) als Whisperer-Spion entlarvte, von selbigen ermordet zu werden.

Viel Potenzial also für ein großes letztes Aufbäumen vor der Winterpause. Doch genau wie die erste Hälfte der zehnten Staffel insgesamt bleibt Folge 8 hinter ihren Möglichkeiten – und lässt doch immer wieder Potenzial erkennen.

Achtung: Es folgen SPOILER zur Folge "Nichts ist wie zuvor" (The World Before)!

Rest in Piece… Siddiq!

Siddiq hat es erwischt. Letzte Woche war ich mir noch unsicher, ob der gutgläubige Überlebende von Dante vielleicht nur bewusstlos gewürgt wurde. Hier war der Wunsch wohl Vater des Gedanken. Als Rosita (Christian Serratos) nach ihm sucht, er ist immerhin der Vater ihres Kindes, greift Zombie-Siddiq sie an. Es gelingt ihr zu töten, was von ihrem Geliebten übrig ist und Dante festzusetzen. Der wandert hinter Gittern, bleibt aber selbst nicht lang am Leben. Ausgerechnet Gabriel (Seth Gilliam) killt den Verräter.

Der gesamte Plot um Dante entpuppt sich als große vertane Chance. Der Charakter wurde erst im Staffelauftakt vor wenigen Wochen eingeführt – und stellt sich als Verräter hinaus, der an einer Tat beteiligt war, die sich in der Serie vor seinem ersten Auftritt ereignete. Das ist lausiges Storytelling und erinnert an Groschenromane. So wirkt auch Siddiqs Tod für mich nicht so emotional wie zum Beispiel der von Jesus (Tom Payne) im Halbstaffelfinale vor fast genau einem Jahr.  Damals ergab es sich aus dem Plot: dieses Mal wirkt es, als habe eben jemand pünktlich zur Pause sterben müssen.

Good Bye, Michonne … ?

Sender

Michonne (Danai Gurari) überwintert in Staffel 10.

Seit Februar 2019 steht fest, dass Danai Gurira ("Black Panther", "Avengers: Endgame") und damit Fanliebling Michonne die Serie verlässt. Fans durften sich also fürchten: Ist es ausgerechnet diese Woche soweit? Die Antwort: Nein, aber vielleicht sehr sehr bald. Sie begegnet in dieser Folge dem hochintelligenten Überlebenden Virgil (Kevin Carroll) – und damit einem möglichen Weg raus. Virgil erwähnt ein schwer bewaffnetes Schiff, zu welchem er Michonne führen möchte. Das tatsächliche Ergebnis dieses Plots wird aber auf nächstes Jahr verschoben.

Für mich wäre ein Abschied dieser Figur durch einen plötzlich neu eingeführten Charakter ein großes Ärgernis – aber hier werden sich die Geister scheiden. Danai Gurira war immer ein Highlight der Serie. Sie nach Andrew Lincolns Rick auch noch zu verabschieden wird für Showrunnerin Angela Kang eine Herkulesaufgabe.

 

Cliffhanger mit Caryl

Zu guter Letzt wären da noch Daryl (Norman Reedus) und Carol, die für den Cliffhanger zum Jahresende sorgen. Sie werden von Gamma (Thora Birch) zu Alphas Zombiearmee geführt – behauptet sie. Leider sind die beiden natürlich zu dumm, ihr zu misstrauen und lassen sich hübsch in eine Falle locken, wo sie kurz darauf in ein finsteres Nichts im Innern eines Gewölbes stürzen. Wo sie landen und ob sie ihren Sturz überleben, erfahren wir 2020.

Hoffentlich gelingt es der Serie dann wieder, etwas strukturierter und vor allem weniger hoppladihopp die guten Ideen herzuleiten. Zu oft passieren in "The Walking Dead" Dinge, weil sie passieren müssen, statt sich logisch aus dem Plot zu ergeben. Ein möglicher Vorsatz fürs nächstes Jahr also, werte Frau Kang: Fokus aufs Wesentliche, denn weniger ist auch in der Postapokalypse meistens mehr.